Gedenken an Schwulenmord Der Tod eines 23-jährigen Schwulen fand Einzug in Stephen Kings Weltbestseller „Es“
Im US-Bundesstaat Maine gedenkt man in diesen Tagen der grausamen Ermordung eines 23-jährigen schwulen Mannes – der bestialische Vorfall diente Horror-Autor Stephen King als Grundlage für seinen Weltbeststeller „Es“.
Ein grausamer Mord vor 40 Jahren
In dieser Woche jährt sich zum vierzigsten Mal die eiskalte Tat, an vielen Orten im US-Bundesstaat wird dem Opfer Charlie Howard gedacht. In weiten Teilen findet sich die Szene auch in Kings Horrorklassiker wieder: Der 23-Jährige schlenderte mit seinem Freund Roy Ogden Hand in Hand durch die Kleinstadt Bangor, als ein Auto mit drei Jungs im Alter von 15, 16 und 17 Jahren sowie zwei Mädchen auf sie zuraste. Howard kannte die Teenager gut, immer wieder hatten sie ihn bereits beschimpft und belästigt.
Dieses Mal sprangen die drei jungen Heranwachsenden aus ihrem Fahrzeug und verfolgten zu Fuß das schwule Paar weiter, bis sie Howard an einer Brücke stellen konnten – der 23-Jährige litt an Asthma und war auf der Flucht gestürzt. Sein Freund Roy entkam und musste hilflos mit ansehen, wie die Teenager immer wieder äußert brutal auf den jungen schwulen Mann einschlugen und eintraten. Howard bettelte blutverschmiert schließlich um sein Leben, doch die drei jungen Männer zeigten keine Gnade und warfen ihn von der Brücke in den Tod. Auch seine Erklärung, er könne nicht schwimmen, half ihm nichts.
Stunden später fanden Einsatzkräfte seine Leiche im Fluss, während die drei Jungs auf einer Party anschließend mit ihrer Tat prahlten und die Brücke als „Chuckahomo-Brücke“ („Schmeißt den Homo von der Brücke“) umbenannten. Aufgrund ihres jungen Alters kamen alle drei Jugendlichen mit milden Strafen davon, das Gericht verurteilte sie aufgrund von Totschlags zu einer Unterbringung im Maine Youth Center bis zu ihrem 21. Geburtstag. Zwei von ihnen wurden indes bereits wieder nach knapp zwei Jahren entlassen.
Gedenken in der Gemeinde
Die sinnlose Brutalität des Mordes schockiert die Gemeinde Bangor bis heute. Am 40. Jahrestag der Ermordung von Howard versammelten sich in diesen Tagen die Einwohner erneut auf der Brücke über den Kenduskeag Stream, um Howard zu ehren. „Wir sind heute hier, weil so viele von uns von den Ereignissen berührt wurden. Das Licht, das in Charlie brannte, wurde an eine andere Person weitergegeben, an eine zweite Person und an eine dritte“, sagte Gia Drew, Geschäftsführerin von Equality Maine.
Ferner betonte sie, dass Charlie Howard zu einer Zeit offen zu seiner Homosexualität stand, als dies noch wesentlich schwerer als heute gewesen war. Und Pfarrer Andrew Moeller erklärte: „Hass und Feindseligkeit können ein Leben zerstören und jemanden daran hindern, der wunderbare Mensch zu sein, der er ist. Es erinnert uns daran, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben.“
Trauer bei Stephen King
Auch Bestseller-Autor Stephen King betonte die Grausamkeit der Tat – zwei Jahre nach der Ermordung erschien sein Roman „Es“, darin nimmt er sich der kaltblütigen Tat an und beschreibt, wie drei homophobe Teenager einen jungen schwulen Mann attackieren und über eine Brücke in den Fluss werfen. Im Roman stirbt der junge schwule Mann schlussendlich durch den Horror-Clown Pennywise, der gestaltwandelnden Verkörperung der Angst selbst.
King erklärte dazu: „Ich glaube, der Tod von Charlie Howard hat die Menschen in der Gegend von Bangor aus ihrer Selbstgefälligkeit in Bezug auf sexuelle Vorlieben und Vorurteile herausgerissen. Ich weiß, dass es bei mir so war. Wenn ich daran zurückdenke, überkommen mich immer noch Gefühle von Traurigkeit und Scham. Ich fühle mich nicht direkt verantwortlich, und ich würde das auch niemals der Gemeinde aufbürden – aber es ist unsere Stadt. Wir leben hier. Das bedeutet, dass wir zeitlebens mit Charlie leben werden und immerzu versuchen müssen, die Dinge richtig zu machen.“