Rein privates Vergnügen Schwule Kreuzfahrt verbietet Dreh von Sexfilmen
Was während Gay-Kreuzfahrten passiert, sollte auch dort bleiben – der Meinung sind zumindest die Kreuzfahrtanbieter Royal Caribbean und Atlantis Events. Diese verbieten in ihren frisch überarbeiteten Richtlinien für Reisende nun an Bord von LGBTI*-Kreuzfahrten die Aufnahme von expliziten Filmen und Fotos für Erwachsene.
Neuer Zusatz
Im Gästehandbuch des Kreuzfahrtschiffs Harmony of the Seas wurde bei der jüngsten schwulen Gay-Cruise-Veranstaltung von Atlantis Events eine Regel ergänzt. Dort heißt es: „Wir möchten, dass alle Spaß haben, aber es gibt auch Grenzen. Und deshalb bitten wir Sie, respektvoll mit allen Gästen und unseren Kreuzfahrtpartnern umzugehen. Bitte posten Sie nichts explizit Sexuelles öffentlich in den sozialen Medien oder einem anderen Online-Bereich.“
Urlaubsende ohne Erstattung
Wer dennoch „ein explizites und öffentlich sichtbares Foto oder Video postet oder veröffentlicht“, wird „aufgefordert, das Schiff ohne Rückerstattung zu verlassen“. Das gelte sowohl für Aufnahmen in öffentlichen sozialen Netzwerken als auch für Aufnahmen auf Bezahlseiten wie OnlyFans und JustForFans: „Dies gilt auch für alle privaten Medienbeiträge (unabhängig davon, ob sie sich hinter einer Paywall befinden oder nicht), die mit oder ohne Erlaubnis entweder Atlantis, unsere Vertriebsmarken, ihre Immobilien oder andere Gäste“ so zeigen, dass man sie erkennen und identifizieren könnte.
Wer soll das denn prüfen?
Die Firma soll bereits ein „Team von Freiwilligen“ angeheuert haben, das überprüfen soll, welche Fotos und Videos von den Gästen hochgeladen werden. Wie das geschehen soll, ist unklar – vor allem für Inhalte, die hinter Paywalls versteckt sind. Außerdem ist nicht eindeutig, was „sexuell explizit“ genau heißen soll. Oder wie Gäste durch ihre Social-Media-Profile identifiziert werden können, wenn diese auf privat eingestellt sind, alternative Namen oder anonyme Nutzernamen verwenden. Es sieht also laut Out nicht danach aus, als könnten die Anbieter mehr tun, als ihre Gäste höflich darum zu bitten, ein solches Verhalten zu unterlassen.
Erklärung des Geschäftsführers
Geschäftsführer und Atlantis-Events-Gründer Rich Campbell erklärte Buzzfeed: „Die Kreuzfahrtgesellschaften haben mich gebeten, dies zu berücksichtigen, und das ist gar nicht so abwegig. Sie wollen nicht, dass ihre Marke gezeigt wird.“ Die Richtlinie wurde laut Campbell Mitte 2022 hinzugefügt, „nachdem unsere Gäste mehrere sexuell explizite öffentliche Beiträge anfertigten, die Atlantis oder unsere Gastgebermarken eindeutig identifizierten“. Sonst habe Atlantis folgenden Ansatz gewählt: „Wenn wir so etwas sehen, kontaktieren wir die Person, die das gemacht hat, und sagen: ‚Hey, bitte nehmt das runter‘, und sie tun es normalerweise.“ Jetzt bat die Kreuzfahrtgesellschaft, darum das öffentlich zu machen.
Royal Caribbean erklärte, dass die beiden Firmen die neue Richtlinie gemeinsam erarbeitet hätten, um „die Sicherheit und Privatsphäre aller Gäste“ zu gewährleisten. Das Unternehmen gab allerdings nicht an, ob dieselben Regeln auch für Reisende bei Nicht-LGBTI*-Kreuzfahrten gelten werden.
Über das Schiff
Die Harmony of the Seas ist eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Sie ist ein Schiff der Oasis-Klasse, die als besonders luxuriös gilt und neben der Harmony of the Seas nur drei weitere Schiffe umfasst. Laut Royal Caribbean bietet das Schiff „einige der spannendsten Abenteuer, die jemals auf See angeboten wurden“. An Bord der Harmony of the Seas erlebten Reisende „so viel Unvergessliches“: beispielsweise die Ultimate Abyss (die größte Rutsche auf hoher See), verblüffende Stunts im Aqua-Theater oder die von Robotern geführte Bionic Bar.
Über das Event
Atlantis Events ist einer der ältesten und größten Anbieter für LGBTI*-Reisen in den USA und der Karibik sowie der zweitgrößte Kreuzfahrtanbieter der Welt. Die Firma bietet seit mehr als drei Dekaden Reisen speziell für die LGBTI*-Community an, darunter mehr als 200 Schiffsreisen.
Die neueste Fahrt versprach den Reisenden gesellige Runden, nächtliche Tanzparties und Auftritte von berühmten Persönlichkeiten wie Todrick Hall und Billy Porter. Einige der Reisenden sind tatsächlich auf Seiten wie Just For Fans aktiv. Deren Gründer Dominic Ford gibt jedoch Entwarnung: „Jede Marke hat das Recht, ihr Image zu schützen.“ Ähnliche Maßnahmen sehe man auch bei großen Gay-Events in Hotels. „Wenn die Models beim Filmen vorsichtig und klug vorgehen, sollte ihnen nichts passieren.“