Frohe Weihnachten?! Der Grinch und der christliche Kulturimperialismus
Ein Kommentar von Michael Schmucker
In den USA regt sich in der Weihnachtszeit Widerstand, angeführt vom Diversity-Experten und Autor Dr. Warren Blumenfeld. Die Kernforderung ist einfach: Homosexuelle und queere Menschen dürften sich an Weihnachten nicht „Frohe Weihnachten“ oder „Fröhliche Feiertage“ (Happy Holidays) wünschen, schon gar nicht innerhalb der LGBTI*-Community. Warum? Das sei „eine Form des christlichen Kulturimperialismus“.
Emotionale Verletzungen und Auslöschungen
Diese Hegemonie fördere nicht nur die christliche Kultur, deren Vertreter auf Erden die Community in weiten Teilen ablehne und sie stets als sündig darstelle, nein, die frommen Wünsche würden auch all jene emotional zutiefst verletzen, die an eine andere Religion glauben oder Atheisten sind – immerhin 16 Prozent der US-Amerikaner sind doch tatsächlich Nichtgläubige.
Wer „Frohe Weihnachten“ wünscht, will laut Diversity-Fachmann Blumenfeld in einer hinterhältigen, verschlüsselten Sprache eigentlich nur ein frohes Christenfest wünschen. Mit jedem Wunsch schwinge also ein wenig Kolonialismus mit. Zuvor sollten die nichts ahnenden Wünsche-Verteiler doch erst einmal all die anderen, nicht-christlichen Feiertage erlernen, so der Experte.
Keinem anderen Glauben werde immerhin ein solches „übergriffiges System“ gestattet, das allen Menschen vorschreiben wolle, Christen sein zu müssen. Die „offenkundige Hegemonie“ sei eine „absichtliche und gewollte Unterdrückung“, mehr noch, eine „Auslöschung“ von allem anderen – und genau das müsse eine queere Community zuallererst vehement ablehnen.
Was wusste George Michael wirklich?
Beweise gebe es dabei überall, von Weihnachtsdekorationen bis zu Weihnachtsmusik, die allesamt auch „christlicher Kulturimperialismus“ sind. Ob dem von Kopf bis Fuß durchwegs schwulen George Michael das klar war, als er mit seiner Band Wham mit „Last Christmas“ einen der größten Weihnachtssongs aller Zeiten schuf?
Für Autor Blumenfeld ist klar: „Frohe Weihnachten“ ist das Gegenteil von Inklusion, kurzum: Wer schöne Feiertage wünscht, muss demnach ein diskriminierender Rassist sein. Und wer das in Frage stellt, der sei sofort als „subversiv“ oder „gotteslästerlich“ gebrandmarkt und werde also ausgestoßen. Dabei müssten wir uns, so der Experte weiter, viel stärker noch zu „Multikulturalismus und Vielfalt“ bekennen.
Der queere Grinch und ein Weihnachtsmann
Wer nach all dem intellektuellen Weihnachts-Bashing nun ein wenig an den grünen Grinch denken muss, jene fiktive Kultfigur von Theodor Seuss, der Weihnachten aus tiefstem Herzen hasst, hat vielleicht nicht ganz unrecht. Wer so aus vollem grünen Herzen hasst und sich dabei immerzu auf der Seite der Guten wähnt, ist wohl auch argumentativ sehr schwer überhaupt noch zu erreichen - immerhin geht Weihnachten nach aktuellem Wissensstand wohl auf die Wintersonnenwende zurück, die bereits in der Antike oder auch bei den alten Ägyptern gefeiert wurde, also lange bevor sich jemand hinsetzte und das Christentum erfand.
Vielleicht blickt man aber auch einfach als amerikanischer Diversity-Fachmann etwas irritiert auf Weihnachten, wenn der allgegenwärtige Weihnachtsmann in den USA von Coca-Cola erfunden wurde. Beim echten Grinch lag der Groll am viel zu kleinen Herzen - ob das auch für den Diversity-Weihnachtsfeind zutrift, bleibt offen.