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FIFA-Präsident Infantino
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FIFA-Präsident Infantino Deutschland verweigert die Unterstützung

ms - 17.03.2023 - 11:00 Uhr

Kommentar

Es ist nicht mehr als eine kleine Randnotiz und doch ist es von großer Bedeutung: Giovanni Infantino bleibt für mindestens vier weitere Jahre Präsident des Weltfußballvereins FIFA. Sein Vertrag wurde jetzt bis 2027 verlängert, ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. Passenderweise gab es nicht einmal einen einzigen Gegenkandidaten, wohl nicht deswegen, weil nicht auch andere Vertreter der FIFA jene charmante Mischung aus rein hypothetischer (natürlich!) Korruptionsfähigkeit und Menschenverachtung so perfekt zusammenbringen können, sondern eher schlicht und ergreifend deswegen, weil Infantino sehr mächtig ist – sein Wort hat innerhalb wie außerhalb der FIFA Gewicht. Wie hört man es stets so schön in den Mafia-Filmen? Man widerspricht nicht, sonst landet man bei den Fischen.  

Demokratie in Vollwendung?

Nun ist der Weltverband zudem in der Schweiz angesiedelt, also einem Land, das wie kein anderes höchste Demokratieansprüche mit einer besonderen Einstellung zum Geld kombinieren kann. Und spricht es nicht auch für Infantino, wenn er sozusagen fast alle Stimmen hinter sich vereinen konnte? Ist das nicht sozusagen Demokratie in Vollendung? Gut, wie gesagt, es gab keinen Gegenkandidaten, aber solche Kleinigkeiten stören auch viele Despoten und diktatorisch agierende Staatenlenker in all jenen Ländern nicht, in denen Infantino gerne Fußballspiele abhalten lässt. The Winner takes it all, das wusste schon ABBA.

Man hört indes, der Rückhalt für den glatzköpfigen FIFA-Chef, der zumindest optisch ein wenig an den Erzbösewicht Ernst Stravro Blofeld (Schauspieler Donald Pleasence) aus den älteren James-Bond-Filmen mit Roger Moore erinnert, soll immens gewesen sein. Beinahe alle der 211 FIFA-Mitgliedsverbände stimmten für Blofeld, sorry, ich meine Infantino natürlich. Es sei, so hört man, eben „reine Formsache“ gewesen.

Was vom Tage übrig bleibt…

Bleibt vielleicht noch zu erwähnen, dass die Wahl während des Kongresses des Fußball-Weltverbandes in Ruanda stattgefunden hat. Also einem Land, das bis heute Homosexuelle verachtet und dessen Einwohner immer wieder auch gerne mal handgreiflich werden, im Namen Gottes oder eben Allahs natürlich. Da muss sich Infantino sicherlich besonders wohl gefühlt haben, wahrscheinlich hat es ihn an Katar erinnert, jenem besonders menschenfreundlichen Land, das inzwischen sehr froh darüber ist, dass die einheimischen Homosexuellen wieder genauso drangsaliert werden können wie vor der WM und endlich all die unangenehmen medialen Stör-Fragen ein Ende gefunden haben.

Was wirklich in Erinnerung bleibt, ist der Hofknicks des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck vor den Scheichs auf seiner weltweiten Suche nach neuen Energielieferanten. Übrigens, einer der wenigen Nationalverbände, der tatsächlich Infantino seine Unterstützung verweigerte, war der Deutsche Fußball-Bund. Das mag man ähnlich revolutionär finden wie eine Hand vorm Mund kurz vor einem Fußballspiel, am Ende bleibt aber immer nur eines stets zurück – ein großes Schweigen. Und alles bleibt, wie es ist – in Katar wie bei der FIFA. Was wären wir auch ohne Konstanten in unserem Leben?

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