Direkt zum Inhalt
Brutale Attacke in London

Brutale Attacke in London Jungschauspieler Linus Karp verdankt seinem Freund sein Leben

ms - 05.08.2024 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Der schwedisch-britische Schauspieler Linus Karp wurde am vergangenen Wochenende Opfer eines brutalen homophoben Angriffs in London. Sein Freund Joseph Martin, ebenfalls Schauspieler, rettete ihm wahrscheinlich das Leben. 

„Er ist mein Held“

Die Attacke ereignete sich am Wochenende, als das junge schwule Paar in der Dean Street in Soho unterwegs war – ohne Vorwarnung schlug der Täter dabei mit einem Regenschirm aus Holz von hinten auf den Kopf von Karp an – mit einer solchen Wucht, dass der Knauf abbrach und auf die Straße fiel. Anschließend ging der Mann auch auf seinen Freund Martin los, dieser schaffte es aber, mit seiner Hand den Schlag ein wenig abzumildern. 

Der Angreifer floh daraufhin vom Tatort, schrie Karps Freund aber noch zu: „Du hast ihm das Leben gerettet, ich hätte ihn umgebracht!“ Martin versicherte sich kurz, dass es seinem Partner den Umständen entsprechend gut ging, während sich eine Passantin um den jungen Mann kümmerte, dann nahm er selbst die Verfolgung auf, warf schließlich den Angreifer zu Boden und hielt ihn fest, bis die alarmierte Polizei vor Ort eintraf. 

„Das ist schon ziemlich spektakulär, sehr spektakulär sogar – er ist mein Held! Ich bin den Leuten sehr dankbar, besonders der Passantin, die sich nach dem Angriff um mich gekümmert hat, und natürlich auch meinem Partner, der so schnell gehandelt hat, wie ein verdammter Superheld eben!“, so Karp online auf X. 

Pädophile Beschimpfungen 

Der Täter versuchte sich mehrfach, aus dem Griff zu befreien, das gelang ihm aber nicht. Daraufhin beschimpfte er Martin und Karp als Pädophile und Vergewaltiger – auch noch, als die Polizei eintraf. Das schwule Paar und mehrere Zeugen vor Ort schilderten den Beamten schlussendlich den Tathergang. 

„Angesichts der Beweise, Zeugen, Überwachungskameras und der Schwere des Vorfalls, hoffe ich, dass die Metropolitan Police eine ordentliche Untersuchung durchführen wird, denn dieser Mann sollte nicht auf den Straßen herumlaufen. Aber bis dahin an all meine queeren Freunde da draußen: Seid bitte vorsichtig in Soho“, so Karp.

Beth Pirie, Superintendent der Metropolitan Police in London, erklärte, dass der brutale Angriffe eine „große Besorgnis“ in der lokalen LGBTI*-Community hervorgerufen habe. „Es gibt keinen Platz für Hass in London und wir werden diese Art von Verhalten nicht tolerieren. Es gab eine rasche Verhaftung, und unsere Beamten führen weiterhin alle Ermittlungen durch. Unsere Gedanken sind bei dem Opfer.“ Der Angreifer wurde in Gewahrsam genommen und später nach dem Mental Health Act inhaftiert.

Homosexualität als „Verbrechen“

Der junge Schauspieler kam mit einer Kopfverletzung in die Notaufnahme, konnte aber inzwischen wieder entlassen werden. „So einen Schlag habe ich noch nie gespürt. Mein Verbrechen: Ich war sichtlich schwul. Man rechnet einfach nicht damit, dass so etwas einem selbst passieren kann, dabei nehmen die Hassverbrechen gegen Schwule und Lesben in alarmierendem Maße zu. Und es ist beängstigend, die homophobe Rhetorik der Medien und der Politik zu sehen, denn genau das hat immer wieder Auswirkungen auf das reale Leben. Ich bin einfach froh, dass es mir gut geht und ich jetzt sicher zu Hause bin.“

Beide Jung-Schauspieler sind in Großbritannien vor allem durch TV- und Theaterrollen Rollen bekannt. Zuletzt waren beide mit der Bühnensatire „Gwyneth Goes Skiing“ sehr erfolgreich, geschrieben und aufgeführt von dem schwulen Paar. Nach der Uraufführung beim Sundance Film Festival wurde die Show auch beim Edinburgh Festival Fringe gefeiert und war über Wochen ausverkauft. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.