Kein Schutz für trans* Personen? Promis für Konversionstherapie-Verbot in Großbritannien
Schon im Jahr 2018 versprach die damalige Premierministerin Theresa May, Konversionstherapien zu verbieten. Seither hat sich jedoch noch nichts getan, und auch der aktuelle Premierminister Rishi Sunak verschob die Vorlage eines entsprechenden Gesetzesentwurfes weiter und weiter nach hinten. Jetzt sieht es so aus, als wolle Sunak tatsächlich tätig werden – trans* Personen sollen dabei allerdings auf der Strecke bleiben. Dagegen wehrt sich nicht nur die Community, sondern auch zahlreiche britische Prominente.
Königliche Rede
Obwohl Sunak bei im Sommer versprach, das Verbot von Konversionstherapien möglichst schnell in die Wege zu leiten, wurde die Diskussion darüber immer wieder verschoben. Die britische LGBTI*-Community befürchtete schon, dass es dieses Jahr keinen entsprechenden Entwurf mehr geben werde. Dann kündigte Sunak überraschend an, dass das Gesetz Teil der Rede von König Charles III. am 7. November sein soll (SCHWULISSIMO berichtete). Bei dieser traditionellen Rede legt der Monarch oder die Monarchin die Prioritäten der kommenden Gesetzgebung fest. Allerdings wurde einige Tage später klar, dass Sunak bei dem Verbot keine trans* Personen einschließen möchte. Schuld ist wohl die „intensive“ Lobbyarbeit der trans*-feindlichen Tory-Abgeordneten Miriam Cates.
Widerstand gegen fehlenden Schutz
Seither forderten zahlreiche Prominente den Premierminister auf, die Konversionstherapie endlich für alle Betroffenen zu verbieten. Darunter beispielsweise der nicht-binäre Schauspiel- und Comedy-Star Mae Martin, Musikerin Rina Sawayama, Jade Thirlwall von der Girl-Band Little Mix, Sängerin Romy von der Rockband The XX, der schottische Schauspieler Alan Cumming, der englische Schauspieler Russell Tovey, trans* Autorinen Munroe Bergdorf und Juno Dawson, die TV-Moderatoren Rylan und Dr. Ranj, YouTuber Daniel Howell sowie zahlreiche „Drag Race UK“-Stars wie Divina de Campo, Sister Sister, Charity Kase, Pixie Polite, Sum Ting Wong, Ella Vada und Jonbers Blonde.
Offener Brief an den Premierminister
Gemeinsam mit der LGBTI*-Organisation Stonewall verurteilten die Prominenten Sunak in einem offenen Brief für seine „gefühllose Missachtung des Schadens, dem LGBTI*-Menschen ausgesetzt sind“, weil sein Kabinett es bislang versäumte, ein umfassendes Verbot durchzusetzen. „Konversionspraktiken sind abscheuliche Formen des Missbrauchs, die sich gegen LGBTI*-Personen richten, weil sie sind, wer sie sind. Ihre Regierung hat versprochen, diesen Missbrauch zu verbieten, aber es scheint, dass Sie dieses Versprechen brechen werden“, so der Brief. „Anstatt entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, wie es Länder wie Kanada, Neuseeland, Frankreich und Spanien getan haben, wurden die Pläne immer wieder verschoben. Damit geben Sie den Missbrauchstäterinnen und -tätern grünes Licht, ungehindert weiterzumachen. Sie lassen die Überlebenden und Opfer von Missbrauch in diesem Land im Stich.“
„Wir haben einen Anstieg von Hassverbrechen, einen lähmenden Mangel an Zugang zu lebensrettender medizinischer Versorgung und Zweifel an der Unterstützung inklusiver Bildung in Schulen erlebt“, so das Schreiben weiter. Einige Kommentare stellten das Recht von LGBTI*-Flüchtenden auf Asyl in Frage (SCHWULISSIMO berichtete), und Menschen mit hohen politischen Ämtern verhöhnten die trans* Community ganz offen. Das alles führe dazu, dass sich LGBTI*-Menschen in Großbritannien heute „weniger sicher“ fühlen. Doch „LGBTI*-Personen verdienen eine Regierung, die willens ist, sie vor Schaden zu bewahren.“
Es geht nicht nur um Schutz
Alan Cumming erklärte seine Unterschrift mit den Worten: „Es geht nicht nur um das Verbot von Konversionstherapien. Es geht darum, eine Botschaft an junge queere Menschen zu senden – dass ihre Regierung nicht glaubt, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Dass es für sie keinen Grund gibt, bekehrt zu werden oder sich zu verändern.“