Blutspende in Deutschland Schwule dürfen seit 2023 frei von Diskriminierung Blut spenden - tun es offenbar aber nicht
Gesundheitsexperten, Ärzte und die Bundesregierung hatten gehofft, dass mit dem Wegfall der diskriminierenden Blutspende-Regeln für Homosexuelle in Deutschland im vergangenen Jahr die Zahl der Blutspender endlich wieder ansteigt – in der Bundesrepublik werden dringend mehr Blutspenden benötigt. Erste Zahlen aus Hamburg geben nun aber wenig Grund zur Hoffnung.
Ernüchterung unter Experten
In der Hansestadt ist die Zahl der Blutspender sogar noch einmal gesunken, wie der Senat jetzt auf Anfrage der Gesundheitsexpertin Gudrun Schittek (Grüne) mitteilte – und dass, obwohl der Kreis der potenziellen Spender gewachsen ist. Bisher war auf eine Steigerung der Blutspenden im einstelligen Prozentbereich gehofft wurden.
„Die Antwort des Senats auf unsere Anfrage zeigt jedoch, dass sich diese Erweiterung bislang noch nicht in höheren Spendenzahlen niederschlägt. Das ist nicht dramatisch, sollte aber Anlass sein, weiter und kontinuierlich über die neuen Möglichkeiten und die generelle Notwendigkeit der Blutspende aufzuklären“, betont Schittek.
Fallzahlen sinken weiter
Aktuelle Zahlen für ganz Deutschland gibt es noch nicht, allerdings zeichnet sich der Negativ-Trend auch bereits in einigen anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Hessen ab, wie der DRK-Blutspendedienst gegenüber der dpa bestätigte. Die Blutspende-Bereitschaft ist in den vergangenen fünfzehn Jahren mit leichten Schwankungen systematisch in Deutschland zurückgegangen – seit 2011 sank die Zahl der Blutspenden um rund 1,1 Millionen. In den letzten Jahren war es in Deutschland wie auch in anderen EU-Ländern immer wieder deswegen bereits zu Engpässen gekommen.
Die Bundesregierung hatte im letzten Jahr die Diskriminierung von schwulen Männern bei der Blutspende beendet, sodass inzwischen nur noch das persönliche Risikoverhalten eine Rolle spielt, nicht aber mehr pauschal die Homosexualität eines bereitwilligen Spenders. Gestrichen wurden auch bisherige Regeln, wonach schwulen und bisexuellen Männer vor einer Blutspende eine viermonatige sexuelle Abstinenz abverlangt worden war. Die Regelungen waren einst als Folge der weltweiten HIV-Epidemie in vielen Ländern weltweit eingeführt worden.