Eklat bei der Polizei Der Gewerkschaftschef von DPolG, Rainer Wendt, sorgt mit Äußerungen über die Community für massive Kritik - mit ersten Konsequenzen
Innerhalb der Deutschen Polizeigewerkschaft DPolG gibt es massiven Streit, nachdem sich Gewerkschaftschef Rainer Wendt kritisch über queere Menschen in einem Gastkommentar beim Online-Magazin „Tichys Einblick“ geäußert hatte. Wendt schreibt darin über das neue Buch des stellvertretenden DPolG-Bundesvorsitzenden Manuel Ostermann und erklärte unter anderem, wie unverständlich die „Überbetonung einer kleinen Minderheit“ sei, die „uns ihre sexuelle Orientierung ständig aufdrängen und in unseren Alltag übertragen wollen.“
Dazu findet sich im Gastkommentar zudem der Satz: „LGBTQ-Fahnen vor Polizeibehörden, dem Deutschen Bundestag sind eben kein Zeichen von Toleranz oder Weltoffenheit, sondern Symbole des Kniefalls vor einer Laune des Zeitgeistes durch schwache Führungskräfte, die die Neutralität ihrer Behörden nicht vor den aggressiven Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit von Minderheiten zu verteidigen wissen.“
Schwul-lesbischer Polizeiverein ist entsetzt
Der Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter in Deutschland, kurz VelsPol, erklärte dazu nun via Instagram: „Wir sagen NEIN! VelsPol Deutschland stellt sich klar gegen die Aussagen des Bundesvorsitzenden Rainer Wendt (…) Wir stellen klar:
LSBTIQ* Menschen kämpfen für Rechte, die ihnen in einer heteronormativen Gesellschaft verwehrt werden. Sie erleben immer noch Ausgrenzungserfahrungen, Benachteiligungen und queerfeindliche Gewalt. LSBTIQ* Menschen, das sind auch alle queeren Kolleg*innen, die täglich dafür einstehen, demokratische Werte zu verteidigen.“
Wendt habe dabei eine „Auseinandersetzung mit queeren Lebenswirklichkeiten dringend nötig“, sei bisher aber trotz Einladung zu keinem Seminar der VelsPol erschienen. Zudem betonte der Verein: „10 Prozent der in Deutschland lebenden Personen sind keine Minderheit! Und niemand will mit ´aggressiven Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit´ seine Identität ´aufdrängen´. Queere Menschen wollen einfach nur die gleichen Rechte wie jede*r andere“.
Austritt aus der Polizeigewerkschaft
Darüber hinaus hat die VelsPol-Chefin Diana Gläßer ihren Austritt aus der Polizeigewerkschaft erklärt. „Herr Wendt spricht nicht für die Vielfalt in der Polizei – und erst recht nicht für die vielen queeren Kolleg*innen, die tagtäglich ihren Dienst leisten, auch unter erschwerten Bedingungen (…) Solange eine solche Haltung an der Spitze dieser Organisation unwidersprochen bleibt, kann und will ich kein Teil mehr dieser Gewerkschaft sein. Ich fordere alle Kolleg*innen auf, über ihren Verbleib in der DPolG nachzudenken – insbesondere, wenn sie sich für Respekt und Vielfalt in unserer Polizei einsetzen.“ Die Polizeigewerkschaft hat aktuell rund 100.000 Mitglieder. Daneben bezeichnete Gläßer die Äußerungen ihres Polizeikollegen zudem als „rückwärtsgewandt“ und „offen queerfeindlich und menschenverachtend.“ Queere Menschen würden dadurch „herabgesetzt und abgewertet“ werden.