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Boston: Hotel hält Lesbe für trans* Person und verweist sie

Frau sähe zu maskulin aus Boston: Hotel hält Lesbe für trans* Person und verweist sie

mr - 13.11.2025 - 19:30 Uhr
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Eine lesbische Frau wird für eine trans* Person gehalten und aus dem Hotel verwiesen – das Hotel entschuldigt sich und kündigt Konsequenzen an.

 

Vorfall im Luxus-Hotel löst Proteststurm aus

Ein Vorfall im renommierten Liberty Hotel in Boston sorgt international für Aufsehen: Die lesbische Frau Ansley Baker und ihre Partnerin Liz Victor wurden nach dem Besuch einer Damentoilette von einer Sicherheitskraft aus den Räumlichkeiten des Hotels verwiesen. Hintergrund war eine Verwechslung – Baker wurde fälschlicherweise für eine trans* Frau gehalten, da sie nach Einschätzung der Wachperson zu maskulin erschien. Trotz der Vorlage eines amtlichen Ausweises, der ihr Geschlecht eindeutig belegte, wurde das Paar unter dem Applaus weiterer Gäste nicht nur öffentlich beschämt, sondern musste das Hotel schließlich verlassen. Nach massiver Kritik aus der LGBTIQ+-Community und einem öffentlichen Aufschrei kam es nun zu einer offiziellen Entschuldigung des Hotels sowie zur Zusage, 10.000 US-Dollar an eine LGBTIQ+-Organisation zu spenden.

Das Ereignis steht exemplarisch für einen gesellschaftlichen Diskurs, der besonders in den USA an Schärfe zunimmt: Fragen der Geschlechteridentität und Diskriminierung im öffentlichen Raum. Obwohl im US-Bundesstaat Massachusetts seit 2016 eine klare Rechtslage besteht – Menschen dürfen die sanitären Einrichtungen aufsuchen, die ihrer eigenen Geschlechtsidentität entsprechen –, kommt es weiterhin zu Vorfällen wie diesem. Besonders besorgniserregend ist, dass solche Diskriminierungen nicht nur trans* Personen selbst, sondern auch lesbische Frauen mit maskuliner Erscheinung treffen.

Laut einer US-weiten Studie aus dem Jahr 2023 geben über die Hälfte aller befragten trans* und nicht-binären Personen an, regelmäßig aus öffentlichen Toiletten ausgeschlossen oder dort belästigt zu werden. Diese Entwicklung ist nicht nur ein lokales Phänomen: In mehreren Staaten haben Gesetzgeberinnen und Gesetzgeber erst kürzlich neue Zugangsbeschränkungen für sanitäre Anlagen eingeführt. Die Debatte, ursprünglich auf die Rechte von trans* Frauen fokussiert, betrifft zunehmend auch cis Frauen, deren Auftreten den gängigen Geschlechterrollen nicht entspricht.

„Dieses skandalöse Erlebnis – die öffentliche Bloßstellung und der Verlust der Würde – belastet die beiden Frauen emotional und ist ein klarer Verstoß gegen das Bürger*innenrecht im Bundesstaat Massachusetts“, so kommentierte Sunila Thomas George, Vorsitzende der Antidiskriminierungskommission MCAD. Sie betonte die Notwendigkeit einer besseren Antidiskriminierungsschulung in öffentlichen Einrichtungen.

Nach monatelanger Prüfung wurde ein bindender Vergleich erreicht: Das Hotel verpflichtet sich, Mitarbeitende künftig fundiert zu schulen, interne Richtlinien zu aktualisieren und eine klare Antidiskriminierungserklärung öffentlich auszuhängen. Hoteldirektor Mark Fischer bestätigte die Konsequenzen und entschuldigte sich in einem persönlichen Statement ausdrücklich bei Ansley Baker und Liz Victor.

Auch wenn die Entschuldigung und die Spende von 10.000 US-Dollar ein Zeichen setzen, ist der Fall für das betroffene Paar noch nicht abgeschlossen. Für den Vorwurf, sie hätten gegen die Hausordnung verstoßen, sieht das Paar eine Zwangssituation und eine Rufschädigung. Sie bereiten deshalb eine zivilrechtliche Klage vor, um nicht nur Genugtuung zu erhalten, sondern auch ein Zeichen gegen Falschdarstellungen und Diskriminierung zu setzen.

Insgesamt verdeutlicht der Fall, wie wichtig professionelle Schulungen von Mitarbeitenden, klare gesetzliche Regelungen und ein respektvoller Umgang miteinander in öffentlichen Räumen sind. Gleichzeitig wirft er die Frage auf, worin die Verantwortung von Gesellschaft und Unternehmen liegt, die Rechte marginalisierter Gruppen aktiv zu schützen. Bleibt zu hoffen, dass aus den aktuellen Ereignissen mehr als nur symbolische Konsequenzen erwachsen und langfristige Veränderungen im Umgang mit Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit initiiert werden.

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