Absage des Liverpool Pride Erster großer CSD muss aufgrund fehlender Sponsorengelder gecancelt werden
Der Liverpool Pride wird in diesem Jahr abgesagt – Schuld daran sind nach Angaben der Veranstalter massive finanzielle Probleme. Wie auch mehrere CSDs in Deutschland und weltweit hatte auch der große Pride in England mit ausbleibenden Sponsorengeldern zu kämpfen. Der Liverpool Pride ist nun das erste große CSD-Event, das deswegen direkt abgesagt werden muss. Die Befürchtungen sind groß, dass weitere folgen könnten – auch in Deutschland.
Zu große Herausforderungen
Nach bisherigen Informationen finden zwar in der Bundesrepublik trotz fehlender Einnahmen im fünf- bis sechsstelligen Bereich alle großen CSDs in diesem Sommer statt, langfristig könnten aber auch die Big-Player in Deutschland gefährdet sein. Der Pride in Liverpool gehörte zu den größten LGBTIQ+-Events in England. Die veranstaltende LCR Pride Foundation betonte im Rahmen der Absage des Prides, der für Ende Juli geplant war, dass man vor „erheblichen Herausforderungen“ gestanden habe.
Nachdem finanzielle Zuwendungen ausgeblieben waren in diesem Jahr, habe man anfangs mit einem vollständig ehrenamtlichen Team versucht, den CSD trotzdem durchzuführen – steigende, anderweitige Kosten sowie auch strukturelle Veränderungen haben diesem Plan schlussendlich allerdings doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zudem fehlte schlicht auch das Geld, um ein sinnvolles Sicherheitskonzept für die CSD-Teilnehmer gewährleisten zu können.
Schock in der Community
„Wir sind zutiefst traurig, dass wir in diesem Jahr nicht gemeinsam marschieren können. Gerade in einer Zeit, in der Solidarität, Protest und eine gemeinsame Feier so wichtig wären, fällt uns diese Entscheidung besonders schwer. Unsere kleine Organisation hat bis Ende Mai intensiv mit Partnern und Sponsoren zusammengearbeitet, um das Event doch noch zu retten. Doch trotz aller Bemühungen war es nicht mehr realisierbar“, so der Vorstand des Vereins.
Ob es im nächsten Jahr wieder einen Pride geben wird, ist aktuell offen, es laufen erste Gespräche mit der Stadt Liverpool. Die Community zeigt sich derweil am Boden zerstört, wie die Preisträgerin des Liverpool Pride Performer of the Year, Drag-Queen Miss Grace, gegenüber ITV betonte: „Wir sind alle am Boden zerstört. Viele in der Community fühlen sich im Stich gelassen. Gerade junge Menschen, die Orientierung suchen, verlieren damit eine wichtige Plattform.“
Kritik am Orga-Team
Kritik kommt online allerdings auch an der LCR Pride Foundation selbst auf – diese hatte sich erst im Mai dieses Jahres vom bisherigen Hauptsponsor Barclays getrennt. Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs in Großbritannien hatte die Bank beschlossen, trans* Frauen die Benutzung von Frauentoiletten künftig zu untersagen. Einstimmig beschloss daraufhin der Vorstand des Pride-Vereins, Barclays als Sponsor auszuschließen, weil das Unternehmen damit nicht mehr mit den Werten der Pride Foundation übereinstimme. Mit dieser Handlung verletze die Bank die Menschenrechte und ermutige transphobe Ansichten, so LCR Pride Anfang Mai.