Jubiläum 35 Jahre Whitney
Während ihre Stimme göttlich war, lauerten in ihrem Inneren Dämonen: Ausnahmekünstlerin Whitney Houston wurde nur 48 Jahre alt, doch ihre Musik ist unsterblich. So auch ihr zweites Album „Whitney“, das im Juni 2022 sein 35. Jubiläum feiern darf und wir feiern es mit!
„I Wanna Dance With Somebody (Who loves me)“ ist wohl der größte Hit darauf, der sich in Deutschland ganze fünf Wochen auf Platz 1 der Deutschen Charts hielt – etwas, was in der heutigen schnelllebigen Tik-Tok-Zeit kaum mehr vorstellbar ist! Und auch das Album selbst erklomm die Chartsspitze für ganze elf Wochen und hielt sich ganze 33 Wochen in der Liste der meistverkauften Werke hierzulande, weltweit wurden über 20 Millionen Exemplare verkauft. Damit startete sie als erste Künstlerin direkt von null auf Platz eins der international bestverkauften Platten der Welt. Sieben Singles aus dem Album erreichten ebenfalls in Folge den ersten Platz. Damit stellte auch den Rekord der Beatles ein. Und auch heute noch klingen die Tracks auf dem 1987 veröffentlichten „Whitney“ nach, sie laufen im Radio und es wird zu ihnen auf Partys getanzt.
Zum zwei Jahre davor erschienenen Debüt-Album sind in den Soul und R&B von Whitney Houston viele Pop-Elemente dazu gekommen und mehrere Produzenten sowie Autoren gaben den Songs den letzten Schliff: Zum Beispiel Jellybean, der meistens mit einer anderen Pop-Göttin zusammenarbeitete – nämlich Madonna. Das Duett „I know him so well“ mit Mutter Cissy Houston stammt eigentlich aus dem Musical „Chess“ und aus der Feder der ABBA-Mitglieder Benny und Björn. Die Vielfältigkeit, der Glamour und auch die Lockerheit, die die Lieder ausstrahlen stehen dabei leider im Gegensatz zum folgenden tragischen Leben von Whitney.
Whitney gehörte zu den größten Stars und Stimmen der 1980er sowie 1990er Jahre: Ihre Stimme ist einzigartig und unverwechselbar, sie umfasste unglaubliche drei Oktaven und ließ eine Gänsehaut entstehen, wenn sie beispielsweise emotionale Balladen wie „I Will Always Love You“ aus dem Film „Bodyguard“ (1992), in dem sie auch die weibliche Hauptrolle spielte, sang.
Ihre Karriere begann die umwerfend aussehende Whitney als Kindermodel, doch nicht nur ihre Optik und Ausstrahlung, auch ihre Stimme war im Alter von 15 Jahren derart dominant, dass sie im heimischen Gospelchor bereits einige Stücke als Frontsängerin darbieten durfte. Dieses riesige Talent blieb Plattenfirmen nicht lange verborgen und bald nahm sie Arista Records unter Vertrag, die die bekanntesten Komponisten verpflichteten, um Whitney die bis dahin teuerste Erstproduktion auf den Leib zu schreiben und schneidern. Das selbstbetitelte Debüt schnellte direkt auf Platz 1 der internationalen Charts und enthielt Hits wie „Saving All My Love For You“ oder „How Will I Know“. Das zweite Album übertraf den Erfolg sogar und machte Whitney Houston endgültig zum Superstar. Privat glänzte es jedoch nicht, sie heiratete den Musiker und Rapper Bobby Brown und viele alte Freunde mieden das Paar aufgrund des rüpelhaften Verhalten ihres Mannes, der sich zudem wegen einiger Delikte auch gerichtlich verantworten musste. Whitney litt wohl auch unter der Trennung ihrer besten Freundin, zu der man ihr eine Beziehung unterstellte Sie outete sich jedoch nie als lesbisch oder bisexuell, wohl weil ihre Berater sie dahingehend „berieten“. Es kann nur spekuliert werden, sicher ist jedoch, dass sie ihr privates Unglück mit Drogen und Alkohol zu betäuben versuchte und sie zehn Monate nach ihrem letzten Entzug am 11. Februar 2012 leblos in einer Hotelbadewanne in Beverly Hills aufgefunden wurde. Ihre Tochter Bobbi Kristina Brown folgte ihr tragischerweise drei Jahre später, auch sie wurde bewusstlos in einer Badewanne aufgefunden und verstarb im Krankenhaus mit nur 22 Jahren. Auch die letzten Karrieretage von Houston wurden von ihren gesundheitlichen Problemen wie Bulimie und einer wohl durch Kokainmissbrauch verursachten Herzkrankheit überschattet und sie musste ihre letzte Welt-Tournee 2010 aufgrund massiver Stimmprobleme vorzeitig abbrechen.
Die „Jahrhundertstimme“ Whitney Houston, mit mehr als 200 Millionen verkauften Tonträgern und über 200 Gold-, Platin-, Silber- und Diamantschallplatten sowie sechs Grammys, lebt jedoch ewig weiter und zu Ehren des Pride-Months in diesem Jahr, wird das Whitney Houston Estate am 22. Juni 2022 die Performances zu „Heartbreak Hotel“ und „It’s not right (but It’s okay)“ aus der MTV Gay Pride Parade 1999 veröffentlichen. Im Dezember 2022 veröffentlicht das Whitney Houston Estate zudem in Zusammenarbeit mit Sony Pictures den Film„I wanna dance with somebody“, das lang erwartete Biopic von Whitney Houston mit Naomi Ackie in der Hauptrolle. Und dass der Film nach einem ihrer lebensbejahenden und vor Lebensfreude sprühenden Songs benannt ist, der jedoch quasi in der Klammer (Who loves me) verrät, dass Whitney auch zeitlebens nach Liebe suchte, ist ein ziemlich passendes Denkmal für die außergewöhnliche Künstlerin.