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Coming Out im Spitzensport Outing mit 25 Jahren: Trey Cunningham ist einer der besten Hürdenläufer der Welt

ms - 09.07.2024 - 13:30 Uhr
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Willkommen im Club – der 25-jährige amerikanische Leichtathlet Trey Cunningham hat sich als schwul geoutet. Der junge Amerikaner ist einer der besten Hürdenläufer der Welt. Cunningham gilt als Spezialist beim 110-Meter-Hürdenlauf. Im Juli 2022 gewann er die Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften in Eugene – es folgten weitere Top-3-Titel in Monaco und Lausanne. In diesem  Jahre wurde er US-amerikanischer Hallenmeister im 60-Meter-Hürdenlauf und belegt Platz 11 der Weltrangliste. 

Angst vor Outing bei der Familie

Gegenüber der New York Times berichtete der 25-Jährige von seinem telefonischen Coming-Out bei seiner Familie und seinen Freunden – schweißgebadet wartete er darauf, dass sie den Hörer abnahmen: „Es war das Unheimlichste, was ich je getan habe.“ In seinem Fall waren die Sorgen allerdings weitestgehend unbegründet, seine Freunde und auch seine Familie reagierten mit großem Verständnis oder nahmen es mit einem Achselzucken als selbstverständlich hin. 

Einige seiner Freunde hatten offenbar bereits darauf gewartet, dass er sich outet: „Ich hatte wirklich Glück, dass ich eine Gruppe von Leuten um mich habe, denen das egal ist.“ Auch von Kollegen kam inzwischen nur positives Feedback. Seinen Eltern gewährte er allerdings eine „Schonfrist“, um die Sache besser zu verarbeiten, denn sie hatten zunächst andere Vorstellungen von seinem Leben – ähnlich wie Cunningham selbst.

Eine Kindheit im konservativen Alabama 

Er selbst verstand erst im College nach und nach, dass er tatsächlich schwul ist, es habe allerdings eine Weile gedauert, bis er wusste, dass es sich richtig anfühlt. Seine schrittweise Entwicklung hin zur homosexuellen Selbsterkenntnis führt der Athlet auf seine Erziehung im ländlichen, ziemlich konservativen und religiösen Bundesstaat Alabama zurück – Cunningham wuchs in der Stadt Winfield auf. „Ich hatte also bestimmte Vorstellungen davon, wie mein Leben aussehen würde, und es dauerte eine Weile, bis ich mich damit anfreunden konnte, dass es anders aussieht als das.“

Grundsätzlich würde sich der junge Star-Athlet wünschen, dass die Gesellschaft irgendwann an dem Punkt angelangt, an dem sich Menschen gar nicht mehr outen müssen, sondern „einfach so sein können, wie sie sind.“ 

Outing im Spitzensport

Noch immer ist es im Spitzensport schwierig, sich als schwul zu outen, wie Cunningham weiter betont: „Es gibt viele Leute, die sich in dieser seltsamen Situation befinden. Sie sind nicht geoutet. Aber es wird irgendwie verstanden.“ 

Gerade als Spitzensportler kämen vor dem Outing viele Bedenken auf, von möglichen finanziellen Einbußen bis hin zu der Situation, dass ihn sein Sport in Länder führen kann, in denen Homosexualität bis heute ein Verbrechen ist. Seine weiteren beruflichen Pläne scheint sein Coming-Out allerdings glücklicherweise nicht zu schaden, nach wie vor arbeitet er auch sehr erfolgreich als Model und hat einen Werbevertrag mit Adidas unterzeichnet. Außerdem hat er einen Universitätsabschluss als Sportmanager in der Tasche. 

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