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Chance vertan

Chance vertan Gloria Gray hat nach dritter Wahlniederlage keine politischen Ambitionen mehr

ms - 12.12.2022 - 07:58 Uhr
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Mit Spannung hatte deutschlandweit die Presse auf die Stichwahl am vergangenen Sonntag im niederbayerischen Zwiesel geblickt – doch die erhoffte Revolution misslang: Die Trans-Frau Gloria Gray verfehlte knapp den Einzug ins Rathaus als erste Trans-Bürgermeisterin in Deutschland.

Achtungserfolg für die Einwohner

Bei der Stichwahl kam die parteilose Gray auf rund 46 Prozent der Stimmt, ihr SPD-Gegenkandidat Karl-Heinz Eppinger konnte 54 Prozent der Stimmen gewinnen. Die Wahlbeteiligung lag gerade einmal bei knapp 57 Prozent. Die LGBTI*Community zeigte sich auch deswegen enttäuscht, weil Gray in der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen mit 32 Prozent noch die meisten Stimmen hinter sich vereinen hatte können. Der Wahlkampf war bis zuletzt dabei geprägt von Sachthemen, wie die kleine Stadt im Bayerischen Wald mit knapp 9.000 Einwohnern vorangebracht werden könnte – auch unter den Zwieselern gab es keine transfeindlichen oder homophoben Angriffe, viele schätzen die Trans-Frau und Entertainerin sehr und hoffen zudem, dass sie trotz der Niederlage den Tourismus gerade für die langsam ausblutende Innenstadt wieder ankurbeln kann.

Keine weiteren politischen Pläne

Es ist bereits das dritte Mal, dass Gray versucht hatte, Bürgermeisterin der Stadt zu werden – viele ihrer Anhänger zeigten sich daher vom Wahlausgang enttäuscht, Gray selbst erklärte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: "Ich hätte zwar schon gern gewonnen, so ist es nicht, nach diesem langen Wahlkampf, aber jetzt ist es wie es ist. Schon der Einzug in die Stichwahl vor zwei Wochen war für mich ein Riesenerfolg. Es freut mich trotzdem, dass ich dabei war und mitgemacht habe." Weitere politische Ambitionen habe sie nicht, abseits ihres Sitzes im Kreistag von Regen, in den sie bereits im Jahr 2020 gewählt worden ist.

Viele Einheimische sprachen von einem respektablen Achtungserfolg, den Gray erreicht habe. Der bisherige langjährige Bürgermeister Franz Xaver Steininger konnte nicht mehr antreten, er ist vom Dienst freigestellt und im Januar beginnt am Amtsgericht Landshut ein Prozess gegen ihn aufgrund des Verdachts auf Bankrott und Vorteilsannahme.

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