Eklat bei Ben & Jerry's LGBTIQ+-Engagement unerwünscht bei der Eismarke
Die Eismarke Ben & Jerry's zelebrierte viele Jahre lang mit zahlreichen Aktionen ihre Verbundenheit mit der LGBTIQ+-Community und war eine der ersten Firmen, die sich für die Ehe für alle in den USA einsetzte. Nun hat sich der Wind offenbar gedreht. Firmenmitbegründer Jerry Greenfield (74) ist jetzt zurückgetreten und erklärte, er sei wegen dem Einsatz für LGBTIQ+-Rechte „zum Schweigen gebracht worden“.
Mutterkonzern blockiert LGBTIQ+-Engagement?
Greenfield ist seit fast fünf Jahrzehnten im Unternehmen, nun hat er in einer Stellungnahme seinem Geschäftspartner Ben Cohen schriftlich seinen Rücktritt erklärt: „Mit gebrochenem Herzen habe ich beschlossen, dass ich nach 47 Jahren nicht länger mit gutem Gewissen bei Ben & Jerry's beschäftigt sein kann. Ich trete aus dem Unternehmen aus, das ich 1978 gemeinsam mit Ben gegründet habe. Dies ist eine der schwierigsten und schmerzhaftesten Entscheidungen, die ich je getroffen habe“, so Greenfield.
Kritik übt der 74-Jährige am Mutterkonzern der Eismarke, im Jahr 2000 wurde diese für 326 Millionen US-Dollar an das britische Unternehmen Unilever verkauft. Anfangs habe die „einzigartige Fusionsvereinbarung“ ihnen die Unabhängigkeit gegeben, ihre Marke zu nutzen, um sich „für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte einzusetzen, nicht als abstrakte Konzepte, sondern in Bezug auf reale Ereignisse, die in unserer Welt stattfinden“, so Greenfield. Inzwischen sei es „zutiefst enttäuschend, feststellen, dass die Unabhängigkeit, die die Grundlage für unseren Verkauf an Unilever war, verschwunden ist“.
Explizit nimmt der Firmengründer dabei auch die politischen Angriffe auf die queere Community in den Fokus. „Das alles geschieht zu einer Zeit, in der die derzeitige Regierung unseres Landes die Bürgerrechte, das Wahlrecht, die Rechte von Einwanderern, Frauen und der LGBTIQ+-Gemeinschaft angreift. Es war noch nie so wichtig wie heute, für die Werte Gerechtigkeit, Gleichheit und unsere gemeinsame Menschlichkeit einzustehen, und dennoch wurde Ben & Jerry's zum Schweigen gebracht und aus Angst, die Machthaber zu verärgern, an den Rand gedrängt. Es ist leicht, sich zu erheben und seine Meinung zu sagen, wenn nichts auf dem Spiel steht. Der wahre Test für Werte ist, wenn die Zeiten schwierig sind und man etwas zu verlieren hat“, so Greenfield weiter.
Streitfall vor Gericht
Der Fall beschäftigt inzwischen auch die Gerichte, Ben & Jerry's reichte Klage gegen Unilever ein und wirft dem Unternehmen vor, gegen die Fusionsvereinbarung verstoßen zu haben, unter anderem wegen seiner Blockade im Einsatz für LGBTIQ+, aber auch aufgrund der Online-Zensur von Social-Media-Beiträgen beispielsweise zu Black Lives Matter. Außerdem sollen Spenden an Bürgerrechtsorganisationen zurückgehalten worden sein.
„Es ging immer um mehr als nur Eiscreme; es war eine Möglichkeit, Liebe zu verbreiten und andere zum Kampf für Gleichheit, Gerechtigkeit und eine bessere Welt einzuladen. Zu dem Schluss zu kommen, dass dies bei Ben & Jerry's nicht mehr möglich ist, bedeutet, dass ich nicht länger Teil von Ben & Jerry's bleiben kann. Wenn ich diese Werte heute nicht mehr innerhalb des Unternehmens vertreten kann, werde ich sie außerhalb vertreten, mit all der Liebe und Überzeugung, die ich aufbringen kann“, betonte Greenfield abschließend.