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MR.CHAPS // © Archiv

5 Fragen an MR.CHAPS

Redaktion - 09.07.2015 - 10:00 Uhr

Wann hast du MR.CHAPS übernommen und was hat dich dazu motiviert?
MR.CHAPS LEATHERWORKS wurde 1985 gegründet und ich habe das Geschäft Anfang 1989 von den beiden damaligen Inhabern Horst Menzen und Andrew Day übernommen. Ich hatte bereits mit meinem schwulen Versandhaus REMEDY jahrelange Kontakte zu den Beiden und Mitte 1988 fragten sie mich, ob ich das Geschäft übernehmen wollte. Sie hatten beide AIDS und damals gab es noch keine Medikamente. Horst starb noch 1988, Andrew ein halbes Jahr später. Motivation war mein persönliches Interesse an den geilen, schwarz glänzenden Materialien Leder und Gummi sowie an der Lederszene überhaupt.

 

Was hat dich während deiner bisherigen Zeit als Geschäftsführer besonders bewegt, was hat dich angenehm überrascht?
Sehr bewegt hat mich die Anfangszeit bis Mitte der 1990er Jahre, zu der sehr viele Kunden und Freunde an den Folgen von AIDS verstorben sind, jede Woche mitunter mehrere Personen. Das hat sehr viel Kraft gekostet. Überrascht hat mich im Gegenzug der dadurch entstehende große Zusammenhalt in der Szene, die gelebte Community.

Welche Entwicklung hat MR.CHAPS im Laufe der Zeit gemacht, welche Bereiche sind neu
hinzugekommen? Und wie haben sich die Fetisch-Vorlieben in der Community verändert?

Bei mir im Geschäft hatten wir immer wieder mit neuen Fetischrichtungen zu tun. Bis Mitte der 1980er Jahre gab es eigentlich nur schwarzes Leder als „männlichen“ schwulen Fetisch. Erst einer der Gründer von MR.CHAPS, Andrew, fing mit der Latex-Maßschneiderei an. Soweit ich weiß, war er einer der ersten in Deutschland. Bis dahin gab es nur getauchte Standardware über wenige Versender aus England oder Skandinavien.

Als nächster Fetisch kamen die Uniformen – sei es einfache, ausrangierte Bundeswehr- oder US-Armybekleidung. Wer es sich leisten und in die USA fliegen konnte, brachte sich originale Polizeiuniformen aus New York, San Francisco oder von der Motorradstaffel der CHP, der California Highway Patrol, mit. Danach kam Lack- oder PVC-Kleidung in Mode, hielt sich aber nur relativ kurz im schwulen Bereich. Weiter ging es mit den Gay-Skins. Glatzköpfe mit Domestos-Jeans und Rangerboots waren angesagt. Gummifetischisten interessierten sich jetzt auch für Heavy Rubber – Trockentauchanzüge aus Gummi –, Gasschutzanzüge, Zodiaks u.ä. Sehr populär wurden danach Motorradkombis und hier besonders die grünen Original-Lederkombis der deutschen Polizei.

Und das Fetischrad drehte sich weiter: Auf einmal wollten alle Zimmermannshosen haben – wo man bequem sein bestes Stück freilegen konnte. Aber auch andere Arbeitskleidung kam in Mode. Sie war praktisch und unverwüstlich. Und wer auffallen wollte, trug eben Warnschutzkleidung. Tja, und dann kam die Sportswear. Und dieser Bereich scheint unersättlich, was wohl daran liegt, dass die Teile relativ wenig kosten aber häufiger kaputt gehen und dann durch neue Farbkombis, Stile und Marken ersetzt werden. Außerdem sind sie meist alltagtauglich.

Bevor es das Online-Shopping gab, kaufte man die Sachen im Leder- oder Fetischshop. Denn man war ja kein Motorradfahrer, Soldat, Polizist, Skin, Taucher, Handwerker – man wollte nur so aussehen und sich nicht in irgendwelchen Fachgeschäften mit komischen Fragen konfrontiert werden.

Welche Aktionen hast du rund um das große Jubiläum in diesem Jahr geplant?
Groß ist relativ und mein Geschäft wird ja „nur“ 30 Jahre alt. Feiern werden wir vom 6. bis zum 18. Juli. In dieser Zeit bedanken wir uns bei unseren Kunden mit 30% Rabatt auf 30 Top-Artikel. Am Samstag, den 11. Juli gibt es bei uns zusätzlich für alle Kunden ein Glas Sekt.

Und im August – gleich nach dem CSD und passend zum Ledertreffen – gibt es für eine Woche auf einen Großteil unserer vorrätigen Konfektionskleidung ebenfalls 30% Rabatt.

Was hast du für die kommenden Jahre an Neuerungen geplant?
Das ist etwas, was ich hier noch nicht ausplaudern werde. Es bewegt sich einiges und ist in Arbeit oder Planung. Wir werden euch jedenfalls rechtzeitig informieren! Wichtig ist, dass der Stil und Charakter des Geschäftes, die Philosophie der Angebotsvielfalt von Maßanfertigung, Konfektion, Fetishshop und Second-Hand auch in Zukunft erhalten bleiben.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit MR.CHAPS im Juni 2015 geführt.

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