Hassverbrechen in Las Vegas Ein 75-jähriger Senior wollte offenbar die "verfickten Schwuchteln" im Nachbarhaus ermorden
Ein besonderer Fall von extremer Homophobie sorgt derzeit im US-Bundesstaat Nevada für Schlagzeilen – ein Rentner soll in Las Vegas versucht haben, seine beiden Nachbarn, ein schwules Paar, zu erschießen. Stimmt die Jury der Anklage zu, erwarten den 75-Jährigen jetzt bis zu 26 Jahren Gefängnis.
Klarer Fall von Hassverbrechen
Auf der Anklagebank sitzt Larry Walraven. Ihm wird vorgeworfen, mit einer Waffe in der Nacht auf seine schwulen Nachbarn geschossen und dabei laut geschrien zu haben: „Ich werde euch verfickten Schwuchteln töten! Ich hoffe, ihr Schwuchteln sterbt!“ Viermal soll er anschließend auf das schwule Paar geschossen haben – glücklicherweise traf Walraven offenbar kein einziges Mal, die beiden Männer blieben unverletzt und alarmierten kurz darauf den Notruf.
Als die Polizei vor Ort eintraf, soll der Rentner den Unschuldigen gespielt haben und erklärte, er habe keine Ahnung, was passiert sei und habe sich die ganze Nacht über nur um seine Mutter in seinem Haus gekümmert. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung stellten die Beamten dann allerdings die Tatwaffe sicher – ein Luftdruckgewehr. Die Polizei verhaftete den Senioren wegen Angriffs mit einer tödlichen Waffe mit dem Zusatz „Hassverbrechen“.
26 Jahre Haft für Senioren?
Genau dieser Eintrag könnte dem 75-Jährigen jetzt besondere Probleme bereiten: So sieht die Anklage eine mögliche Freiheitsstrafe von bis zu sechs Jahren und eine Geldstrafe von 5.000 US-Dollar für den doppelten Mordversuch vor, ein Hassverbrechen indes kann mit abermals 20 Jahren Gefängnis bestraft werden.
Für Walraven kommt erschwerend hinzu, dass es sich bei ihm um einen Wiederholungstäter auf Bewährung handelt. Aktuell sitzt der Senior deswegen auch ohne Kaution in Polizeigewahrsam. Die Polizei erklärte indes, dass es sich auch bei einem Luftdruckgewehr um eine gefährliche Waffe handele – jedes Jahr werden dadurch im Schnitt in den USA vier Menschen getötet.
Gewalteskalation im Wohnviertel
Walravens mögliche Tat schockt auch deswegen den Bundesstaat, weil die Gewalteskalation gegenüber Homosexuellen auch in scheinbar friedlichen Wohnvierteln immer mehr an Dramatik zunimmt. Das Bild eines 75-Jährigen in einem wohl situierten Bezirk passte bisher eigentlich auch in den USA nicht wirklich zum Klischeebild eines homophoben Mörders.
Das renommierte Williams Institute in Los Angeles erklärte in diesem Zusammenhang, dass heterosexuelle Menschen (35%) in den USA eher eine schussbereite Waffe zu Hause haben als Homosexuelle (19%). Die National Coalition of Anti-Violence Projects zeigte auf, dass rund 60 Prozent der durch Vorurteile motivierten Tötungsdelikte gegen homosexuelle Menschen mit Schusswaffen begangen werden.
Homosexuelle sind oft Opfer von Gewalt
Schwule und Lesben haben dabei ein doppelt so hohes Risiko, Opfer von Waffengewalt zu werden als ihre gleichgeschlechtlichen heterosexuellen Altersgenossen, so das National Archive of Criminal Justice Data. Keine andere Gruppe von Menschen wird so sehr Opfer von Gewalt, nicht einmal Personen, die aufgrund religiöser oder rassistischer Vorurteile angegriffen werden (Williams Institute). Allein in Nevada hat sich die Zahl der Hassverbrechen, die sich gegen die sexuelle Orientierung ihrer Opfer richten, teilweise binnen eines Jahres verdoppelt.