Ende einer Ära Zunahme von gewalttätigen Angriffen auf Mitarbeiter und Gäste des berühmten Londoner Gay-Clubs
Mitte Dezember schließt in London einer der altehrwürdigsten und legendärsten Schwulenclubs Großbritanniens und damit auch eine der wichtigsten Anlaufstellen für Schwule – die Rede ist vom G-A-Y Late in Goslett Yard, Soho. Besorgniserregend ist dabei die Begründung: Die zunehmenden gewalttätigen Angriffe auf Mitarbeiter und Gäste in den Abendstunden machen es dem Besitzer unmöglich, die Lokalität weiter zu betreiben.
Welle der Gewalt gegenüber Schwulen
Die Welle der Gewalt gegenüber Homosexuellen und queeren Menschen ist im Vereinigten Königreich bereits seit langem bekannt, neu indes ist, dass sich immer mehr LGBTI*-Personen offenbar auch zurecht in und rund um ihren eigenen Safe Spaces nicht mehr sicher fühlen.
Zuletzt ist die Zahl der Hassverbrechen zwar geringfügig binnen eines Jahres in Großbritannien gesunken, sie ist aber zum einen immer noch extrem hoch und zum anderen werden die Angriffe selbst immer radikaler. Die britische Polizei hielt so in ihrer letzten Statistik 24.100 Angriffe aufgrund der sexuellen Orientierung fest, insgesamt wurden rund 29.000 LGBTI*-Menschen zum Opfer. Zum Vergleich: In Deutschland wurden ebenso binnen eines Jahres gerade einmal rund 1.400 Fälle festgehalten.
Polizei kann oder will nicht helfen?
G-A-Y Late Besitzer Jeremy Joseph erklärt so auch, er habe die Entscheidung mit „großer Traurigkeit“ getroffen und könne nachvollziehen, wenn nun viele Menschen aus der Community unter Schock stehen würden.
„Da die Bar manchmal das einzige Lokal in der Umgebung ist, das bis spät in die Nacht geöffnet hat, kam es zu Übergriffen auf Kunden und Mitarbeiter auf dem Weg zum und vom Lokal. Trotz zahlreicher Versuche, die Polizei dazu zu bringen, G-A-Y Late zu besuchen und zu unterstützen, gibt es keine regelmäßigen Kontrollen des Lokals. Die Polizei ist ernsthaft unterbesetzt, es gibt nicht genug Polizisten, die Westminster schützen und wenn man ein eigenständiges Lokal ist, ist es unmöglich, die Sicherheit der Kunden und des Personals zu garantieren, sobald sie das Lokal verlassen. Kriminalität ist nach wie vor eines der größten Probleme für LGBT-Veranstaltungsorte!“
Hinzu dürfte zudem kommen, dass gerade die Londoner Polizei nach wie vor ein dramatisches Problem von Homophobie in den eigenen Reihen hat – so darf durchaus hinterfragt werden, ob die Polizei nicht helfen kann, oder nicht will.
Das Ende einer Ära
Über Monate hinweg habe Joseph dabei versucht, weiterzukämpfen und alles zu tun, um den Schwulenclub am Leben zu erhalten, inzwischen belaste ihn das alles aber psychisch zu stark. Er versuche, sich auf zwei kleinere Clubs zu konzentrieren, wo die Sicherheitsvorkehrungen zumindest direkt davor einfacher zu treffen sind.
Die Gay-Community in London trauert derweil um einen der erfolgreichsten und wichtigsten Clubs des Landes, darunter sind auch zahlreiche prominente Stimmen, wie beispielsweise der Popkultur-Autor Nick Levine – er sprach von dem „Ende einer Ära“.