Bedrohung durch die KI? Hohe Gefahr gerade für ungeoutete LGBTI*-Jugendliche
Das Online-Dating ist für die allermeisten schwulen Männer nicht mehr wegzudenken und die angebotenen Apps bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, ganz auf die eigenen Bedürfnisse und sexuellen Vorlieben abgestimmt. Das FBI warnt nun aber explizit vor neuen Gefahren in der digitalen Dating-Welt, die immer mehr zunehmen würden. Besonders davon betroffen sind Menschen, die bereits freizügige Bilder von sich online bereitstellen, und jene, die als Mitglied der LGBTI*-Community noch nicht geoutet sind.
Erpressungszahlungen oder Zwangsouting
Die Technologie der künstlichen Intelligenz (KI) ermögliche es dabei „böswilligen Akteuren“ immer einfacher und inzwischen sogar ohne ein tiefes technisches Fachwissen, persönliche Fotos oder Videos von Menschen so zu manipulieren, dass daraus pornografische „Deepfake“-Bilder mit eindeutig sexuellem Inhalt werden können.
Das öffne Erpressung Tür und Tor – besonders, wenn Menschen online unterwegs sind, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung einfacher zum Opfer werden können, wenn sie in der Öffentlichkeit, vor Freunden, der Familie oder im Job noch nicht geoutet sind. Ebenso denkbar sind Deepfake-Bilder, die einen angeblichen Seitensprung oder andere speziellere Sexpraktiken beweisen sollen, die so nie stattgefunden haben.
Unerfahrene Jugendliche im Fokus
Für erwachsene schwule, geoutete Männer, die freiwillig und bewusst auch freizügige Bilder teilen, mag die Gefahr geringer sein, nicht aber für homosexuelle Kinder und Jugendliche – gerade jene, die im Dating-Dschungel möglicherweise noch unerfahrener sind.
Je freizügiger die geteilten Bilder sind, desto leichter lassen sich einzelne Bildausschnitte manipulieren und so beispielsweise aus einem Oben-Ohne-Bild mit Badehose ein Nacktbild entstehen lassen. Eine ähnliche Gefahr besteht bei Bildern, auf denen das Gesicht klar und gut ausgeleuchtet erkennbar ist.
Erpressung von Lösegeld oder sexuellen Handlungen
In den USA hat das FBI bereits solche kriminellen Machenschaften aufgedeckt. Die Bilder werden dann in den sozialen Medien und auf pornografischen Websites verbreitet oder manchmal direkt an die Familien der Opfer oder an ihre Kontakte in den sozialen Medien geschickt, es sei denn, die Opfer zahlen ein Lösegeld oder erklären sich mit anderen Maßnahmen einverstanden, zum Beispiel mit der Weitergabe persönlicher Daten oder anderer expliziter Bilder aus dem wirklichen Leben.
Auch die Erpressung direkt zum Sex ist bereits vorgekommen. Zudem: Sind gefakte, eindeutige Bilder im Internet, lassen sie sich dort auch Jahre später wiederfinden, sodass Probleme im späteren Alter erneut entstehen können, beispielsweise bei Bewerbungen in der Arbeitswelt.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen bei Jugendlichen
Das FBI empfiehlt Internetnutzern, insbesondere Jugendlichen, Vorsicht walten zu lassen, wenn sie persönliche Fotos, Videos und identifizierende Informationen in sozialen Medien, Dating-Apps oder anderen Online-Seiten veröffentlichen oder per Direktnachricht übermitteln, insbesondere wenn sie mit Fremden in Kontakt treten.
Internetnutzer sollten auch regelmäßig ihre Passwörter ändern, eine Multi-Faktor-Authentifizierung aktivieren oder ihre Datenschutzeinstellungen für soziale Medien anpassen, um den Zugriff anderer Personen auf ihre persönlichen Bilder und Videos zu begrenzen.
EU plant rechtliche KI-Regularien
Auch die Europäische Union hat inzwischen das Gefahrenpotenzial der KI erkannt: erst Mitte März hat das EU-Parlament den Weg frei gemacht für ein umfassendes Gesetz zum künftigen Umgang Künstlicher Intelligenz (KI) – es ist nicht nur das erste seiner Art weltweit, sondern soll künftig dann auch unter anderem homosexuelle Menschen vor Diskriminierung schützen. Die Verordnung sieht unter anderem vor, Künstliche Intelligenz nach den Risiken ihrer Anwendungszwecke zu klassifizieren, von risikoarmer zu riskanter bis hin zu verbotener KI. Die KI-Verordnung soll 2026 in Kraft treten.