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Brisante Klage in London

Brisante Klage in London Hat die schwule App den HIV-Status von Nutzern weitergegeben?

ms - 22.04.2024 - 15:00 Uhr
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In London sorgt eine Klage gegen den schwulen App-Anbieter Grindr für reichlich Aufsehen und Verunsicherung in der Gay-Community. Dabei steht die Frage im Raum: Hat das Unternehmen den HIV-Status sowie weitere sensible Daten seiner schwulen Nutzer an Werbefirmen weitergegeben? Damit würde Grindr gegen britisches Recht verstoßen und es könnte eine weitere Millionenstrafe drohen. 

Verkauf von Daten an Werbefirmen?

Die Anwaltskanzlei Austen Hays heut heute vor dem Londoner High Court, dem Obersten Gerichtshof Großbritanniens, eine Klage eingereicht, in der behauptet wird, dass der US-Eigentümer der App gegen britische Datenschutzgesetze verstoßen habe. Hunderte von Usern erklären darin, die Dating-App habe hochsensible persönliche Informationen, darunter in einigen Fällen auch ihren HIV-Status, an Werbefirmen verkauft. Konkret soll der Dating-Dienst für schwule und bisexuelle Männer Daten der Nutzer an zwei Werbeunternehmen weitergegeben haben – diese wiederum stehen in dem Verdacht, die Daten anschließend an andere Firmen erneut weiterverkauft zu haben.  

Die grundsätzliche Behauptung der Datenweitergabe ist indes nicht neu, bereits norwegische Forscher hatten die grundsätzliche Weitergabe von sensiblen Daten belegt. Die norwegische Datenschutzbehörde verhängte gegen Grindr daraufhin eine Geldstrafe von umgerechnet rund sechs Millionen Euro, zehn Prozent des weltweiten Umsatzes des Unternehmen. Grindr scheiterte erst Ende 2023 mit einer Berufung vor Gericht. Die norwegische Entscheidung bezog sich allerdings nicht konkret auf die angebliche Weitergabe des HIV-Status der Nutzer, sondern stellte fest, dass die Weitergabe der Tatsache, dass jemand generell bei Grindr angemeldet ist, an sich schon eine sensible Information ist, die besonders schützenswert ist. 

Sammelklage von hunderten schwulen Männern

Bisher haben sich bereits 670 Männer der Klage jetzt in London angeschlossen, die Kanzlei selbst spricht davon, dass „Tausende“ weitere Menschen ihr Interesse erklärt hätten, sich der Sammelklage anzuschließen. Grindr, gegründet im Jahr 2009, ist nach eigenen Angaben heute die weltweit größte Dating-App für Schwule und Bisexuelle mit Millionen von Nutzern, die Klage könnte, hat sie denn Bestand, auch Auswirkungen in anderen Ländern haben und weitere Klagen nach sich ziehen.

Grindr selbst erklärte in einer ersten Stellungnahme, es werde „energisch“ auf die Klage reagieren, die sich auf eine „falsche Darstellung der bisherigen Politik von vor mehr als vier Jahren zu beruhen scheint“. Ein Sprecher des Unternehmens bekräftigte, man würde alle geltenden Datenschutzbestimmungen einhalten, auch in Großbritannien. Die Klage konzentriert sich auf Zeiträume in den Jahren 2018 und 2020. Im April 2020 hatte Grindr seine Zustimmungsmechanismen für neue User geändert. 

Schwule Kunden beschämt und verunsichert

Chaya Hanoomanjee, Geschäftsführerin von Austen Hays, sagte gegenüber dem Guardian: „Unsere Kunden waren sehr verärgert darüber, dass ihre hochsensiblen und privaten Informationen ohne ihre Zustimmung weitergegeben wurden, und viele von ihnen fühlten sich dadurch verängstigt, beschämt und verunsichert. Grindr schuldet es der LGBTI*-Community, der es dient, diejenigen zu entschädigen, deren Daten kompromittiert wurden und die dadurch Schaden erlitten haben, und dafür zu sorgen, dass alle seine Nutzer sicher sind, wenn sie die App benutzen, egal wo sie sind, ohne Angst zu haben, dass ihre Daten an Dritte weitergegeben werden.“ Nach Ansicht von Hanoomanjee hat jeder geschädigte Nutzer Anspruch auf mehrere tausend britische Pfund an Schadensersatz. 

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