Eine unangenehme Fahrt Schwulenfeindliche Beschimpfungen in Chemnitzer Nachtbus
Wie die Chemnitzer Polizeidirektion berichtet, gab es in der Nacht zum Sonntag eine Rangelei in einem Nachtbus in der Dresdner Straße. Hintergrund des Streits waren LGBTI*-feindliche und rassistische Beleidigungen.
Das geschah
Der Tatverdächtige ist ein 35-jähriger Mann. Dieser hatte laut mehreren Anwesenden kurz nach dem Einsteigen damit begonnen, die anderen Fahrgäste mit homophoben und ausländerfeindlichen Aussagen zu beleidigen. Daraufhin sei ein 34-jähriger Fahrgast eingeschritten. In der Folge entbrannte eine Rangelei zwischen den beiden Männern.
Der 34-Jährige und eine 40-jährige Frau mit polnischer Staatsbürgerschaft, die der Zugestiegene beleidigt hatte, hielten den Verdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei fest. Gegen den Beleidiger wird nun wegen Volksverhetzung ermittelt.
Rechtsextreme Angriffe in Sachsen
Laut der Opferberatung RAA nahmen politisch motivierte Angriffe aus der rechtsextremen Szene in Sachsen im letzten Jahr weiter zu. 2021 zählte der Verein 189 solche Taten. 2022 waren es 205 Angriffe mit 314 Opfern. Das ist ein Zuwachs von acht Prozent. Die meisten Attacken geschehen laut dem Verein in Dresden (64) und Leipzig (50). Aber auch die Landkreise Nordsachsen, Bautzen und Zwickau seien stark betroffen.
Vor allem in ländlichen Regionen haben rechtsextreme Gruppen laut RAA-Fachreferentin Andrea Hübler an Einfluss gewonnen. Das führe zu gezielten Angriffen auf politische Gegner, Andersdenkende und auch auf Teilnehmende des CSDs in Zwickau. Mehr als die Hälfte der verübten Angriffe (147) seien Körperverletzungen. 47 Mal wurden Menschen bedroht oder genötigt. Außerdem berücksichtigt wurden zwei Brandstiftungen an Flüchtlingsunterkünften in Bautzen und Leipzig.
Diskrepanzen zwischen Polizei und RAA
151 der von der Opferberatung festgestellten Angriffe sind auch polizeilich bekannt. Von diesen stufte die Polizei lediglich 84 als „politisch motivierte Kriminalität rechts“ ein. Dabei seien die Definitionen von rechter Kriminalität „gar nicht so weit auseinander“. Es seien die Bewertungen, die auseinandergingen.
LGBTI*-feindliche Weihnachtspredigt
Ebenfalls in Sachsen ereignete sich die laut MDR heute als „Skandal-Predigt“ bekannte Rede von Pater Joachim Wernersbach. Dieser predigte in der Kleinstadt Wittichenau im Landkreis Bautzen an Heiligabend von der „göttlichen Ordnung“ aus „Mann, Frau und Kind“. Daneben gebe es „viele seltsame moderne Strömungen“. Allein die Begriffe „Gender, Transgender, reproduktive Gesundheit, Wokeness, LGBTI*, Diversität und Identität“ seien ihm bereits „absolut befremdlich“. Den neuen synodalen Weg findet der Pastor „verheerend“.
Viele Menschen aus der Gemeinde waren mit den Inhalten der Predigt so gar nicht einverstanden: Sie starteten umgehend eine Petition, um zu zeigen, dass sie diesen „vollkommen unchristlichen“ Werten nicht zustimmen. 535 Personen unterschrieben. Die Petition wurde bereits geschlossen, bevor die Rede deutschlandweit für Empörung sorgte.
Auch die Kirche wendete sich kurz darauf von Wernersbach ab: Die Benediktinerabtei im saarländischen Tholey, die den Priester nach Sachsen entsandt hatte, distanzierte sich ausdrücklich von dessen Aussagen: „Die Wertungen widersprechen nicht nur der gesellschaftlichen Realität, sondern diskriminieren in vielfacher Hinsicht große Teile der Gesellschaft, etwa im Bild der Frauen, im Verständnis von Familie und auch gegenüber den queeren Mitmenschen sowie der LGBTI*-Gemeinde.“