Das Ende des Hasses? Die fanatische hasserfüllte Weltsicht des homophoben Predigers lebt fort.
Darf man sich über den Tod eines Menschen freuen? Wohl nicht, aber ein kurzes Aufatmen in der amerikanischen Gay-Community ist beinahe hörbar. Der sehr einflussreiche und erzkonservativ-evangelikale US-Fernsehprediger Pat Robertson ist tot. Er starb im Alter von 93 Jahren in Virginia Beach an der Atlantikküste, er sei friedlich eingeschlafen. Diesen Frieden gönnte der Hass-Prediger Homosexuellen nie, den Großteil seines Lebens widmete er dem verbalen Angriff auf Schwule und Lesben und trug damit wesentlich zu dem vergifteten Klima dieser Tage bei.
Schwule seien zum Kotzen!
Bis heute gilt Robertson als einer der wichtigsten Vertreter der christlichen Rechten, der bis ins hohe Alter hinauf die hasserfüllte Stimmung gegen Homosexuelle und liberale Werte wie das Recht auf Abtreibung immer weiter anheizte. Ob live auf der Bühne oder in seiner Talkshow "The 700 Club", für einen Angriff auf die Gay-Community fand der bibeltreue Christ stets ausreichend Zeit.
Nach den Terroranschlägen 9/11 in New York polterte er mit einem Pastorenkollegen heraus, dass „Heiden, Abtreibungsbefürworter, Feministinnen, Schwule und Lesben“ mitverantwortlich an den Anschlägen seien, denn sie seien eine Strafe Gottes für eben jenen Lebenswandel. Er prophezeite auch einen Atomschlag gegen die Vereinigten Staaten von Amerika, ebenso als Strafe Gottes, sollten Schwule und Lesben gesetzlich vor Diskriminierung geschützt werden. Homosexuelle seien generell „zum Kotzen“ und gleichgeschlechtlich lebten sowieso nur jene Menschen, die als Kinder missbraucht worden wären.
Präsidentenmacher und Strippenzieher
Zwar schaffte es Robertson glücklicherweise nicht, Ende der 1980er Jahre wie angedacht Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden, doch sein Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft wuchs dadurch nur noch mehr. Er verhalf den rechten Evangelikalen in den USA zu politischer Macht, baute ein evangelikales Fernsehimperium auf und gründete eine der politisch einflussreichsten konservativen Organisation der USA, die Christian Coalition. Ohne ihre Unterstützung wäre Donald Trump 2016 höchstwahrscheinlich nicht US-Präsident geworden.
Aktuell bewirbt sich auch ein direkter geistiger Sprössling von Robertson für das Amt des US-Präsidenten, der evangelikale Christ und ehemalige Vize-Präsident Mike Pence. Robertson hat auch anderweitig dafür gesorgt, dass sein Hass seinen Tod überdauert, beispielsweise gründete er die christliche Privatuniversität Regent University in Virginia Beach. So währt die Freude über seinen Tod wohl auch unter Schwulen und Lesben in Amerika nur kurz.