Billiger Gratis-Mut beim DFB Große Show, keine Worte – die Diversity-Kampagne des DFB
Kommentar
Ein Raunen ging durch die LGBTI*-Community, als gestern bekannt wurde, dass die Deutsche Nationalmannschaft zur Fußballweltmeisterschaft mit einem ganz besonderen Flugzeug anreisen wird – obligatorisch wurde das Flugzeug der Lufthansa wie auch schon bei internationalen Spielen zuvor zur “Fanhansa“, neu allerdings ist der Slogan “Diversity Wins“. In großen Buchstaben will der Deutsche Fußballbund (DFB) ein Statement setzen gegen Ausgrenzung und Homophobie im Gastgeberland Katar – will man meinen.
Große Aufregung, nichts dahinter?
Nach der peinlichen Kapitänsbinde “One Love“, die tunlichst vermied, die Regenbogenfarben als Zeichen der Community zu zeigen und stattdessen lieber ein buntes Herz präsentierte, dessen Farbauswahl sich nur mit viel Freundlichkeit nicht als blanker Hohn definieren lässt, wurden in den letzten Tagen durch die mediale Berichterstattung auf ARD und ZDF die Debatten rund um die Menschenrechtslage in Katar immer lauter. Zuletzt zeigte sich die Weltöffentlichkeit seltsam erschrocken über die Aussage eines katarischen WM-Botschafters, der erklärte, dass Homosexuelle einen “geistigen Schaden“ hätten – als wäre die grundsätzliche Ausgangssituation im Emirat nicht seit der Vergabe vor einigen Jahren bereits bekannt. Homosexuelle erwartet in Katar mehrjährige Haftstrafen, in besonderen Fällen auch die Todesstrafe.
Diversity-Wins bleibt am Rollfeld stehen
Inmitten der Diskussionen, ob ein Boykott sinnvoll sei oder nicht und der bis heute fortlaufenden Verschleierungstaktik der FIFA inklusive der Bitte, man möge die Spiele jetzt doch nicht unnötig politisieren, platzte gestern nun der DFB freudig in die mediale Aufgeregtheit hinein und flog gestern unter Beifall zahlreicher Journalisten ins WM-Trainingslager in den Oman, um sich an die klimatischen Bedingungen anzupassen – und das mit dem Diversity-Wins-Flugzeug der Lufthansa. So ein mutiges Statement gegen die Homophobie Katars, oder?
Die Fakten im Kleingedruckten...
Eher im Kleingedruckten erklärt der DFB dann online: „Nach der Anreise mit der Lufthansa als offizielle Airline der deutschen Nationalmannschaft von Frankfurt nach Maskat wird das Team von Bundestrainer Hansi Flick am Donnerstag aus dem Oman ebenfalls aus Gründen der Nachhaltigkeit mit einer regionalen Airline weiter in das WM-Austragungsland Katar fliegen. Ein Weiterflug mit Lufthansa würde Leerflüge von Deutschland nach Maskat und zurück aus Doha bedeuten. DFB und Lufthansa haben sich im Vorfeld gemeinsam für diese Variante der Anreise entschieden.“
Man muss das Statement vielleicht zweimal lesen, um sich die Aussage noch einmal auf der Zunge zergehen zu lassen – aus Gründen der Nachhaltigkeit fliegt die deutsche Nationalmannschaft dann von Oman mit einer regionalen Airline ins Gastgeberland, das in puncto Nachhaltigkeit als Wüstenstaat mit begrünten Rasenflächen sicher ebenso spannende Maßstäbe setzen dürfte. Der umjubelte Diversity-Wins-Flieger wartet solange auf der Rollbahn im Nachbarland Oman. Eine irre mutige Aktion für den Einsatz der Menschenrechte, lieber DFB. Und dabei dachte man kurzfristig, in puncto Peinlichkeit sei mit der Kapitänsbinde bereits der Tiefpunkt erreicht gewesen – was für vorschneller Trugschluss.