Gedenktag für Drogenopfer Jeden Tag sterben fünf Menschen in Deutschland am Drogenkonsum – unter den Opfern auch viele LGBTI*-Menschen.
In über einhundert Städten in Deutschland sowie auch international wird heute den Drogentoten gedacht, zuletzt starben im vergangenen Jahr in Deutschland 1.990 Personen, zumeist an einer Überdosis sowie gepantschten Substanzen. Das sind mehr als fünf Menschen jeden Tag! Für die Deutsche Aidshilfe (DAH) ist klar: „Viele könnten noch leben.“ Besonders davon betroffen ist dabei auch die LGBTI*-Community.
Drogenpolitik muss Chefsache werden
„Immer mehr Drogen, immer stärkere Wirkung, immer mehr Tote: Die Drogenpolitik wird ihrer Aufgabe, das Leben und die Gesundheit von Menschen zu schützen nicht mehr gerecht“, so die Aidshilfe weiter. Binnen eines Jahrzehnts hat sich die Zahl der Drogentoten in der Bundesrepublik verdoppelt. Es bedarf dringend eines Paradigmenwechsels in der Drogenpolitik, fordert dementsprechend auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert. Die zuständigen Ministerien und Senatsverwaltungen der Länder müssen das Thema endlich auf „Chefebene“ angehen, Kürzungen bei Hilfs- und Beratungsangeboten müssen indes tabu sein, so Blienert weiter.
Erneuter Anstieg der Drogentoten befürchtet
Gerade auch in der LGBTI*-Community im Umfeld von sexpositiven Partys (Chemsex) spielt der Drogenkonsum eine besondere Rolle – Pilotprojekte wie das Berliner Drug-Checking sollen hier gerade auch in der Szene erste Veränderungen bewirken, eine landesweite Umsetzung wäre sinnvoll. Das allein reicht allerdings nicht aus.
„Die dramatische Lage verlangt einen Ausbau von Angeboten, aber auch von Forschung und Pilotprojekten in Bund, Ländern und Kommunen. Wenn die Politik weiter zögert, sich den Problemen im Drogenbereich in angemessener Weise zu stellen, wird die Zahl der Toten weiter steigen. Wir müssen jetzt den Turbo einschalten und alle Maßnahmen vollumfänglich einsetzen, die das Leben und die Gesundheit von Drogen konsumierenden Menschen nachweislich schützen“, so Dirk Schäffer, DAH-Referent für Drogen und Strafvollzug.
Fachgerechte Drogenpolitik hätte Todesfälle vermeiden können
Neben einem bundesweiten Drug-Checking bedürfe es zudem auch Drogenkonsumräumen von Konsumenten, um Beratung, Aufklärung und gegebenenfalls auch Notfallhilfe direkt anbieten zu können. Des Weiteren wünscht sich die Aidshilfe einen standardisierten Einsatz des Notfallmedikaments Naloxon sowie den Ausbau der HIV- und HCV-Prävention. Gerade bei intravenös Drogen konsumierenden Menschen stieg die Zahl der HIV-Neuinfektionen in den letzten Jahren rapide an.
Sylvia Urban vom Vorstand der DAH macht dabei abschließend klar: „Die Verstorbenen sind nicht einfach anonyme Drogentote, sondern Menschen, die uns und anderen Menschen nahestanden – in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz. Wir gedenken der Verstorbenen in Trauer, aber auch mit Wut, denn ihr Tod wäre durch eine fachgerechte Drogenpolitik vermeidbar gewesen. Gedenken bedeutet auch, alles dafür zu tun, dass sich solche Tragödien nicht täglich wiederholen!“