Direkt zum Inhalt
Verbotene schwule Liebe
Rubrik

Verbotene schwule Liebe In England bringt nach 50 Jahren die Shakespeare Company die schwule Liebe eines Königs auf die Bühne - einst geschrieben 1593!

ms - 27.02.2025 - 16:00 Uhr

Ein Theaterstück sorgt aktuell in England für viel Aufsehen und Diskussionen – und begeistert dabei die Gay-Community: Im Stück „Edward II“ der Royal Shakespeare Company in Stratford geht es um die heimliche schwule Liebe zwischen dem titelgebenden König, der von 1307 bis 1327 regierte, und seinem Freund, dem Adligen Piers Gaveston. Das Besondere: Nach über fünfzig Jahren Verschwiegenheit wird das Stück in diesen Tagen erstmals wieder mit seinen eindeutig homoerotischen Elementen aufgeführt.

50 Jahre Zensur 

In den letzten Jahrzehnten wagte sich sonst kein Theatermacher in Großbritannien an das Werk des englischen Schriftsteller Christopher Marlowe; unter Historikern gilt das Werk inzwischen als das erste Theaterstück über eine schwule Beziehung gilt. Im Text gibt es zahlreiche romantische und sexuell aufgeladene Momente zwischen Edward und Gaveston – natürlich ohne Happy End. Als der König seinen Freund an seine Seite in den Palast beordert, rebelliert der Adel, bis schlussendlich ein Bürgerkrieg ausbricht, der fast die ganze Monarchie zum Einsturz bringt. 

Zuletzt wagte sich ein Theaterteam in den 1970er Jahren an die originalgetreue Umsetzung und sorgte für einen Eklat. In der Hauptrolle agierte ein junger Ian McKellen. Die Aufzeichnung des Bühnenstücks wurde 1975 von der BBC ausgestrahlt, inklusive eines schwulen Kusses der beiden Protagonisten – dem ersten schwulen Kuss, der jemals im britischen Fernsehen gezeigt worden war. Danach fand das Stück nur noch als schwulenfreie Inszenierung seinen Weg auf die Bühnen – bis heute.

Ein schwules Stück aus dem Jahr 1593

Nun endlich können Zuschauer erneut in die Geschichte jener ersten festgehaltenen schwulen Liebe eintauchen. Autor Christopher Marlowe gehört bis heute nicht nur zu den berühmtesten englischen Dramatikern, er soll auch eine homosexuelle Beziehung mit einem ganz besonderen Kollegen gehabt haben – dem Schriftsteller William Shakespeare. So ist es wohl nur passend, dass nun die Royal Shakespeare Company das Werk in seiner ursprünglichen Form neu auferstehen lässt. 

„Es ist verrückt, sich vorzustellen, dass dieses Stück im Jahr 1593 aufgeführt wurde, weil es einfach so offen schwul ist“, erklärte Hauptdarsteller Daniel Evans, der überdies auch künstlerischer Leiter des Theater ist. Amüsanterweise sorgte bereits die Ankündigung des Stücks und ein Video-Trailer mit einem schwulen Kuss erneut für Proteste unter britischen Konservativen. Vielleicht braucht es noch einmal fünfzig Jahre, bis ein solcher Liebesbeweis unter Männern endlich selbstverständlich geworden ist.  

Auch Interessant

Vielfalt, Visionen, Filmkunst

Queeres Kino in Karlsruhe

Vom 30. April bis 4. Mai 2025 verwandelt sich das Filmtheater Schauburg in einen Hotspot für internationale Filmkunst: Die Independent Days...
Speak Low

Liederabend in der Elbphilharmonie

Was ist heute Männlichkeit? Dieser Frage wird im Stück „Speak Low“ in der Hamburger Elbphilharmonie nachgegangen. Ein Aufbruch hin zu queeren Utopien.
Esoterikmesse in Köln

Inspiration für mehr Lebensfreude

Sind manche Menschen geborene Glückskinder und andere ewige Pechvögel? Oder liegt es vielmehr an unserem Umgang mit Herausforderungen im Alltag?
München

Literaturfest im Frühling

Erstmals ab 2025 findet das Literaturfest im Frühjahr statt und setzt damit einen neuen Akzent im Kulturkalender der Stadt. Kurator des Festivals...
Berlin

Viel Freude beim Frohnaulauf

Der Frohnaulauf hat sich in den letzten Jahren zu einem Highlight für Sportfreunde entwickelt – ein wenig kommen bereits Frühlingsgefühle auf...
Regensburg

Rave mit Pizza – all you can eat!

Tanzwütige mit unstillbarem Hunger aufgepasst: Eine neue Ausgabe des legendären Regensburger Raves mit Pizzaflatrate geht an den Start! Ihr mögt...
Der Wahnsinn der Welt

Eine queere Theater-Premiere

Die Welt ist verrückt, oder? Ist Isolation also okay? Nein! Warum das so ist, zeigt die Komödie Winterhuder Fährhaus mit "Spiel gewinnt" in Hamburg.