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Die irre US-Präsidentschaftswahl

Die irre Präsidentschaftswahl War der Tiefpunkt mit Donald Trump vielleicht doch noch nicht erreicht?

ms - 17.03.2023 - 14:00 Uhr
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„Darf's a bisserl mehr sein?“ wird man in Österreich und Bayern gerne mit breitem Dialekt gefragt, wenn die Fleischwarenfachverkäuferin sich großzügig bei den gewünschten Grammangaben verschätzt hat. In der Regel lächelt man freundlich und antwortet: „Selbstverständlich“. Nicht so, wenn wir unseren Blick in die USA richten, wo der Wahnsinn nicht nur längst zur Methode, sondern inzwischen eigentlich zum alltäglichen Standard geworden ist. Der schwule Selbstdarsteller Joe Exotic, bekannt als „Tiger King“ aus der erfolgreichen Netflix-Serie, hat jetzt angekündigt, er wolle bei der Wahl zum US-Präsidenten im kommenden Jahr antreten.

Ein Krimineller als neuer US-Präsident?

Gut, seit 2019 verbüßt der 60-Jährige eine Freiheitsstrafe von 22 Jahren wegen Erteilung eines Auftragsmordes und verschiedener Verstöße gegen die Tierschutzgesetze in seinem ehemaligen Privatzoo, aber das alles scheint ihn nicht bei seinen jüngsten Plänen beeinflusst zu haben. Vielleicht mag er sich auch gedacht haben, dass er allein schon durch seine hellblonde Haarpracht Ähnlichkeiten mit Donald Trump aufweist, dessen Geschäftsgebaren und sonstige Aktivitäten vor, während und nach seiner Amtszeit als US-Präsident auch so mancher vielleicht als kriminell einstufen könnte. Ironischerweise hatte er sogar Trump nach seiner Verurteilung angeschrieben und um eine Begnadigung gebeten – Trump reagierte nicht, wahrscheinlich wohlwissend vorausschauend, dass ein verrückter Affe im (Wahl-)Zirkus ausreichend ist.

Fans sollen sein Vorleben bitte vergessen

Die Kandidatur indes ist tatsächlich übrigens hochoffiziell. Er tue das, um den Amerikanern endlich eine „Stimme und ihre Freiheit“ zurückzugeben und damit sie in einem Land frei von Angst leben könnten – in einem Land, das einem nicht vorschreibt, wie man zu Leben habe, so Exotic weiter, der mit bürgerlichem Namen Joseph Allen Maldonado-Passage heißt. Ferner ruft er seine potenziellen Wähler auf, sie mögen auch alles vergessen, was sie bisher von ihm wissen – von seiner Homosexualität über den Auftragsmord an der Tierschützerin Carole Baskin bis hin zum banalen Fakt, dass er im Gefängnis sitze. „Das alles hat nichts damit zu tun, dass ich deine Stimme sein kann!“, so der Tiger King weiter.

Ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht?

Rein rechtlich dürfte der Einzug ins Weiße Haus als verurteilter Krimineller zwar unmöglich sein, aber solche Banalitäten haben wahre Visionäre noch nie abgehalten, oder? Vielleicht gibt es aber auch einfach doch eine Korrelation zwischen einer wirren lichten Haarpracht, gigantischen Egos und dem Wunsch, Präsident zu werden? Man könnte den Sachverhalt natürlich insgesamt einfach als absurd und lächerlich zurückweisen, wären da nicht die Statements einiger seiner Fans, die da schreiben: „Alles ist besser als eine weitere Amtszeit mit Donald Trump!“ So gesehen hat Mr. Exotic vielleicht tatsächlich realistische Chancen?! Dachten wir einst, mit Trump wäre der Tiefpunkt in der US-Politik erreicht, werden wir vielleicht doch noch eines Besseren belehrt: Amerika, da geht noch mehr, oder?  

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