TikTok zensiert weiterhin LGBTI* Pink Washing vom Feinsten: außen divers, innen Pfui!
Bereits mehrfach geriet der Social-Media-Anbieter TikTok in heftige Kritik, zuletzt erst Anfang des Jahres 2022. Der chinesische App-Anbieter unter der Kontrolle der chinesischen Staatsführung zensierte LGBTI*-Beiträge und setzte zudem andere Minderheiten wie beispielsweise behinderte Menschen herab. Die Konzernführung versprach Besserung und erklärte damals kleinlaut, dass es sich bei der Zensur von queeren Menschen um interne Programmierungsfehler handeln würde.
Neuste Recherchen der Tagesschau in Zusammenarbeit mit dem NDR und dem WDR zeigen nun auf, dass sich an der queerfeindlichen Gesinnung von TikTok auch weiterhin nichts geändert zu haben scheint. Noch immer unterdrückt der Kanal LGBTI*-Personen und filtert zudem bestimmte Wörter raus. Somit werden Beiträge zu diesen Themen vom Algorithmus für andere Benutzer versteckt, zudem werden auch Kommentare unter den Videos rausgefiltert. Diese Praxis, Inhalte zu unterdrücken, ohne dies kenntlich zu machen, nennt sich Shadow-Banning.
Zu den „verbotenen“ Begriffen gehören Wörter wie: Gay, Homo, homophob, homosexuell, LGBTQ, LGBTQI, queer und schwul.
Die Journalisten hatten sich ausführlicher damit befasst, nachdem sie zuvor beobachtet hatten, dass selbst Artikel der Tagesschau auf TikTok immer wieder zensiert worden waren – in einem besonders dreisten Fall von Zensur ging es um einen Bericht über die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai. Die Sportlerin hatte den ehemaligen Funktionär Zhang Gaoli im November 2021 des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Daraufhin startete das Redaktionsteam eine breit angelegte Analyse mit verschiedenen Accounts. Getestet wurden rund 100 Wörter oder Wortkombinationen. Rund 20 Prozent davon wurden von TikTok zensiert mit besonderem Augenmerk auf queere Inhalte.
Darauf angesprochen, räumt TikTok einmal mehr Fehler ein und gelobt erneut Besserung gegenüber dem Team von NDR, WDR und der Tagesschau: "Wir haben Mechanismen eingerichtet, um potenziell schädliche Kommentare automatisiert herauszufiltern. Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieses Vorgehen in diesem Fall nicht zielgerichtet war, und wir arbeiten mit Hochdruck daran, unser Vorgehen zu überarbeiten", so eine Sprecherin des chinesischen Konzerns.
Warum deswegen gezielt wieder Begriffe der LGBTI*-Community zensiert wurden, blieb eine nicht beantwortete Frage. Mit Blick auf die PR-Aktionen des Unternehmens, in denen es sich als besonders divers und offen gegenüber queeren Menschen darstellt, ein deutlicher Widerspruch beziehungsweise wohl ein klarer Fall von Pink Washing. Trotz alledem ist TikTok gerade auch unter queeren Jugendlichen nach wie vor sehr beliebt – etwa ein Drittel aller 14- bis 29-Jährigen nutzt den Dienst sogar regelmäßig.