All you need is love! Was die Politik nicht schafft, schafft in Zypern die Community!
Was die Politik seit Jahrzehnten nicht schafft, hat zum zweiten Mal in Folge jetzt die LGBTI*-Community auf Zypern vollbracht – friedlich feierten Schwule, Lesben und queere Menschen auf der geteilten Insel gemeinsam den Pride. Eine Demonstration, zugleich ein strahlendes Fest, mit starker internationaler Signalwirkung.
Ein Meer von Regenbogenfahnen
Gefeiert wurde diese besondere LGBTI*-Pride am vergangenen Wochenende rund um den Ledra-Palast, einer Einrichtung innerhalb der UN-Pufferzone in der Stadt Nikosia auf Zypern. Von beiden Seiten der geteilten Hauptstadt Nikosia aus kamen Homosexuelle und queere Menschen in einer, von den Vereinten Nationen kontrollierten Pufferzone zusammen und verwandelten diese nach Angaben von Reuters in ein wahres Meer von Regenbogenfahnen, ein Platz, an dem die Menschen jubelten, sich umarmten und küssten.
Eine vereinte Community, eine vereinte Insel
Dem inoffiziellen Motto passend „All you need is love” zeigte die Community, wie einfach manchmal Frieden funktionieren kann. Getrennt durch die Politik, aber vereint im Pride. Die Idee zu diesem ganz besonderen Pride kam dem Aktivisten Erman Dolmaci von Queer Cyprus im vergangenen Jahr, nachdem die Stadt zuvor seit 2014 jeweils getrennte CSD-Veranstaltungen gefeiert hatte.
„Wir senden eine klare Botschaft aus, dass wir eine vereinte Insel sein wollen", so Dolmaci. Weitere LGBTI*-Aktivisten erklärten, dass die LGBTI*-Communitys der Insel trotz der physischen Grenze auch generell immer stärker miteinander interagieren würden und so ein Zeichen für ein multikulturelles Zypern widerspiegeln würden – neben den türkischen und griechischen Zyprern waren so auch andere Ethnien beim Pride in diesem Jahr inkludiert, unter anderem auch Vertreter der afrikanischen LGBTI*-Community sowie von LGBT Pilipinas.
Community Teil des Friedensprozesses
Zypern ist aufgrund politischer Auseinandersetzungen seit 1974 in einen türkischen sowie einen griechischen Teil geteilt. Immer wieder wurden Friedensgespräche aufgenommen, zuletzt im Jahr 2017. Seitdem hat sich die Situation allerdings weiter festgefahren. „Wir wollen zeigen, dass wir Teil des Friedensprozesses sind, dass wir Teil des Friedensprozesses sein wollen und dass wir hier sind, um deutlich zu machen, dass wir existieren. Wenn niemand sonst das Problem lösen kann, werden wir es lösen!“, so Alexandros Efstathiou, ein Mitglied des Queer Collective CY, gegenüber Reuters.