Verbot von "Wicked" in Kuwait Das Emirat befürchtet versteckte LGBTI*-Elemente im Hollywood-Blockbuster
Die neue Filmadaption „Wicked“ sorgt für Schlagzeilen – Kuwait hat den Film jetzt wegen „lesbischer und schwuler Darstellungen“ landesweit verboten. Das Amüsante dabei: In dem neuen Hollywood-Blockbuster gibt es gar keine homosexuellen Figuren.
Blockbuster nach schwulem Kultfilm
Regisseur Jon M. Chu hat seine Neuverfilmung auf zwei Teile konzipiert, der erste Film startete im November in den US-Kinos und diese Woche in Deutschland, die Fortsetzung soll 2025 folgen. Die Vorlage ist das Kultmusical „Die Hexen von Oz“, basierend auf den Figuren des Kinderbuchs „Der Zauberer von Oz“ aus dem Jahr 1900 und des gleichnamigen Kultfilms von 1939 mit Judy Garland in der Hauptrolle und ihrer schwulen Kulthymne „Somewhere Over The Rainbow“. In den Hauptrollen als böse Hexe des Westens und gute Hexe des Nordens agieren in der neuen Filmadaption Pop-Sängerin Ariana Grande und Cynthia Erivo.
Homosexuelle Schauspieler
Warum das Emirat auf der arabischen Halbinsel nun den Film kurz vor der Premiere landesweit tatsächlich verboten hat, ist laut dem Branchenmagazin Variety nicht gänzlich geklärt. Offenbar reichte es aus, dass mit Cynthia Erivo sowie Jonathan Bailey und in den Nebenrollen Bowen Yang sowie Marissa Bode mehrere homo- beziehungsweise bisexuelle Schauspieler und Schauspielerinnen zu sehen sind. Das bloße Mitwirken der Akteure reicht wohl für die Kritik über „lesbische und schwule Darstellungen“ aus.
Queere Figuren?
Die kuwaitische Ausgabe der Arab Times berichtet außerdem, die Entscheidung sei auch deswegen gefallen, weil eine mögliche schwule Figur zu sehen sein könnte. Zudem hatten sowohl Erivo wie auch Co-Star Grande die Attraktivität des Films für ein LGBTI*-Publikum hervorgehoben, der in besonderer Weise die „Einzigartigkeit“ der Menschen feiern will. Pop-Sängerin Grande hatte zudem mit Blick auf die Figuren im Filmland Oz erklärt: „Alle sind so wunderbar queer. Jeder Tag in der Smaragdstadt ist eine Pride-Parade.“
De facto werden allerdings weder homosexuelle noch queere Figuren im Film konkret gezeigt – der australische Unterhaltungsjournalist Peter Ford betonte allerdings gegenüber dem Radiosender 3AW in Melbourne: „Ich denke, wenn man danach sucht, könnte man Anzeichen dafür finden.“
Kuwait geht dabei nicht zum ersten Mal gegen einen Hollywood-Blockbuster vor, erst im letzten Jahr verbot das Emirat aus ähnlichen Gründen den Film „Barbie“ und auch anderweitig zeigt das Land keinerlei Verständnis für jedwede Sichtbarkeit von LGBTI*.
Boykott auch in den USA
Vielleicht vom Verbot im Emirat beflügelt, forderte daraufhin nun auch die konservative christliche Organisation One Million Moms (OMM) ebenso den Boykott von "Wicked". Die Begründung auch hier: Der Blockbuster förderte eine LGBTI*-Agenda. Mehr noch: Die Universal Filmstudios würden damit direkt gegen die Überzeugungen und Werte von christlichen Familien angehen. In den ersten Stunden haben sich rund 11.000 Amerikaner in einer Petition dem Boykott-Aufruf angeschlossen.