Direkt zum Inhalt
Demo nach Brandanschlag
Rubrik

Demo nach Brandanschlag 100.000 Euro Schaden nach Angriff auf Gay-Bar - Betreiber wird weitermachen!

ms - 04.11.2024 - 08:30 Uhr

Auf die Gay-Bar „B Sieben“ (Motto: „Eure Szene-Bar für Lesben, Schwule und Freunde!") in Rostock wurde am Sonntagmorgen ein Brandanschlag verübt – der Betreiber erklärte jetzt, er wolle weitermachen. Für heute Abend ist zudem eine Demonstration geplant, um klar zu zeigen, dass sich die LGBTI*-Community vor Ort nicht unterkriegen lassen wird. 

100.000 Euro Sachschaden

Nach Angaben der Polizei warf laut Zeugenaussage eines 26-jährigen Anwohners höchstwahrscheinlich ein dunkel gekleideter Mann in den frühen Morgenstunden einen Brandsatz durch die Frontscheibe der Bar. „Viel konnte ich nicht erkennen. Aber eben eine vermummte Person“, so der Zeuge. Laut einer Polizeisprecherin gegenüber der dpa könnte es sich um einen Molotow-Cocktail gehandelt haben. 

Wenige Sekunden später gerieten bereits Teile der Inneneinrichtung des Treffpunkts für Homosexuelle und queere Menschen in Brand. Die Feuerwehr war schnell vor Ort und konnte verhindern, dass das Feuer weiter um sich Griff. Der Sachschaden wird auf rund 100.000 Euro geschätzt, verletzt wurde niemand. 

Es ist bereits der zweite Angriff auf die Bar innerhalb kurzer Zeit, Mitte September hatte es einen ähnlichen Vorfall gegeben, damals blieb es noch beim Versuch der Brandstiftung. Betreiber Andreas Szabó betonte: „Sie haben es nun doch geschafft“. Bereits im September verurteilte er den Anschlagsversuch als „feigen Angriff“, der allerdings „kein Einzelfall, sondern Teil eines besorgniserregenden Trends“ sei. Und weiter: „Es ist ein klarer Versuch, die Errungenschaften, für die wir so lange gekämpft haben, zu zerstören.“

Nachbarn kämpften gegen die Flammen

Szabó hat inzwischen das eingeschlagene Fenster mit Brettern vernagelt. Der Innenraum sei komplett von Feuer, Wasser und Rauch gekennzeichnet. Vorerst bleibt die Bar geschlossen, wie Szabó der Ostsee-Zeitung erklärte. Allerdings will der Gastronom weitermachen und das Etablissement baldmöglichst wieder öffnen, weswegen er auch um Spenden aus der Community bittet: „Ich sehe es nicht als Niederschlag, sondern als Motivation.“ 

Schlussendlich ist Szabó froh, dass niemand verletzt wurde – die Straße dort ist eng gebaut, viele Wohnungen grenzen direkt an die beliebte Bar, weswegen einige Anwohner während den Löscharbeiten ihr Haus hatten verlassen müssen. Zuvor hatte mehrere Nachbarn geholfen, das Feuer zu bändigen, bevor die Feuerwehr eintraf – mutmaßlich haben sie dadurch Schlimmeres verhindert. Einer von ihnen, Handwerker Thorsten K., berichtete gegenüber der Ostsee-Zeitung: „Klopfen und Schreie haben mich wach gemacht. Ich habe mir was angezogen, den Feuerlöscher genommen und angefangen, die Außenwände zu löschen.“

Viel Unterstützung aus der Gesellschaft

Szabó erfährt seit dem Anschlag auch viel Unterstützung, sowohl außerhalb wie innerhalb er Community. Immer wieder stoppen Passanten und sprechen dem Betreiber Mut zu. Einer der Stammgäste erklärte: „Wir sehen eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft. Es ist sehr bedenklich, dass sich Menschen zu solchen Anschlägen ermutigt fühlen – und es in Kauf nehmen, Menschenleben zu gefährden.“ 

Die Polizei fahndet weiter nach dem Täter, Hinweise nimmt der Kriminaldauerdienst der Kriminalpolizeiinspektion Rostock unter der Telefonnummer (0381) 4916 1616 entgegen. Für heute Abend ab 17.30 Uhr ist eine Demonstration am Regenbogenhaus geplant, Bürger sind dazu aufgefordert, Regenbogenfahnen als Zeichen der Solidarität aus ihren Fenstern zu hängen. Der CSD Rostock erklärt: „Die Rostocker queere Community bleibt weiter sichtbar und stolz. Queerfeindliche Attacken machen uns nicht stumm.“ Gegenüber dem NDR betont Szabó zudem: „Wir müssen da jetzt erstmal Großputz machen. Die Community ist sicherlich aufgewühlt, aber nach dem Motto 'Aufstehen, Krone richten und weiter geht's' lassen wir uns nicht unterkriegen."

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Mutmacher der Community

Schwulenaktivist Cleve Jones

Er ist US-Schwulenaktivist der ersten Stunde: Cleve Jones. Angesichts von Trump und Co fordert er die Community zu einem neuen Miteinander auf.
Ein besonderes schwules Leben

Dorfmuseum ehrt schwule Einwohner

Eine Ausstellung, die zu Tränen rührt: Ein Dorf im Südwesten Englands ehrt ein schwules, verstorbenes Einwohnerpaar und ihr besonderes Leben.
Neue Verbote in Italien

Gesetzentwurf gegen LGBTIQ+

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni will LGBTIQ+ im Schulunterricht verbieten lassen, erste Fälle von Zensur gab es jetzt bereits in Sardinien.
Neuer Rekord in den USA

25 Millionen LGBTIQ+-Amerikaner

Rund 25 Millionen erwachsene US-Amerikaner sind LGBTIQ+, mehr als jemals zuvor, inzwischen fast jeder zehnte Einwohner, so die neuste Studie.
Prozess in Bayern

„Geld her oder Penis ab!“

Prozessauftakt in Bayern: Zwei Sexarbeiter sollen einen schwulen Mann in Prien ausgeraubt, gefesselt und bedroht haben: „Geld her oder Penis ab!“
Cruising im Nobelviertel

Helle Aufregung in London

Der berühmte, historische Cruising-Hotspot Hampstead Heath in London sorgt derzeit für hitzige Debatten - Schwulen sollen sich ein Zimmer nehmen!
Affront in Washington

Ausladung des schwulen Männerchors

Der erste offen schwule Männerchor der USA wurde von einer Veranstaltung im Kennedy Center Washington ausgeladen - doch warum? Es wird gestritten!
Rauswurf oder Rückzug?

Google, Meta und der Mardi Gras

Australiens größter Pride findet ohne die zwei Tech-Giganten Google und Meta statt. Rauswurf oder Rückzug - was ist passiert?
Kehrtwende im Mordfall

Warum musste Sam Nordquist sterben?

Warum musste Sam Nordquist sterben? Der äußerst brutale Mord an dem trans* Mann schockt die US-Community - die mutmaßlichen Täter waren selbst LGBTIQ+