Drug-Checking Berlin Im Fokus sind Chemsex-Konsumenten und der Kampf gegen Überdosierungen!
Mit einer Verspätung von drei Monaten startete in dieser Woche endlich das Pilotprojekt Drug-Checking in Berlin – bereits im März sollte es ursprünglich losgehen. An mehreren Standorten in der Stadt sowie auch direkt bei Einrichtungen der Gay-Community können Drogenkonsumenten ab sofort ihre Substanzen auf Reinheit und Inhalt hin überprüfen lassen. Die Stadt Berlin stellt dazu jährlich einen Etat von 200.000 Euro zur Verfügung, die Planungszeit verschlang rund fünf Jahre. Ziel ist es dabei, tödliche Überdosierungen zu minimieren – bis heute der Hauptgrund für Todesfälle bei Drogenkonsum. Zuletzt stieg die Zahl der Drogentoten binnen eines Jahres erneut auf 1.990 Todesopfer im Jahr 2022 an.
Bewusster Umgang mit Drogen
Zudem hofft die Berliner Politik damit auch einen bewussteren Umgang mit Drogen zu schaffen. Darüber hinaus werde so auch der Druck auf die Händler verstärkt, die sich künftig schwertun dürften, gefährliche gepantschte Substanzen weiter zu verkaufen, wenn Konsumenten jetzt den Inhalt kontrollieren lassen können. Die Prüfung von Substanzen wie beispielsweise Cannabis, Ecstasy, Kokain oder Heroin ist kostenlos und dauert im Schnitt drei Tage. Sowohl die SPD, Linke und Grüne wie auch die Berliner CDU und die FDP unterstützen das Vorhaben grundsätzlich. Bei dem Projekt wurden auch die Staatsanwaltschaft und die Berliner Polizei mit einbezogen. Vorbilder sind ähnliche Aktionen wie in der Schweiz (Zürich) und in Österreich (Wien).
Gefährliches Halbwissen bei Chemsex-Konsumenten
Gerade auch in der schwulen, sexpositiven Community ist der Drogenkonsum ein Problem, wie auch die Schwulenberatung Berlin bestätigte – auch hier ist nun das Drug-Checking möglich. Zudem herrsche oftmals auch unter schwulen Chemsex-Nutzern ein gewisser Irrglaube, viele nehmen sich selbst gar nicht erst als Drogenkonsument wahr.
„Aus diesem Grund finden sie nur schwer Zugang zur klassischen Drogenberatung. Das Wissen über Wirkungen und Nebenwirkungen der Substanzen sowie über Safer-Use-Praktiken ist häufig gering. Gekoppelt mit der erhöhten Verfügbarkeit von sehr potenten Substanzen mit deutlichen Risikoprofilen, zum Beispiel Crystal Meth, haben wir es mit einem Problem zu tun, das mit verschiedenen Unterstützungsangeboten angegangen werden muss“, so Conor Toomey von der Schwulenberatung Berlin.