Kampfansage gegen Homophobie Ein Superstar im Kunstschwimmen: Seit Jahren kämpft Dennis Gonzalez gegen Hass und Homophobie
Er ist bereits jetzt mit gerade einmal 21 Jahren einer der größten Stars des internationalen Kunstschwimmens: Dennis Gonzalez. Zuletzt gewann er bei den Weltmeisterschaften im Wassersport in Singapur vier Medaillen, einmal Gold, einmal Silber, zwei Mal Bronze. Er ist damit der erste Mann im Mannschafts-Kunstschwimmen, der jemals eine Medaille gewonnen hat. Seit kurzem dürfen neben Frauen auch Männer antreten. Das ändert allerdings nichts daran, dass er seit Jahren online angefeindet und mit homophoben Hass-Kommentaren überzogen wird. Jetzt hat der 21-Jährige Spanier erstmals ausführlich dazu Stellung bezogen.
Homophobe Hass-Kommentare seit Jahren
Als er bei den Meisterschaften 2023 eine Reihe von Medaillen gewonnen hatte, postete Gonzalez auf Instagram ein Bild von sich selbst in einem Eisbad als Teil einer Erholungsübung – seitdem wird er mit homophoben Sprüchen überschüttet, immer wieder wird er bis heute als „Schwuchtel“ oder Schlimmeres beschimpft. Er reagierte nach den ersten Attacken gelassen und erklärte gegenüber seinen Hatern: „Vielen Dank für eure Kommentare, denn sie machen mich sichtbarer!“
Über seine eigene Sexualität schweigt der junge Mann bis heute und erklärte dazu nur: „Die Leute sagen dir, dass du schwul bist, weil du diesen Sport machst, doch dafür gibt es keinen Grund. Jeder kann so sein, wie er sein möchte.“ Dabei sei ihm klar, dass er es seinen Hatern insofern einfacher mache, weil seine Sportart nicht als „machohaft“ verschrien ist wie beispielsweise der Fußball. Dabei erfordert Kunstschwimmen oder auch Synchronschwimmen viel Athletik und Stil und vereint Akrobatik, Schwimmen und Tanz – eine Vielzahl von Talenten und viel Training sind dafür nötig.
In welcher Zeit leben wir?
Zu den stetigen Angriffen auf ihn erklärte der junge Spanier aus Rubí in der Provinz Barcelona jetzt: „Homophobe Kommentare sind Dinge, die ich nicht verstehe: Sind wir im 21. Jahrhundert oder immer noch im Jahr 10 vor Christus?“. Dabei haben ihn die Attacken nicht immer kalt gelassen, wie der 21-Jährige weiter betonte: „Sie nannten mich ´die Ballerina´, die ´kleine Meerjungfrau´, sie machten sich über meine Bewegungen lustig. Es gab eine Zeit, in der ich nicht mehr zum Training gehen wollte, ich fühlte mich allein und unverstanden. Nur im Wasser war ich frei. Ich war ich selbst. Es gab keine Urteile, nur den Rhythmus der Musik und die Bewegung meines Körpers. Sie wissen nicht, was das alles bedeutet.“
Dabei blickt Gonzalez mit Sorge auf Jugendliche, die durch die andauernden Fälle von Homophobie abgeschreckt werden könnten: „Ich weiß, dass ein Kind, das mit dem Kunstschwimmen anfängt und solche Kommentare bekommt, davon betroffen sein wird. Und das will ich nicht, das will ich nicht! Achtet nicht auf diese Kommentare, denn das Einzige, was sie suchen, ist Aufmerksamkeit, und die sollen sie nicht bekommen!“
Ein Superstar in Spanien
Der Spanier begann dank seiner Mutter mit dem Tanzen und dem Schwimmen, sehr früh landete er so beim Synchronschwimmen, seine Mutter fungierte anfangs als Trainerin. „Wenn ich Kunstschwimmen mache, fühle ich mich, als würde ich fliegen. Unter Wasser kann man sich austoben, man kann schreien, niemand hört zu. Ich bin immer glücklich im Wasser.“ In seiner Heimat Spanien wird Gonzalez wie ein Superstar gefeiert, sowohl in der LGBTIQ+-Community wie auch außerhalb davon. In nur wenigen Jahren hat er insgesamt 44 Medaillen gewonnen, darunter 24 Mal Gold, 12 Mal Silber und acht Mal Bronze.
Zudem hat der junge Spitzensportler eine Kämpfernatur, in den letzten drei Jahren brach er sich das Knie und musste am Fuß und am Arm operiert werden – trotzdem blieb er am Ball und trainierte weiter hart, oft bis zu zehn Stunden täglich. „Diese Dinge machen mich stärker!“ Er hofft, dass in den nächsten Jahren viele seinem Vorbild folgen werden und auch andere Länder Männer ins Kunstschwimmen aufnehmen. Er und seine Mannschaft sind derweil weiterhin auf Gewinnerkurs. Sein nächstes Ziel sind die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Abschließend betonte er dazu: „Ja, ich habe Goldmedaillen. Aber das Wichtigste ist, dass wir jedes Mal unser Bestes geben. Die Leidenschaft, die wir mitbringen. Das ist es, was zählt.“