Ein Revolutionär fürs Kino New-Hollywood-Regisseur William Friedkin verstorben
Regisseur William Friedkin ist tot. Er verstarb im Alter von 87 Jahren in Los Angeles. Das bestätigte mehreren US-Medien zufolge seine Ehefrau Sherry Lansing (79). Lansing war Friedkins vierte Ehefrau, die beiden heirateten 1991. Neben ihr hinterließ der Filmemacher zwei Söhne. Friedkins Werke waren wegweisend für das Kino der 1970er Jahre, das sogenannte New Hollywood, sowie für das Queer Cinema.
Seine Anfänge
Friedkins jüdische Vorfahren stammten aus der heutigen Ukraine. Anfang des 20. Jahrhunderts flohen sie in die USA. Dort wurde Friedkin am 29. August 1935 geboren. Seine Film-Karriere begann bei einem Chicagoer Lokalsender, für den er Live-Shows und Dokumentarfilme drehte.
Beim Dreh von Folgen der beliebten Sendungen „The Alfred Hitchcock Hour“ und „Alfred Hitchcock Presents“ lernte er den bekannten Regisseur kennen, der beide Sendungen produzierte. 1967 gab Friedkin sein Hollywood-Debüt: Der Western-Musikfilm „Good Times“ mit Sonny und Cher.
Durchbruch in Hollywood
Nach zahlreichen weiteren Kinofilm-Aufträgen hatte Friedkin schließlich seinen großen Durchbruch mit dem Action-Thriller „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ von 1971. Für diesen weltweit erfolgreichen Film wurde er bei den Oscars für die beste Regie geehrt. Bekannt wurde auch Friedkins Horrorfilm „Der Exorzist“ (1973) – seinerzeit der kommerziell erfolgreiche Film aller Zeiten: Es war der erste, der mehr als 100 Millionen US-Dollar einspielte. Der Film wurde weltweit heiß diskutiert.
Mittlerweile gilt „The French Connection“ wegen seines dokumentarisch anmutenden Stils und seiner Handkamera-Nutzung als einer der wichtigsten Filme des New Hollywood der 1970er Jahre. Neben der Modernisierung und dem Neudenken klassischer Genres zeichneten sich die meisten Produktionen dieser Zeit durch Gesellschaftskritik aus. Auch Roman Polanski, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese sind wichtige Regisseure der New-Hollywood-Strömung.
LGBTI*-Themen
Mit dem Drama „The Boys in the Band“ (in Deutschland bekannt als „Die Harten und die Zarten“) legte Friedkin 1970 den Grundstein für das Queer Cinema. Der Film erzählt von einer schwulen Geburtstagsfeier in New York und basiert auf dem gleichnamigen Broadway-Stück, das Mart Crowley 1968 schuf. „The Boys in the Band“ war der erste Hollywood-Film mit (fast) durchweg schwulen Rollen, der ausschließlich von den Problemen der LGBTI*-Community handelte. 2018 feierte das Stück „The Boys in the Band“ sein Rival und seine Broadway-Premiere. Zur Besetzung gehörten Matt Bomer, Jim Parsons, Andrew Rannells und Zachary Quinto. Mit derselben Besetzung veröffentlichte Netflix 2020 eine Neuverfilmung (SCHWULISSIMO berichtete).
1980 drehte Friedkin mit dem kontroversen Thriller „Cruising“ einen weiteren wichtigen Film des queeren Kinos. Hier ermittelt ein von Al Pacino gespielter Polizist in der New Yorker S&M- und Schwulen-Szene, um einen Serienmörder aufzuspüren. Damals wurde der Film wegen seiner stereotypen Schwulendarstellung von der LGBTI*-Community scharf kritisiert.
Sein letztes Werk
Friedkin schaffte es noch, seinen letzten Film zu vollenden – eine Verfilmung von Herman Wouks Stück „The Caine Mutiny Court-Martial“. Die Hauptrolle übernahm Kiefer Sutherland (56). Erstmals gezeigt werden soll der Film bei den Filmfestspielen in Venedig.