Nachfolge von Peter Urban Kann Schorn das ESC-Urgestein Urban tatsächlich adäquat ersetzen?
Aufgepasst, jetzt darf gestritten und debattiert werden! Der Nachfolger von Peter Urban als neuer ESC-Kommentator steht fest: Es wird der schwule WDR-Moderator Thorsten Schorn. Kann er das? Darf er das?
Urban war Kult
Grundsätzlich natürlich JA, doch wie immer bei Veränderungen dürften auch hier im Mai die deutschen Hardcore-Fans auf eine arge Probe gestellt werden, denn Urban war ein Original, das es eben so nur einmal gibt. Mit seiner sonoren Stimme, stets einen Schalk im Nacken und so manchem bissigen Kommentar, den er scheinbar nebenbei in seine Moderation einfließen ließ, verschaffte er sich bis zuletzt eine gigantische Fan-Gemeinde. Von 1997 bis 2023 gehörte Urban fest zum Musikwettbewerb dazu. Sein selbstgewähltes Ende beim ESC sorgte unter deutschen Eurovision-Freunden im letzten Jahr für eine arg getrübte Stimmung.
Live aus Malmö
ESC ohne Urban? Ist das nicht wie Wetten-dass ohne Gottschalk? Was folgt als nächstes? Werden die Käseigel und die Chips gestrichen? Darf man bald nicht mehr lästern über Outfits, Auftritte und schräge Stimmeinlagen? Doch, darf man auch weiterhin und wir können gespannt darauf sein, wie bissig und witzig der Einstand von Schorn am Ende werden wird. Ähnlich wie Urban zuvor wird auch Schorn sowohl die beiden Halbfinale (7./9. Mai) sowie das Finale live aus dem schwedischen Malmö am 11. Mai kommentieren.
Ein Fan seit Kindertagen
Der 48-jährige schwule Radio- und TV-Moderator Schorn erklärte dazu: „Mich hat der ESC schon als Kind fasziniert. Als Deutschland 1982 mit 'Ein bisschen Frieden' gewonnen hat, war ich sechs und habe mich gefreut, als wären wir Fußball-Weltmeister geworden. Es ist mir eine große Ehre und Freude, die Nachfolge von Peter Urban als ESC-Kommentator anzutreten. Ich nehme das Fernsehpublikum in Deutschland an die Hand und gemeinsam erleben wir die größte Musikshow der Welt.“ Ein wenig ESC-Expertise bringt Schorn dabei bereits mit und trat beispielsweise schon bei Phoenix als Eurovisions-Kenner auf.
Im weiteren Verlauf schwärmt Schorn dann auch über den „völkerverbindenden Aspekt“ der Show, die jedes Jahr von rund 150 Millionen Menschen angesehen wird. „Ganz Europa, sogar mit Australien, trifft sich zu diesem friedlichen, bunten Happening – obwohl es im Kern um einen Wettbewerb geht, den jedes Land natürlich gewinnen möchte.“ Schorn ist vor allem mit dem WDR und den dortigen Radiosendern eng verbunden, 2014 outete er sich dort bei 1Live.
Drei Jahre später wurde er als bester Moderator mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet. Seine Stimme erklang auch als Off-Sprecher bei der schwulen Datingshow „Prince Charming“ sowie bei „Shopping Queen“, vor der Kamera sah man ihn als Moderator der RTL-Sendung „Denn sie wissen nicht, was passiert“ zusammen mit Thomas Gottschalk, Günter Jauch und Barbara Schöneberger. Hierfür gewann er 2020 den Deutschen Fernsehpreis.
Witz und Leidenschaft in unruhigen Zeiten
Der zuständige Chef des ARD-Teams, Andreas Gerling, bekräftigte: „Thorsten Schorn wird das Publikum mit seiner ESC-Expertise, seiner Leidenschaft, seiner Spontanität, seinem Witz und nicht zuletzt natürlich auch mit seiner sehr markanten Stimme begeistern. Ich bin sicher: Thorsten Schorn und ESC – das matcht.“ Drücken wir die Daumen.
Die Show selbst wird dieses Jahr mit Spannung und ein wenig Sorge erwartet, im Vorfeld gab es bereits diverse Debatten über die Teilnahme von Israel am Musikwettbewerb. Queere Aktivisten hatten dazu aufgerufen, die israelische Sängerin aufgrund des Gaza-Krieges zu boykottieren. Das Organisationsteam des ESC versuchte zuletzt mit einem klaren Statement zu deeskalieren und erklärte, es werde keinerlei Hass und Hetze im Umfeld des Eurovision Songcontest geduldet.