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KLuST-Vorstand // © Archiv

Vorgestellt Der neue KLuST-Vorstand

vvg - 11.03.2015 - 11:00 Uhr

Jörg Kalitowitschs Kernbereich ist die Vernetzung mit anderen CSD- und PrideveranstalterInnen und er ist für die Organisation der CSD-Demo zuständig. Mit Frank Schmidt zusammen ist er Ansprechpartner für Straßenfest und Bühne. Frank macht darüberhinaus mit Nils die Pressearbeit sowie die Ausgestaltung des Straßenfestes. Markus Girg ist der hauptamtliche Geschäftsstellenleiter des Kölner Lesben- und Schwulentag e.V.. James Barthel ist der Ansprechpartner für Ehrenamtler und Mitglieder, macht Öffentlichkeitsarbeit und ist Kontaktperson für „Köln stellt sich quer“ und „Kein Veedel für Rassismus“. Nils Schmidt hat die Verantwortung über das breite Feld der Finanzen des Vereins übernommen und steht als Pressesprecher zur Verfügung. Guido Richter wird sich ebenfalls um die Vernetzung kümmern. (v.l.n.r.)

Die Ruhe vor oder nach dem Sturm? Wie fühlt ihr euch momentan?
Nils:
Knapp vier Monate vor Deutschlands größter Demo für Vielfalt und Toleranz haben wir die Arbeit aufgenommen, um 2015 einen ColognePride auf die Füße zu stellen, bei dem politische Aussagen und Forderungen genauso hoch wiegen, wie der Spaß, den ein CSD mit sich bringen sollte. Ebenso ist eine zeitnahe Ergänzung weiblichen Engagements im Vorstand unabdingbar. Fest steht jedoch, dass der KLuST ganz sicher nicht in KST umbenannt werden muss, so wie es Personen nach der Wahl propagiert haben. Wir haben zahlreiche und breite Unterstützung des Vorstandes durch LSGBTI* zugesichert bekommen. Neben der Orga[SM1]  des ColognePrides werden wir uns gegen Engstirnigkeit, rechtsradikale Tendenzen oder auch „Besorgte Eltern“ stellen, Aufklärungsarbeit leisten, die zahlreich engagierten Verbände und Institutionen unterstützen und für gegenseitigen Respekt und Anerkennung kämpfen.

Ihr besteht „nur“ aus Männern, was zu Unmut führte. Wie bekommt ihr beide Geschlechter unter einen Hut?
James:
Wir finden es nach wie vor sehr bedauerlich, dass es keine weiblichen Vorstandsmitglieder gibt. Das mag auch der Grund für das Fehlen einer Nominierung sein, eine Spaltung oder einen Riss wird dies nicht verursachen. Nach der Wahl haben sich mehrere Frauen bereit erklärt, uns in unserer Arbeit bei Frauen-Themen zu unterstützen, aber nicht ausschließlich. Darüber sind wir sehr froh und wir sind sicher, dass uns dies nur weiterhelfen kann.

Gibt es schon ein CSD–Thema?
Guido:
Im Januar 2015 hat die Mitgliederversammlung das diesjährige Thema festgelegt: „Aufklärung & Vielfalt“. Jüngste Ereignisse und Strömungen im In- und Ausland zeigen, dass die Akzeptanz gegenüber vielfältigen Lebensweisen nicht überall in der Gesellschaft selbstverständlich ist. „Besorgte Eltern“ und „Pegida“ sind hierfür aktuell nur einige Beispiele eines teilgesellschaftlichen Roll-Back’s, der sich in Ablehnung oder gar auch Hass auf den Straßen manifestiert. Dies entsteht in der Regel durch Angst und Unwissenheit. Und dieser Unwissenheit kann man nachhaltig nur durch anhaltende Aufklärung auf allen Ebenen begegnen. In den kommenden Wochen gilt es, ein entsprechendes Motto und eine Motto-Kampagne auf die Beine zu stellen.

Gibt es Überlegungen zum grundlegenden Ablauf des CSD-Wochenendes?
Frank:
Unsere Vorgänger haben schon weit vorgearbeitet. Das Straßenfest, die Bühnen betreffend, wird wie im Vorjahr sein. Da die Stadt ihre Umbaupläne noch nicht angegangen ist, wird sich die Tanzbühne wieder am Gürzenich befinden. Was die Künstler anbelangt, sind wir noch in der Abstimmung. Was ich bis jetzt sagen kann, ist, dass es sehr viele interessante Gigs auf allen Bühnen geben wird.

Es gibt ja den hinlänglich bekannten Begriff LSGBTI*. Wie sieht es mit der Toleranz innerhalb unserer Community aus?
James:
Das Wort Toleranz trifft eigentlich nicht den Kern, den wir uns alle wünschen. Akzeptanz trifft es schon besser. Und die findet sich auch innerhalb der Community nicht so, wie es sein sollte. Schwule und Lesben, die nichts miteinander zu tun haben wollen, Bisexuelle, die als „unentschlossen“ betrachtet werden und Transgender, die innerhalb der Szene meist nur als die schrille, perückentragende Untergruppierung der Randgruppe an sich angesehen werden. Das ist natürlich nicht überall so, aber solche Vorurteile und Wertungen geschehen nach wie vor auch in unseren eigenen Reihen. Wenn wir uns aber schon untereinander nicht akzeptieren können, wie wir sind, wie können wir es dann von anderen außerhalb der LGBT-Community erwarten?

Höhepunkt des CSD ist die Parade. Wie steht ihr den Mitläufern gegenüber, die in den Augen des Publikums nicht gerne gesehen werden?
Jörg:
Ich möchte gerne ein Wort austauschen, um das Bewusstsein zu schärfen: Ich spreche von einer „Demonstration“ und dazu ist per se jeder gerne gesehen, die/der sich für unsere Belange einsetzt. Rechtspopulistische Gruppen sind das nicht. Zu Fetischgruppen gab es schon oft Diskussionen. Aber Fetische gehören zur Vielfalt, sie spielen sich ja nicht nur hinter homosexuellen Schlafzimmertüren ab, sondern auch in anderen Lebensformen. Warum sollten wir die also ausschließen? Ganz pragmatisch gesehen gibt es rechtliche Grenzen: Solange der sogenannte Schambereich bedeckt ist, gibt es für uns keinen Grund, zu handeln.

Was würdet ihr euch im Vorfeld von der Community wünschen?
Guido:
Unterstützung natürlich. Der ColognePride ist eine Gemeinschaftsleistung, ohne die vielen HelferInnen und deren unermessliches Engagement geht es nicht. Jede(r) kann sich mit seinen/ihren Fähigkeiten einbringen. Sei es Kreativität, eine helfende Hand oder WoMan-Power. Also her mit euren Ideen! Vielfalt in der Gesellschaft beinhaltet aber auch Vielfältigkeit der Meinungen. Dabei ist wichtig, dass Kritik wertfrei, sachlich und konstruktiv sein muss; denn niemand wird gerne persönlich angegriffen. Allerdings sollte jede Person, die Kritik äußert, auch selbst kritikfähig sein. Nur durch Rückmeldung von außen können wir unsere Arbeit und den ColognePride verbessern.

Nicht nur Berlin ist laut Wowi „arm, aber geil“, sondern auch Köln. Wie kann man euch unterstützten?
Nils:
Köln ist doch gar nicht arm, zumindest wenn man von den Euros einmal weggeht. Köln ist kulturell vielseitig, offen, bunt und die Community ist vielfach engagiert. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch jede helfende Hand gebrauchen können, um tatkräftig und gemeinsam anzupacken und die Arbeit des Vorstandes durch Ideen, Anregungen und konstruktive Kritik zu fördern. Wer uns unterstützen möchte, kann uns eine Mail an office@colognepride.de senden. Ganz ohne fundierte Finanzen ist es dann aber doch nicht möglich. Wer uns mit einer Spende (gegen Spendenquittung) oder als Mitglied mit einem Jahresbeitrag von 30 Euro unterstützen möchte, kann sich auf der Homepage www.colognepride.de informieren.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit KLuST-Vorstand im Februar 2015 geführt.

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