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Leserumfrage // © Drazen_

Leserumfrage One-Night-Stands

vvg - 15.10.2015 - 11:00 Uhr

Natürlich erlebe ich hin und wieder One-Night-Stands. Diese Art von Sex-Dates ist ja in der schwulen Szene relativ normal. Meistens lerne ich den beteiligten Partner über ein schwules Portal kennen. Das heißt, man chattet mit jemandem und verabredet sich ganz unproblematisch. Man trifft sich je nach Laune, entweder bei mir, bei dem anderen zu Hause oder verabredet sich an einem neutralen Ort, z.B. in einer Sauna. Dabei weiß man gleich von Beginn an, dass dieses Date lediglich einmalig ist. Es gibt aber Begegnungen, wo man sofort erkennt, dass man nichts zusammen macht, weil die Chemie einfach nicht stimmt. Da sollte man ganz ehrlich sein, und den Mut haben, das auch offen auszusprechen. Natürlich kam es auch schon vor, dass ich vom anderen abgelehnt wurde, weil dieser sich nicht an abgesprochene Dinge halten wollte und doch nur Bareback für ihn in Frage kam. Das passiert aber selten. Schließlich hatte ich im Chat schon klargemacht, dass nur Safer Sex für mich in Frage kommt.

Eher selten ist es auch, dass man sich mit demjenigen ein zweites Mal verabredet; es reicht halt meistens nur für eine Nacht. Man spricht auch kaum miteinander, es geht dabei lediglich um den reinen Sex. Ich denke nicht, dass man sich bei einem ONS verlieben kann. So ein Date ist für Sex okay, zum Verlieben reicht es wohl nicht; weder vom Kopf her, noch vom Gefühl. In den Sommernächten gehe ich auch ganz gerne mal in den Tiergarten; der ist dann immer gut besucht und wird dadurch zu dem größten Darkroom der Stadt.
Andrej aus Berlin
 

Andrej // © vvg

One-Night-Stands hängen von der eigenen Situation und der eigenen Einstellung ab, wobei sich die Einstellung auch mit der Situation ändern kann. Jemand, der nicht in einer festen Beziehung ist – ob gewollt oder ungewollt – kann sich überlegen, wie ein Mönch im Kloster zu leben oder auf die ONS zurückzugreifen. Ob es dann zu einem dauerhaften Zustand wird, dass man immer wieder etwas Neues sucht, oder ob sich aus einem ONS auch mehr entwickelt, muss jeder für sich selbst überlegen. Insofern finde ich ONS eine gute Sache, denn irgendwo muss man ja die Gelegenheit wahrnehmen. Hinzu kommt: Es hat natürlich etwas Reizvolles, immer wieder neue Personen kennenzulernen. Ich persönlich finde eine feste Beziehung besser als dauerhafte ONS, weil es mehr Verbindlichkeit und mehr emotionalen Tiefgang mit sich bringt. Außerdem ermöglicht das einfach eine gemeinsame Perspektive, was sich bei ONS nicht ergibt. Natürlich habe ich auch mit dem Thema eigene Erfahrung: Nach der langjährigen Beziehung mit meinem Ex musste ich mir ja selber überlegen, wie’s weitergeht. Im Schmerz versinken bringt nichts, dementsprechend musste ich mich als lebenslustiger Mensch einfach wieder dem Leben widmen. Und das findet nun mal draußen statt. Und da passiert es auch – und das ist nun einfach mal so – dass man sich irgendwann in irgendeinem Bett wieder findet. Natürlich auch gewollt. Letztendlich fängt jede Beziehung mit der ersten Nacht an.
Frank aus Koblenz
 

Frank // © vvg

Einen ONS macht man ja nicht aus Mangel an Gelegenheiten, sondern weil sich die passenden Möglichkeiten finden und aus der Absicht heraus, es gern zu tun. Man findet auch bei uns Leute, mit denen ein ONS möglich ist. Man verabredet sich im Chat-Portal. Wenn man jemand Ernstzunehmenden attraktiv findet – wobei ernstzunehmend im Vordergrund steht – ist es nur noch eine Frage nach Ort und Zeit, wie man diesen ONS zusammenbringt. Ich finde am besten, wenn man zum anderen nach Hause geht, weil man dann ganz nach Belieben wieder gehen kann. Das Vertrauen beim Sex, das sich Fallenlassenkönnen ist wirklich ein wichtiger Punkt bei der Sache. Man kann ja beim ersten Mal nicht vertrauen. Sich aus dem Bauch heraus zu verlassen, ist unmöglich und schwachsinnig. Ich bin HIV-negativ, das ist auch nicht ohne Grund so und ich möchte es auch weiterhin bleiben. Man braucht ein gewisses Rückgrat, beim Sex bestimmte Praktiken auszulassen, auch wenn man diese gerne machen möchte. Ich kenne auch diesen Rausch der Begeisterung, bei dem man sich selbst vergisst. Das ist schon sehr aufregend, aber bisher konnte ich mich immer noch beherrschen. Das Internet ist sicherlich ein Killer für stabile Beziehungen. Es ist aber ein Torpedogeschäft für funktionierende soziale Verbindungen. Es sind oft nicht nur ONS, es entstehen ja echte Kontakte. Ich denke, dass sich spätestens nach dem zweiten Mal eine soziale Bindung entwickelt. Wenn man einmal aufeinander eingestiegen ist und dann ein zweites oder sogar ein drittes Mal nachfragt, ist doch eine ernsthafte Absicht möglich.
Jürgen aus Gütersloh
 

Jürgen // © vvg

ONS habe ich natürlich, die sind ja auch geil und machen Spaß. Wie oft? Das ist unterschiedlich und richtet sich nach Lust und Laune. Man muss ja auch nichts sonderlich vorbereiten: Kondome und Gleitmittel, notfalls vielleicht ein Duftfläschen bereitstehen haben. Ein ONS ist ja kein Escortservice, damit sich der Kunde wohlfühlt. Für mich ein absolutes No-Go sind Blut und Kot sowie Gewalt und Spielchen, die bleibende Schäden hinterlassen. Die Kontakte laufen über das Internet, allerdings ist das manchmal schwierig und es kommt trotz fester Verabredung nicht zu einem Date. Zuerst ist das viel Schreiberei, weil alle Möglichkeiten vorher abgefragt werden. Manchmal habe ich den Eindruck, einige wollen ein Drehbuch haben. Ich sage oft: „Komm vorbei, wir schauen mal, was passiert. Wenn wir uns nicht sympathisch sind, läuft sowieso nichts!“ Ich will sehen, wie sich einer gibt, wie er spricht und entscheide dann, ob ich noch „Bock“ habe. Von zehn kontaktierten Personen kommen vielleicht zwei. Viele trauen sich nicht, scheuen den Anfahrtsweg, machen nur an und für sich am PC rum oder reden sich mit Sätzen wie „Der Hund/die Oma ist krank geworden.“ heraus. Eine negative Erfahrung war, dass einer mal unsauber und ungepflegt vor der Tür stand. Ich finde, wenn man ein Date hat, sollte man an allen Körperteilen geduscht sein. Ich habe auch mal den Einlass verwehrt, weil die Person mit dem geposteten Foto nicht übereinstimmte.  ONS finden, wie der Name schon sagt, nur einmal statt. Die meisten sind lieber Single und wollen ihre sexuelle Freiheit genießen. In der Regel geht es ums „Kommen“, um danach schnell wieder zu gehen. Kuscheln findet ohnehin selten statt. Es gibt wenige, die sich wegen gutem Sex ein zweites Mal verabreden. Aber da steht nicht dahinter, wenn der mich noch einmal sehen will, hat er sich in mich verliebt.
Ralf aus Essen
 

Ralf // © vvg

Negative Erfahrungen mit ONS hatte ich bisher nicht, ich erwarte aber auch keinen Pin-up-Cover-Boy vor meiner Tür. Er muss schon dreidimensional sein, Ecken, Kanten, schöne Augen und Ausstrahlung haben, sympathisch sein. Und man muss sich riechen können; die Chemie entscheidet. Bisher ist es nicht vorgekommen, dass ich an der Tür kehrt gemacht habe. Ich bin allerdings schon mal ohne Begründung abgelehnt worden. Vielleicht war ich überqualifiziert. Einmal schrieb mir sogar jemand im Chat, dass ich genau der Typ Mann sei, mit dem er sein Leben verbringen wollen würde. Ich durfte aber nur ein Traum bleiben, weil er sich weder für Sex, noch für einen Kaffee entscheiden konnte – es kam zu keinem Treffen. Erstaunt bin ich über die Einrichtungen, die man vorfindet. Da liegen Schein und Sein oft weit auseinander. Es gab Räume, wo tags sämtliche Vorhänge zugezogen waren und die Katze ihren Streu in der Wohnung verteilt hatte. Ich habe nichts dagegen, wenn aus einem geilen Date mehrere Treffs werden, wenn es passt und beiden gefallen hat. Es ist bei mir sogar schon vorgekommen. Übrigens: wenn es funkt und kribbelt, möchte ich am liebsten eine geschlossene Beziehung. Ich suche aber nicht verzweifelt danach. Schade ist, dass die Bereitschaft, sich verbindlich zu verabreden, immer mehr abnimmt. Man verabredet sich, macht feste Raum-Zeit-Koordinaten aus und wenn man es an besagtem Tag nicht noch einmal bestätigt, „…war das ja gar nicht so fest abgemacht“. Ich höre und lese oft von anonymen Dates, bei denen man den anderen mit verbundenen Augen erwartet. Das wäre gar nicht mein Fall. Wenn bei mir jemand vor der Tür steht, ist das ein Mensch und nicht nur ein Körper. Viele wollen ausschließlich den Körper, weil es einfacher ist.
Sven aus Bochum
 

Sven // © vvg

Meinen ersten ONS hatte ich mit einem Arbeitskollegen in der Lehre, da war ich 17. Ich bin aber keiner, der sich nur, weil er geil ist, auf einen ONS einlässt. Da mache ich es lieber selber mit mir, bevor ich mir irgendeinen Typen hole. Wenn es passt, passt es und wenn man eine Person gut kennt und die Chemie stimmt, ist der Sex ja wesentlich besser, als wenn man sich mit fremden Personen einlässt. Ich bin eher der Verfechter für etwas „Festes“, da weiß man, was man hat. Wenn es zu einem ONS kam, geschah es weniger mit Typen aus dem Chatportal. Das war sehr selten, nicht nur aus dem Grunde, weil das Foto im Netz nicht mit der äußeren Erscheinung übereinstimmte. Es geschah eher mit Typen, die ich auf einer Party kennenlernte. Und dann immer auf neutralem Boden; notfalls bei ihm, da kann man jederzeit gehen. Zu mir nach Hause würde ich keinen mitnehmen. Für mich bleibt ein ONS ein ONS. Ich könnte mich bei einem ONS nicht verlieben – allerdings kann aus einer einmaligen Geschichte eine geregelte Vögelei werden – sozusagen eine Freundschaft plus – dann brauche ich auch keine anderen einmaligen Abenteuer nebenbei. Was ich beobachtet habe und was mich wundert, ist, dass viele unbedingt ohne Gummi wollen. Ich stehe auf Safer Sex, wobei ich das nicht übertreibe; es soll ja noch Spaß machen und Blasen mit Gummi finde ich albern. Die Leute, die mir nahekommen, kenne ich so gut, dass ich weiß, was ich zu tun habe. Wenn ich eine feste Beziehung habe, will ich diese monogam führen; also wird es dann keine ONS-Geschichten mehr geben. Und wenn es irgendwann nach vielen gemeinsamen Jahren der Fall sein sollte, kann ich mir so ein „Auswärtsspiel“ nur zu dritt vorstellen.
Tom aus Düsseldorf
 

Tom // © vvg

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