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Ausschreitungen in Istanbul

Ausschreitungen in Istanbul LGBTI*-Aktivisten zeigen sich kämpferisch: „Wir sind hier, wir gehen nicht weg!“

ms - 26.06.2023 - 12:00 Uhr
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Auch zum Abschluss der einwöchigen Pride-Week in Istanbul ist es abermals zu Auseinandersetzungen zwischen LGBTI*-Aktivisten und der türkischen Polizei gekommen. Bereits vor einer Woche war es zu massiven gewalttätigen Ausschreitungen gekommen, dabei sollen mehrere LGBTI*-Menschen festgenommen worden sein. Am gestrigen Sonntag nun wurden nach bisherigem Erkenntnisstand mindestens neunzig Demonstranten inhaftiert, darunter auch zwei Minderjährige, wie die LGBTI*-Organisation Halkevleri berichtet.

Radikale Abriegelung der Innenstadt

Die türkische Polizei geht seit einigen Jahren mit brutaler Härte gegen den CSD vor, der auch in diesem Jahr offiziell nicht von der Stadtregierung genehmigt worden war. Wie in den Jahren zuvor dient als Argument der vermeintliche Schutz von Recht und Ordnung sowie der Familien, wie auch der neue Gouverneur Istanbuls, Davut Gül, online bekräftigte.

Im vergangenen Jahr waren ebenso beim Pride in Istanbul rund 200 Teilnehmer festgenommen worden. Gestern nun bei der Abschlussveranstaltung sollen zudem auch einige Journalisten kurzzeitig festgesetzt worden sein. Zuvor hatte die Polizei bereits den zentralen Taksim-Platz sowie die Seitenstraßen abgesperrt, sodass die Pride-Parade nur auf einer sehr kurzen Strecke zu sehen war. Auch Teile der Metro in Istanbul wurde durch die Stadtregierung kurzzeitig geschlossen. Vor Ort waren dann mehrere hundert Polizisten, teilweise auch in Zivil.

Fahndung nach Regenbogenflaggen

Mehrere hundert Demonstranten sollen mit dem Motto „Wir sind zurück!“ trotzdem friedlich durch die Straßen gezogen sein, dabei trugen sie auch eine übergroße Regenbogenfahne durch die Innenstadt. Die Polizei hatte zuvor offenbar auch Passanten nach Regenbogenflaggen durchsucht, aber nicht alle entdeckt. „Ihr könnt uns mit euren Blockaden keine Angst einjagen, wir werden trotz allem mit unseren Fahnen auf euch zumarschieren!“, so das Jugendkomitee des Prides.

Die LGBTI*-Aktivisten schafften es so auch, einzelne Polizeiblockaden zu durchbrechen, sodass die Demonstration weiter fortgesetzt werden konnte. Als sich am Ende hin die Teilnehmer zerstreuten, wurden sie offenbar von der Polizei ergriffen und festgenommen. In dem zuvor laut vorgelesenen Pressestatement erklärten die Pride-Veranstalter, dass die türkische Regierung es nicht schaffen werde, sie erneut zu vertreiben.

"Wir sind hier, wir gegen nicht weg", rufen die Demonstranten!

„Wir werden uns niemals unterwerfen!“

„Wir waren immer hier!“, riefen die Teilnehmer. Weiter erklärten die LGBTI*-Aktivisten, sie seien bewaffnet mit Wut über die Gräueltaten der Regierung. „Unsere Wut wird euch verbrennen. Wir werden unsere Räume nicht verlassen, ihr werdet euch an uns gewöhnen. Heute sind wir hier, trotz all eurer Verbote und euch zum Trotz. Wir erklären, dass unser Kampf nicht in einen einzigen Marsch oder eine einzige Woche passt! Wir erkennen den Rassismus, die Homophobie und die Transphobie nicht an, die ihr mit euren faschistischen Ideologien zu vertiefen versucht, ebenso wenig wie eure Bemühungen, uns LGBTI*s mit der Politik der Angst zu vertreiben. Wir schreien mit jedem Atemzug gegen eure Politik des Hasses in der Türkei und Kurdistan an: Wir kehren zurück, wir sind hier, wir gehen nicht weg! Wir werden uns euch niemals unterwerfen! Wir werden unser Leben, unsere Existenzen nicht aufgeben!“

Harter Kurs von Erdogan

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan indes hatte erst letzte Woche erneut bekräftigt, dass er seinen Kampf gegen die LGBTI*-Community fortsetzen werde. Einmal mehr beschwor er das Bild von homosexuellen Kinderschändern herauf, sprach von „Perversionen“ und von Gefahren für die Familie. Derzeit plant der Langzeitpräsident auch eine Verfassungsänderung, die dauerhaft die klassische Familie juristisch festigen soll. 

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