Eine christliche Lüge? Erneut wird Kritik an Kölns Kardinal laut, erneut gibt es wohl keine Konsequenzen
Einmal mehr steht Kardinal Rainer Maria Woelki in der Kritik – eine frühere Mitarbeiterin bezichtigte ihn jetzt offiziell der Lüge. Woelki hatte in zwei eidesstattlichen Versicherungen vor Gericht erklärt, dass er sich erst im Juni dieses Jahres mit Missbrauchsvorwürfen gegenüber des früheren Sternsinger-Präsidenten Pilz befasst habe und somit auch nicht früher habe reagieren können. Dies sei eine Falschaussage, so die ehemalige Mitarbeiterin im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die jüngsten Aussagen sind auch deswegen so brisant, weil sie stichhaltig und fundiert nahelegen, dass die Kirchenführung in Köln trotz bekannter Sexualstraftaten an Minderjährigen diese zumindest gebilligt, wenn nicht sogar bewusst verschleiert hat. Erst vor kurzem war bekannt geworden, dass abermals Woelki auch wichtige Akten diesbezüglich vernichtet haben soll.
Lagen die Fakten seit Jahren auf dem Tisch?
Zum Fall des Sternsinger-Präsidenten erklärte die frühere Assistentin des Personalchefs im Erzbistum, sie habe schon im Jahr 2015 für den Kardinal eine Liste mit früheren Missbrauchs-Tätern erstellt; insgesamt 14 Namen seien darauf gestanden, unter anderem auch der von Pilz. Ferner bekräftigte die ehemalige Mitarbeiterin, dass die Liste persönlich an den Kardinal übergeben worden sei. Woelki selbst hatte dies stets bestritten. Im September dieses Jahres hatten aufgrund dessen bereits drei Priester Anzeige gegen den Kölner Kardinal erstattet. Die Causa Woelki wird von Monat zu Monat dabei immer obskurer und die Vorwürfe immer stichhaltiger, beispielsweise soll der Kardinal auch eine PR-Agentur beauftragt haben, wie man seine anfängliche Verschleierungstaktik eines Gutachtens über sexuellen Missbrauch in der Kirche bestmöglich medial verkaufen könnte. Im August hatten zudem bereits 21 Pfarrer, Pastoral- und Gemeindereferenten sowie weitere Mitarbeiter des Erzbistums in einer offiziellen Stellungnahme gefordert, dass es einen personellen und systematischen Neuanfang ohne Woelki geben müsse. Im gleichen Monat erreichte das Erzbistum eine Schmerzensgeldklage über 800.000 Euro, der Kläger war als Kind zehn Jahre von einem Priester des Erzbistums misshandelt worden.
Staatsanwaltschaft will nicht ermitteln
Wenig erstaunlich war das Erzbistum auch bezüglich des jüngsten Statements der ehemaligen Mitarbeiterin bisher zu keiner Stellungnahme bereit. Das Schweigen seitens der Kirche in dieser Angelegenheit ist einmal mehr ohrenbetäubend und sorgte in den vergangenen Monaten abermals für eine Welle von Kirchenaustritten in Köln. Passend dazu hatte die Staatsanwaltschaft Köln erst vor wenigen Tagen im Oktober mitgeteilt, dass man keinen Anfangsverdacht feststellen könne – eine Strafverfolgung wegen Falschaussage muss der Kardinal also auch von rechtlicher Seite nach wie vor nicht befürchten. Es kann also weiter gehen, wie bisher auch.