Pride in Bulgarien Stimmung gegen Homosexuelle heizt sich immer weiter auf!
Wie befürchtet kam es am vergangenen Samstag bei der Pride-Parade in Sofia zu Angriffen auf die schwul-lesbische Community vor Ort; die große Eskalation nach den massiven Übergriffen auf Homosexuelle in den letzten Wochen in Bulgarien blieb allerdings glücklicherweise aus. Allerdings hatten die Attacken in letzter Zeit trotzdem offenbar dazu geführt, dass beim diesjährigen Pride jetzt nur noch rund 7.000 Teilnehmer vor Ort waren, beim letzten CSD im vergangenen Jahr waren es fast doppelt so viele, so Radoslav Stoyanov, Mitorganisator des Sofia Pride, gegenüber SCHWULISSIMO. Unterstützt worden war das Pride-Team von der LGBTI*-Organisation All-Out.
Steinwürfe und Gegendemonstrationen
Zu den Angriffen am Wochenende erklärt Stoyanov weiter: „Eine Gruppe von Frauen wurde nach der Pride angegriffen, einige Jugendliche haben Steine auf sie geworfen. Glücklicherweise ist niemand ernsthaft verletzt worden. Es gab jedoch eine sehr große Gegendemonstration, die von parteiunabhängigen konservativen Kräften organisiert wurde. Eine der Hauptbotschaften ihrer Kampagne war, dass Homosexuelle eine Gefahr für Kinder darstellen und mit Pädophilie in Verbindung gebracht werden.“
Attacken bei Pride Film Festival
Die Stimmung in Bulgariens Hauptstadt ist seit Wochen angespannt, immer wieder war es zu Angriffen auf die schwul-lesbische Community gekommen. Zum Eklat war es auch beim Sofia Pride Film Festival gekommen, konservative und rechtsextreme Demonstranten hatten den Kinosaal gestürmt und Besucher attackiert. Mehrfach wurde Homosexualität dabei auch erneut mit Pädophilie gleichgesetzt und lautstark skandiert: „Wir wollen keine Schwulenparade in der Stadt!“. Polizisten vor Ort griffen nicht ein, sondern ließen die gewalttätigen Hooligans gewähren. Schlussendlich musste aufgrund von Sicherheitsbedenken die gesamte Veranstaltungsreihe abgesagt werden.
Kirche befeuert Hass auf Schwule
Die Gay-Community in Bulgarien befürchtet dabei, dass die Rechte von Homosexuellen immer mehr unter die Räder geraten, nachdem inzwischen eine neue Regierungskoalition mit sehr unterschiedlichen Grundwerten dem Land vorsteht. Sowohl die verbalen wie auch die physischen Angriffe auf Schwule und Lesben nehmen an Radikalität und Häufigkeit weiter zu, angeheizt immer wieder auch durch die katholische Kirche, so Stoyanov.
Bulgarien sei dabei bis heute sehr anfällig für jede Form von Verschwörungstheorie gegen die Community. „Wir brauchen internationale Unterstützung. Bulgarien ist Teil der Europäischen Union und des Europarates. Wir müssen wissen, dass wir durch die gemeinsamen Werte und Menschenrechtsverpflichtungen, die wir nach dem Beitritt eingegangen sind, geschützt sind“, so der Pride-Mitorganisator Stoyanov abschließend.