Direkt zum Inhalt
Affenpocken-Chaos in Berlin
Rubrik

Affenpocken-Chaos in Berlin Berliner Senatsverwaltung lässt Verträge auslaufen

ms - 11.01.2023 - 11:35 Uhr

In Berlin können aktuell keine Impfungen mehr gegen die Affenpocken (Mpox) durchgeführt werden. Zwar ist der Impfstoff in ausreichender Menge vorhanden, doch die Berliner Senatsverwaltung hat zwei Verträge, auf denen die Impfkampagne fußt, auslaufen lassen. Konkret bedeutet das, dass eine Impfung derzeit nicht mehr über die Krankenkassen abgerechnet werden kann und zudem auch weder die Logistik noch der Transport der Vakzine geregelt sind.

Verantwortungslos gegenüber queerer Community

Betroffen sind davon nach Angaben des rbb hunderte Berliner mit bereits vereinbarten Impfterminen, die nun vorerst nicht geimpft werden können. Angesichts der Tatsache, dass 45 Prozent aller rund 3.700 Affenpocken-Fälle in Deutschland allein in Berlin verzeichnet worden sind, eine Blamage für die Berliner Regierung. Alfonso Pantisano aus dem Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD) schrieb dazu via Twitter: „Das, was die grüne Gesundheitssenatorin Gote in Berlin macht, ist so verantwortungslos - und gegenüber unserer queeren Community sowas von verachtend! Ich habe es vor ein paar Monaten gesagt und wiederhole es ungerne nochmal: Der grünen Gesundheitssenatorin Gote ist das Thema Affenpocken sowas von egal. Und je mehr wir genauer hinschauen, desto klarer wird es: Der Berliner Gesundheitssenatorin sind die Berlinerinnen und Berliner sowas von egal – denn wie kann man so unverantwortlich sein und die Verträge zu den Affenpocken-Impfungen auslaufen lassen?“

Chaos pur in Berlin

Ähnlich wütend zeigt sich auch Mathias Schulz, Sprecher der Berliner SPD-Fraktion für Queerpolitik: „Trotz der in unserer Bevölkerung hohen Impfbereitschaft begann die von Senatorin Gote organisierte Impfkampagne im letzten Jahr sehr schleppend. Auch eine Beteiligung der Community an der Vorbereitung einer Aufklärungs- und Impfkampagne erfolgte seinerzeit nicht. Jetzt lässt die zuständige Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung auch noch wegen `verwaltungsinterner Verzögerungen` Verträge auslaufen. Chaos pur. Das ist unverantwortlich und völlig inakzeptabel!»

Keine Erklärung seitens der Berliner Verwaltung

Anfang Januar waren die betroffenen Praxen in Berlin von der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) darüber informiert worden, dass nach dem Jahreswechsel vorerst keine Impfungen mehr durchgeführt werden können. In dem Schreiben wird erklärt: "Die im Dezember 2022 sehr weit fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Verlängerung der Kooperation zu den bisherigen Konditionen konnten leider noch nicht erfolgreich abgeschlossen werden." Warum es seitens der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit zu diesen Verzögerungen gekommen ist, konnte die Pressestelle gegenüber dem rbb nicht erklären.

Neue Affenpocken-Welle möglich

Für die mehreren hundert Menschen, die sich aktuell impfen lassen wollten, bedeutet das, sie müssen schlicht abwarten, bis die Sachlage geklärt ist. Solange verbleiben die Impfdosen in den Kühlschränken der Praxen, auch eine private Bezahlung der Impfeinheiten ist laut rbb rein rechtlich nicht erlaubt. Facharzt Ingo Ochlast befürchtet gegenüber dem rbb, dass es so zu einer zweiten Welle der Affenpocken kommen könnte: "Es kann sein, dass uns das alles wieder um die Ohren fliegt." Gerade auch dann, wenn viele Patienten, die jetzt eine Terminabsage bekommen, später nicht erneut einen Termin für eine erste oder zweite Impfung ausmachen. Der bestmögliche Schutz vor Mpox bestehe aber erst nach der zweiten Impfung. Gegenüber dem rbb drückten mehrere Fachärzte ihr Unglauben und Entsetzen über die chaotische Lage in Berlin aus.

Zuletzt waren die Fallzahlen der Neu-Infektionen von Mpox in Deutschland stark zurückgegangen, Vereine wie die Deutsche Aidshilfe warnten aber bereits mehrfach davor, leichtfertig mit der Virus-Erkrankung umzugehen. Eine neue Affenpocken-Welle sei durchaus jederzeit denkbar.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Haftstrafe für George Santos?

Sieben Jahre Gefängnis gefordert

Es wird ernst für George Santos: Der einzige schwule Vorzeige-Politiker aus New York soll für rund 7 Jahre ins Gefängnis für Veruntreuung und Betrug.
UNAIDS: Hilfe aus Deutschland

Regierung zahlt 1,2 Millionen Euro

Deutschland wird die HIV-Organisation UNAIDS mit weiteren 1,2 Millionen Euro für LGBTIQ+-Vereine unterstützen, nachdem die USA Gelder gestoppt haben.
T-Mobile beendet Diversität

US-Regierung setzt sich durch

T-Mobile beendet Diversität: Die US-Tochter der Telekom stellt auf Forderung der US-Regierung alle Programme für Gleichberechtigung und Inklusion ein.
Bundespräsident kritisiert USA

Keine Gleichstellung von LGBTIQ+

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte jetzt vor der queer-feindlichen Trump-Regierung und vor Hassverbrechen gegen LGBTIQ+ in Deutschland.
Homo-Ehen in Europa

EU stärkt Rechte Homosexueller

EU-Mitgliedsstaaten müssen Homo-Ehen anerkennen, erklärte jetzt der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs. Ein finales Urteil folgt noch 2025.
Datenleck bei Gay-Dating-App

Betroffen sind über 50.000 Profile

Erneut ein massives Datenleck bei einer Dating-App, dieses Mal betroffen war eine App für Gay Daddys. Frei einsehbar waren über 50.000 Profile!
Kampf für Gerechtigkeit

Klage gegen Trinidad und Tobago

Trinidad und Tobago hat diese Woche wieder ein Verbot von Homosexualität eingeführt. Nun soll Großbritannien das Gesetz aus der Kolonialzeit stoppen.
Kinderwunsch in Griechenland

Neue Regeln für Leihmutterschaften

Mit einer neuen Gesetzgebung sollen in Griechenland schwule Paare von einer Leihmutterschaft ausgeschlossen werden, lesbische Paare nicht.