Hermes Phettberg ist tot Der ungewöhnliche schwule TV-Kauz starb mit 72 Jahren in einer Wiener Klinik
Der schwule Kult-Entertainer Hermes Phettberg ist am Mittwoch im Alter von 72 Jahren gestorben. Der lange Zeit stark übergewichtige Wiener wurde in den 1990er Jahren mit seiner Show „Phettbergs Nette Leit Show“ zum absoluten Kult. Lustvoll schockierte er seine prominenten Gäste abwechselnd mit Scharfsinn, Philosophie und seinen sexuellen SM-Sex-Fantasien.
Eine Kultfigur gegen den Mainstream
Phettberg hatte einen großen Fetisch für junge Männer in Jeans und liebte das Spiel mit dem Rohrstock. Ungewöhnlich frei und offen erzählte er immer wieder über seinen Fetisch und sprengte damit die Normen und Grenzen des deutschen und österreichischen TV-Fernsehens zum Ende des letzten Jahrtausends.
Talkmaster Harald Schmidt nannte ihn einst voller Ehrfurcht ein „Gesamtkunstwerk.“ Auch der Beginn seiner einzigartigen TV-Show wurde mit der Frage „Eierlikör oder Frucade?“ zum Kult. Immer wieder legte er sich auch gerne mit Wollust mit der römisch-katholischen Kirche an und provozierte „Skandale“.
Verarmung im Alter
Es folgten weitere Fernsehformate auch im Privatfernsehen, nach mehreren Schlaganfällen wurde es zu Beginn der 2000er Jahre immer ruhiger um den TV-Kauz. Knapp zehn Jahre lange führte er daraufhin online eine Art von Tagebuch, das „Gestionsprotokoll“ – das Best-Of davon erschien 2015 als Comicband „Blue Jeans – Der Phettberg Comic“.
Phettberg vereinsamte und verarmte zusehends und thematisierte auch das immer wieder öffentlich, zum Beispiel in der Dokumentation „Der Papst ist kein Jeansboy“. Darin erklärte der bekennende Masochist mit seinen stets schiefen Mundwinkeln: „Ich komme eigentlich von der Sexualität her.“ Sein Regisseur Kurz Palm erklärte einst, Phettberg habe als dicker Schwuler mit seiner Leidenschaft für Fetisch und für den Sadomasochismus aufgezeigt, dass es neben den „Schönen, Starken und Tüchtigen“ auch andere Menschen gibt, die Gehör finden sollten, weil sie etwas zu sagen haben.
Zuletzt schrieb Phettberg eine Kolumne für die Wiener Wochenzeitung Falter. Kurz vor seinem Tod wünschte er seinen Lesern bereits aus der Klinik noch: „Frohe, gesunde und friedliche Weihnachten allüberall.“