Chemsex in Österreich Neue Beratungsstelle will Prävention stärken
Studienergebnisse der letzten fünf Jahre haben jetzt in Österreich dazu geführt, dass eine neue Aktion schwulen und bisexuellen Männern die Gefahren von Chemsex verdeutlichen möchte.
Nach Auswertung der Umfrage haben rund 20 Prozent der homo- und bisexuellen Männer in Österreich regelmäßig Chemsex, also Sexualverkehr unter Einfluss von berauschenden Substanzen wie beispielsweise Liquid Ecstasy, Methamphetamin, Mephedron oder Ketamin – Epizentrum der Chemsex-Szene scheint dabei Wien zu sein.
Zuletzt haben mehrfach Mediziner aus ganz Österreich betont, wie gefährlich die Drogen sein können und vor allem, wie leicht oftmals gesundheitliche Schäden unterschätzt werden. Gerade mit Blick auf mögliche Wechselwirkungen bei der Einnahme von verschiedenen Substanzen oder einer Gegenreaktion mit Medikamenten wie Viagra oder beispielsweise auch Blutdrucktabletten oder Anti-Depressiva, raten Fachärzte in Österreich wie auch immer wieder in Deutschland dazu, vorab genau abzuklären, wie risikobehaftet eine Einnahme für jeden Einzelnen sein kann.
Zudem fällt unter Drogeneinfluss auch die allgemeine Hemmschwelle dafür, extremere Spielarten auszuprobieren oder ungeschützten Verkehr zu haben.
Die deutsche Beratungsstelle IWWIT stellt dabei klar: „Null Risiko ist beim Drogenkonsum nicht zu haben. Wenn du Drogen nimmst, kannst du aber einiges dafür tun, um die Risiken so gering wie möglich zu halten: Informier dich über Wirkungen und Wechselwirkungen der Substanzen, die du nehmen willst, konsumier neue Substanzen möglichst nicht allein und sei vorsichtig beim Dosieren und Nachlegen.“
Oftmals unterschätzen viele Konsumenten auch die süchtig-machende Wirkung – in Österreich wollen rund 25 Prozent der regelmäßigen Chemsex-Nutzer damit aufhören. Nebst dem eigenen Durchhaltevermögen scheitern viele dabei auch an der simplen Tatsache, dass viele oftmals nicht wissen, wohin sie sich für eine Beratung, Unterstützung oder Information in Österreich wenden können. Diesem Zustand möchte nun das Netzwerk Chemsex entgegentreten.
Im Verbund haben sich dabei Fachberater und Mediziner zusammengeschlossen, um gemeinsam und vernetzt kompetent helfen zu können. Mit dabei sind auch queere Organisationen wie die Aids-Hilfe Wien.
Online bietet das neue Netzwerk queeren Menschen auch eine Guide an, was sie beim Chemsex beachten sollten. Dazu zählen neben Safer Sex und dem regelmäßigen Testen auf Geschlechtskrankheiten auch Punkte wie die freiwillige Einnahme (kein Gruppenzwang), eine genaue Überprüfung, welche Substanzen man wirklich einnimmt und die Bewusstwerdung der Gefahren sowie der Möglichkeiten für eine schambefreite Beratung.
Damit mehr LGBTI*-Menschen von dem Angebot des Netzwerks erfahren, soll in den nächsten Monaten eine Informationskampagne in Arztpraxen und Szenelokalen darauf verweisen.