Elektronisches Duo Sweet Tempest
Sweet Tempest sind Luna Kira und Julian Winding. Sie stammen aus Dänemark, sind aber seit geraumer Zeit Wahlberliner. Julian Winding ist solo als DJ und Produzent tätig und hat mehrere Techno-EPs und Beiträge für Film- und Serien-Soundtracks veröffentlicht. Sein Song „The Demon Dance“ ist in dem Horror-Thriller „The Neon Demon“ zu hören. Aktuell hat er für die neue Netflix-Serie „Copenhagen Cowboy“ den Titelsong und Score produziert. Er ist also vielleicht nicht gänzlich unbekannt. Gemeinsam mit Luna Kira gründete er in Kopenhagen dann vor einigen Jahren ihre Band Sweet Tempest.
Auch privat ging es bei ihnen teilweise stürmisch zu. Luna und Julian leben seit über zehn Jahren in einer On-Off Beziehung. Gerade ist sie mal wieder On. Nachdem sich die beiden von ihren letzten Partnern trennten, „flohen“ sie nach Berlin und feilten seitdem an neuen Sweet Tempest Songs in ihrer Friedrichshainer Wohnung. Das Ergebnis ist, dass just am 25. November ihr Debütalbum mit dem Titel „Going Down Dancing erschienen ist“. Ihre Songs klingen beim ersten Hören wie gefällige Popmelodien, entpuppen sich jedoch als fein arrangierte und verspielte Kompositionen, gepaart mit vielschichtigen Botschaften. Oft verträumt, manchmal hedonistisch und ironisch, aber immer empathisch verpacken sie gesellschaftspolitische und auch ganz persönliche Themen zu eigenwilligen Interpretationen, die verschiedene Genres durchkreuzen und neu fassen.
Musikalisch erinnern ihre Songs an eine Mischung aus 80s-Synthesizer-Klängen und rockigen Gitarren-Riffs. Dabei kommen einem durchaus Vergleiche zum Beispiel zu Lykke Li oder Little Dragon in den Sinn. Aber auch Anleihen bei den Pet Shop Boys oder an die Eigenwilligkeit einer Stevie Nicks sind erkennbar. Dennoch haben sie am Ende aber ihren ganz eigenen Stil. Das Album kommt mit gleich 16 unvergleichlichen Tracks um die Ecke. Neben den bereits veröffentlichten Songs finden sich mit beispielsweise „Supermodel“, „Love On Motown“ oder „Ride It On The Moon“ weitere mitreißende Stücke auf diesem Debüt-Longplayer. Es lohnt sich definitiv, hier einmal genauer hinzuhören.
Um ihre Musik visuell zu untermalen, haben sie sich den australischen Regisseur Matthew Thorne mit ins Boot geholt. Er erschuf für das Album eine Musikvideo-Trilogie aus den Songs „White Country“, „Modern Justice“ und „Party in Panama“. Auf dem Balkan gedreht, wird eine schroffe Realität gezeigt, die im Kontrast zu den fröhlichen und scheinbar glatten Songs steht. „Party in Panama“ schließt sich Nachtschwärmern in Serbien an und kontrastiert ihren Hedonismus mit denen der Reichen. „Modern Justice“ hingegen dokumentiert das Leben junger bulgarischer Bodybuilder, die dennoch machtlos bleiben, während „White Country“ uns nach Bosnien führt, um verarmte Bergleute beim Bergbau in einer abgelegenen ländlichen Gemeinde zu treffen. Die Videos, wie die Songs, sind bezeichnend für die Band, welche nie vor schwierigen Themen zurückschreckt, ganz gleich, ob politisch, sozial oder tatsächlich persönlich.
Sweet Tempest Live
01. Dezember 2022 - 20:00 Uhr
LUX - Hannover