Engpass bei adäquater Hilfe HIV-Versorgung: Nur zwei Spezialpraxen in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein sorgt die Versorgung von Menschen mit HIV erneut für Diskussionen. Nach Ansicht der Opposition sind zu wenige spezialisierte Ärztinnen und Ärzte für die Betreuung HIV-positiver Menschen im Einsatz. Aktuell verfügen lediglich zwei Praxen im gesamten Bundesland über eine entsprechende Zulassung für eine qualitätsgesicherte HIV-Therapie. Gesundheitspolitikerinnen und Gesundheitspolitiker von SPD und FDP sehen darin eine erhebliche Versorgungslücke, vor allem vor dem Hintergrund der weiterhin hohen HIV-Infektionen.
Fehlende Anlaufstellen im ländlichen Raum
Tatsächlich werden besondere Anforderungen an die Behandlung und Begleitung von Menschen mit HIV gestellt. Die Fortschritte der Medizin ermöglichen eine weitgehend normale Lebenserwartung, sofern die Therapie kontinuierlich und leitliniengerecht erfolgt. Doch während bundesweit rund 90.000 Menschen mit HIV leben, ist gerade in dünn besiedelten Regionen wie Schleswig-Holstein der Zugang zu spezialisiertem medizinischem Know-how eingeschränkt. Primary Care Ärztinnen und Ärzte sind häufig nicht auf die spezifischen Herausforderungen der HIV-Therapie vorbereitet, wie aktuelle Berichte von Fachverbänden zeigen.
Stimmen aus Politik und Praxis
Birte Pauls, SPD-Gesundheitsexpertin, bringt ihre Sorge auf den Punkt:
„Dass nur zwei zugelassene Arztpraxen in ganz Schleswig-Holstein eine spezialisierte medizinische Versorgung von Personen mit einer HIV-Infektion oder Aids anbieten, wird den Bedürfnissen unseres ländlich geprägten Bundeslandes nicht gerecht.“ – Birte Pauls, SPD
Dem schließt sich Heiner Garg (FDP) an, der von der Landesregierung fordert, gemeinsam mit den Kassenärztinnen und Kassenärzten eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen und Versorgungslücken zu schließen.
Weniger Neuinfektionen, aber Versorgungsprobleme bleiben
Erfreulich ist die Entwicklung der gemeldeten HIV-Neuinfektionen: 2024 sind die Fallzahlen in Schleswig-Holstein auf 62 zurückgegangen, nachdem 2023 noch 88 neue Fälle und im Jahr zuvor sogar 123 registriert wurden. Hinter diesen Zahlen stehen jedoch viele Betroffene, die auf eine schnelle, wohnortnahe und vorurteilsfreie medizinische Begleitung angewiesen sind. Fachorganisationen mahnen aktuell an, dass Diskriminierung und Stigmatisierung vielerorts fortbestehen und Unsicherheiten bei der Arztwahl hemmen.
Der politische Druck könnte neue Impulse setzen, damit moderne HIV-Medizin nicht zum Standortvorteil einzelner Ballungszentren wird. Es bleibt die Herausforderung, Versorgungslücken zu schließen, um allen Menschen mit HIV in Schleswig-Holstein eine adäquate Betreuung zu ermöglichen. Wird es Land und Kassenärztinnen und Kassenärzten gelingen, neue Therapieangebote zu schaffen? Die Antwort auf diese Frage wird wegweisend für Betroffene im Norden sein.