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Gay-Ikone kritisiert queeren Aktivismus
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Gay-Ikone kritisiert queeren Aktivismus „Nur die Spießer waren so sittenstreng und verbotsfreudig wie heute die Sittenwächter der woke Generation.“

ms - 01.08.2022 - 11:30 Uhr

Christian Ude – der heute 74-jährige Pensionär war über zwanzig Jahre lang nicht nur der Oberbürgermeister von München, sondern bis heute auch einer der stärksten Befürworter der LGBTI*-Community. Gerade für queere Menschen in Süddeutschland war Ude immer wieder geradezu ein Leuchtfeuer und Hoffnungsträger – und dabei ganz nebenbei auch einer der erfolgreichsten SPD-Oberbürgermeister deutschlandweit. Seine Wahlergebnisse von beinahe 70 Prozent in der bayerischen Landeshauptstadt sind bis heute legendär. Ude war auch der erste Oberbürgermeister Deutschlands, der die Schirmherrschaft für einen CSD übernommen hatte – und dann auch entschlossen den Pride-Marsch Jahr für Jahr in München anführte.

Ude hat sich jetzt deutlich und klar gegen den queeren Aktivismus geäußert, insbesondere gegen Cancel Culture und gegen die Streitigkeiten bei der Frage um die Anzahl der Geschlechter. Hintergrund ist ein klassischer Fall von Cancel Culture, der vor kurzem im Schweizerischen Bern stattgefunden hatte: Die Band “Lauwarm“ hatte dort ihren Auftritt auf kurzfristige Entscheidung der Veranstalter mittendrin abbrechen müssen, weil sich einzelne Zuschauer von den Dreadlocks einiger weißer Band-Mitglieder verletzt fühlten. Der Vorwurf lautete, dass dies “kulturelle Aneignung“ wäre. Während sich die Veranstalter auf Facebook daraufhin beim Publikum entschuldigten, man hätte diese besser vor dem Auftritt “schützen müssen“, machten andere wie der Co-Fraktionspräsident der FDP in der Stadt Bern, Tom Berger, ihrem Unmut auf Twitter Luft und schrieben: "Jetzt mal ehrlich. Wenn Du Dich 'unwohl' fühlst, weil weiße Menschen Reggae-Musik machen, könnte es dann sein, dass Du das Problem bist?" Auch in Deutschland sorgte der jüngste Vorfall von Cancel Culture für Diskussionen, beispielsweise auch beim Sänger und Kommunalpolitiker Roland Hefter (SPD), der sein Unverständnis darüber via Facebook äußerte: „Europäische Bands spielen Reggae und Country, arabische Musiker spielen Beethoven und Mozart – und das ist gut so! Ich freu mich über jeden Afrikaner oder Chinesen in Lederhose und Dirndl und jeden Jugendlichen, egal wo er herkommt, wenn er Dreadlocks und Rastalocken trägt, wenn es ihm gefällt.“

Daraufhin meldete sich nun dann auch Ex-Oberbürgermeister und bayerische LGBTI*-Ikone Christian Ude zu Wort – er begrüßte die deutlichen Worten seines Partei-Kollegen und schrieb: „Herzlichen Dank für deine erfrischenden Worte. Ohne ´kulturelle Aneignung‘ gäbe es keinen Jazz in Europa. Davon haben in meiner Jugend alte Nazis geträumt. Und nur die Spießer von der `Sauberen Leinwand‘ waren so sittenstreng und verbotsfreudig wie heute die Sittenwächter der woke Generation. Immerhin durfte man damals aber noch unbeanstandet aussprechen, dass es überhaupt Männer und Frauen gibt...“. Bei der “Sauberen Leinwand“ handelt es sich um eine extrem konservative Initiative, die in den 1960er Jahren den “Schund“ in Kinofilmen zensieren lassen wollte – auch Gay-Themen – und dabei extrem restriktiv vorging. Sogar die katholische Kirche hatte sich von der Aktion schlussendlich distanziert. Ude selbst hat sich übrigens während seiner Zeit als Oberbürgermeister von 1993 bis 2014 nicht nur für die LGBTI+-Community, sondern auch immer wieder gegen Rassismus eingesetzt. Die beiden Themen wurden zum Markenkern während seiner Amtszeit in München.  

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