Asexuelle Menschen Asexuelle sind psychisch krank? Das zumindest glaubt jeder vierte Befragte einer britischen Studie
Hinter dem Kürzel LGBTIQ+ verbergen sich ganz unterschiedliche Menschen in all ihrer Vielfalt, darunter auch asexuelle Personen, die bis heute immer mal wieder nicht mitgedacht werden, wenn es um die Belange der Community geht. Eine britische Studie des King´s College in London hat sich nun genauer mit jenen Menschen befasst, die kein Interesse an Sex haben oder sexuelles Verlangen beziehungsweise eine sexuelle Anziehung zu einer andere Person verspüren.
Wenig Sichtbarkeit für Asexuelle
Gleich zu Beginn der Studienergebnisse bestätigte das Forscherteam, dass asexuelle Menschen in der Gesellschaft wie auch innerhalb der Community bis heute „relativ wenig beachtet“ werden. Erst langsam findet das Thema auch Einzug in moderne Film- und Serienstoffe wie beispielsweise in die Netflix-Erfolgsserie „Heartstopper“. Nicht nur eine der Hauptfiguren ist hier asexuell, auch Autorin Alice Oseman selbst ist offen asexuell und aromantisch.
In der Umfrage wurden die sowohl LGBTIQ+-Personen wie auch heterosexuelle Menschen nach ihrer Einstellung zur Asexualität befragt, hinzu gezogen wurden dabei außerdem Daten der Online-Plattform Prolific. Das Ergebnis: Rund 31 Prozent der Befragten glauben, dass Asexualität „geheilt“ werden kann. Das ist gerade in Großbritannien insbesondere ein großes Problem, weil Asexualität nicht nach dem britischen Gleichstellunggesetz von 2010 geschützt ist – diese Richtlinien schützen alle sexuellen Orientierungen vor Diskriminierung, nicht aber jene Menschen, bei denen kein sexuelles Interesse vorhanden ist. Das öffne laut den Experten vom King´s College die Tür für menschenverachtende Konversionstherapien, die auf der Insel bis heute legal sind. Dabei würden sieben von zehn Menschen die Anerkennung von Asexuellen in der Gesetzgebung eigentlich befürworten.

Asexualität, ein psychisches Problem?
„Wir finden jedoch auch beträchtliche Hinweise auf mangelndes Wissen und/oder Intoleranz, denn ein Viertel der Befragten (26%) glaubt, dass Asexualität ein psychisches Problem ist“, so die britischen Forscher weiter. Jeder zehnte Befragte (11%) ist zudem der Meinung, es gebe gar keine asexuellen Menschen. 27 Prozent der britischen Interviewten ist so auch der Auffassung, dass asexuelle Menschen „einfach noch nicht die richtige Person gefunden haben“. Rund 73 Prozent der befragten Eltern erklärten überdies, sie hätten kein Problem mit einem asexuellen Kind – die restlichen 27 Prozent indes sehen das kritisch.
Das Fazit aus London: „Zusammengenommen deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Menschen zwar verstehen, was Asexualität ist, und die Existenz von Asexuellen anerkennen, es aber ein erhebliches Missverständnis über das Wesen der Asexualität gibt inklusive einer ausgeprägten Intoleranz. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, weitere Aufklärung über Asexualität und des Schutzes von Asexuellen durch das Gesetz voranzutreiben.“