Britische Konversionstherapien Neuer Streit um aktuelle Gesetzespläne – wird es ein gefährliches „Schlupfloch“ geben?
Konversionstherapien sind seit Jahren in Großbritannien ein heftig umstrittenes Thema – seit 2018 wird versucht, ein Verbot der unseriösen „Homo-Heilungen“ endlich rechtlich zu verankern, bisher scheiterten daran sowohl Theresa May wie auch zuletzt Boris Johnson. Letzterer zog sich den Hass von Teilen der britischen LGBTI*-Community zu, als er nach einem mehrjährigen politischen Zick-Zack-Kurs final erklärte, das Verbot komme, allerdings nur zum Schutz von Schwulen und Lesben. Trans-Menschen wollte Johnson ausgeklammert wissen, um nicht psychologische Beratungen für jene Personengruppe möglicherweise damit auch strafbar werden zu lassen.
Neue „Einwilligungsklausel“ sorgt für Kritik
Doch dazu kam es schlussendlich nicht mehr, Johnsons Abgang als Premierminister kam dem zuvor. Nun liegt ein neuer Entwurf auf dem Schreibtisch des aktuellen britischen Premierministers Rishi Sunak. Wahrscheinlich noch im Juni soll Sunak nach Angaben von ITV News den Gesetzestext absegnen, sodass er dann noch in dieser Legislaturperiode von einem gemeinsamen Ausschuss beider Kammern geprüft werden kann. Soweit, so gut.
Doch schon regt sich neue Kritik, denn mehrere britische Medien berichteten bereits vorab über den Inhalt des Gesetzestextes; darin soll es eine „Einwilligungsklausel“ für Erwachsene geben – volljährige Personen dürften dann auch weiterhin einer Konversionstherapie unterzogen werden, wenn sie sich freiwillig dafür entschieden haben. Für Minderjährige soll die „Heilungstherapie“ ganz verboten werden.
Wird das geplante Verbot am Ende bedeutungslos?
Genau der Aspekt der Freiwilligkeit stößt innerhalb der britischen LGBTI*-Community allerdings erneut auf starke Ablehnung. Mit dem „Schlupfloch“ sei der Gesetzestext im Grunde „bedeutungslos“, denn auch volljährige Menschen könnten durch ihre Familie oder Freunde zu einer Konversionstherapie genötigt oder gezwungen werden. „Menschen können ihrem eigenen Missbrauch nicht zustimmen“, erklärt so die britische Ban Conversion Therapy Coalition und bedauert, dass die Regierung anscheinend nach wie vor eher den Stimmen der Täter anstatt der der Opfer zuhören würde.
Positiv vermerkt wurde allerdings, dass der aktuelle Gesetzentwurf im Gegensatz zu Boris Johnsons letzten Plänen offenbar sowohl Homosexuelle wie queere Menschen unter Schutz stellen will. Solange der Premierminister über den endgültigen Wortlaut allerdings nicht final entschieden habe, werde man sich nicht dazu äußern, so ein Sprecher der britischen Regierung.