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Geschäftsleitung des RUBICON Dr. Beate Blatz (l.) mit Jacek und Gema // © Archiv

Vorgestellt baraka

vvg - 09.01.2015 - 10:00 Uhr

Sozialarbeiterin Gema Rodríguez Díaz aus Spanien und der gebürtige Pole Jacek Marjański koordinieren die Arbeit der Gruppe baraka, die sich jeden Freitag im RUBICON zusammenfindet. baraka wurde am 17. Februar 2005 ins Leben gerufen, feiert also in Kürze den zehnten Geburtstag.

baraka – a place for international lesbians, gays and friends, die untereinander Erfahrungen und Erlebnisse austauschen. Das Wort „baraka“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie ein Haus, das Unterschlupf bietet.
Ja, das Wort kommt aus dem Arabischen und bedeutet genau genommen Segen, was sich auf einen Ort oder eine Person bezieht. Wir kennen im Deutschen den Begriff „Baracke“ im Sinne von Schutzhütte.

Jacek Marjanski, du bist von Anfang an dabei und Gema Rodriguez Diaz, du seit drei Jahren. Warum ist baraka entstanden?
Die Initiative ergriffen 2005 das damalige „bloße“ Beratungszentrum RUBICON und die Aidshilfe NRW gemeinsam mit dem Ziel, die männlichen Immigranten zur Aids-Prävention zu erreichen, aber schon beim zweiten Treffen kam die erste Frau, sich sodass die Gruppe für beide Gender öffnete. Jeden Freitag von 18:00 bis 22:00 Uhr trifft sich die Gruppe seitdem im RUBICON. Im Durchschnitt kommen 20 Personen zum Treffen und in den fast zehn Jahren konnten wir über 400 BesucherInnen im Alter von 16 bis über 70 Jahren aus 77 Ländern begrüßen.

Wie sieht eure Arbeit aus?
Beim offenen Treff beraten wir Personen, die aus verschiedensten Kulturkreisen kommen, in denen es manchmal nicht mal ein Wort für schwul, lesbisch oder homosexuell gibt. Am Schwierigsten ist es, wenn sich diese Menschen selbst verleugnen, weil sie so geprägt sind und mit ihrer Erziehung in Widerspruch geraten. Aber genauso wichtig ist die Gruppendynamik, wo sich Gleichgesinnte treffen, wo Freundschaften entstehen, wo jeder sieht, dass niemand alleine gelassen wird. Oft fehlt den meisten einfach ein(e) GesprächspartnerIn, ein soziales Umfeld, in dem man über diese speziellen Probleme, wie z.B. das Coming-out, sprechen kann.

Aber unsere Arbeit ist nicht nur Bewältigung von Problemen! Nicht alle, die zu uns finden, haben solche. Wir haben auch viel Spaß miteinander und unternehmen einiges gemeinsam. Inzwischen ist auch ein Netzwerk zwischen Therapeuten, sozialen Diensten, Psychologen, Rechtsanwälten, Ämtern und Behörden mit baraka entstanden, sodass wir bei viel mehr Problemen fachkundig Hilfe anbieten können, z.B. suchen wir bei Bedrohungen innerhalb der Familie Unterbringungsmöglichkeiten, schalten notfalls auch die Polizei ein und gehen bis zur Hilfestellung beim Asylantrag, denn Homosexualität ist in vielen Ländern verboten – in sieben davon droht sogar die Todesstrafe – und sie ist ein anerkannter Asylgrund.

Wie finden internationale LGBTIQ and friends, vor allem mit Migrationshintergrund, zu baraka?
Wir haben eben das Netzwerk erwähnt, das natürlich in beiden Richtungen funktioniert, sodass Einrichtungen, die Menschen mit Einwanderungshintergrund beraten, Interessierte zu uns leiten, wenn wir sie unterstützen können. Natürlich muss jeder den Klingelknopf bei uns selbst betätigen, denn nur wer zu seinen Problemen steht, dem können wir auch helfen. Wir sind bei der Kölner CSD-Parade dabei, haben viele Flyer verteilt, haben uns sichtbar gemacht und sind ebenso bei sozialen Netzwerken und mit unserer Homepage im Internet vertreten.

Haben sich die Bedürfnisse, seitdem es Baraka gibt, innerhalb dieser Dekade verändert?
Bis heute hat sich nichts verändert, auch weil wir ständig den Wechsel der Leute haben. Die Heterogenität der Gruppe mit Menschen verschiedensten Alters, unterschiedlicher Herkunft oder auch die Coming-out-Erfahrung sind vergleichbar geblieben. Es ist stets interessant und herausfordernd, was uns in der Notwendigkeit unserer Arbeit bestärkt.

Gibt es schon Pläne und Überlegungen zur Geburtstagsfeier?
Da sind wir noch in Planung und leider sind unsere Mittel beschränkt. Was viele gar nicht wissen, ist, dass baraka keine finanzielle Unterstützung erhält. Sämtliche Arbeit, die wir mit baraka leisten, ist rein ehrenamtlich. Es gibt Spenden, aber die staatlichen Stellen, die sich gern damit schmücken, dass es baraka gibt, unterstützen uns leider auf finanzieller Seite nicht. Wir kennen einige Flüchtlinge, die in der Nähe von Köln in irgendeinem Heim für zwei Jahre geparkt werden, die aber nicht das Geld für eine Fahrkarte haben, um zu uns zu kommen. Sie sind sozial vollkommen isoliert und haben keine Möglichkeit, unsere Integrationsangebote wahrzunehmen. Da wäre es schön, wenn wir Möglichkeiten hätten, ihnen z.B. die Fahrt zu uns zu finanzieren.

Was wünscht ihr euch zum Zehnjährigen?
Es gibt z.B. ein Problem, dass wir MigrantInnen bis zu ihrem Asylantrag begleiten, dann wird der Antrag bewilligt und sie landen willkürlich umverteilt irgendwo in Deutschland in einem Heim, möglicherweise noch mit Menschen, vor denen sie geflohen sind. Sie werden aus ihrem sozialen Umfeld gerissen, verlieren den Kontakt zur LGBTI*-Community, zu Therapeuten und Menschen, denen sie sich anvertraut haben, zu FreundInnen und Treffpunkten, die sie hier gefunden hatten. Da würden wir uns wünschen, dass sich die Stadt Köln, als bekennende LGBTI* dafür stark macht, Möglichkeiten zu finden, diese AsylbewerberInnen im Raum Köln unterzubringen – vielleicht auch mit Privatinitiative von KölnerInnen, so wie z.B. in Hamburg, wo Flüchtlinge in Studierenden-WGs die Möglichkeit bekommen, dort zu wohnen und so eine tolle Willkommenskultur demonstriert wird.

Dann drücken wir euch die Daumen, dass ihr zum Zehnjährigen die „richtigen“ Geschenke bekommt und gratulieren zu eurer erfolgreichen Arbeit.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit baraka im Dezember 2014 geführt.

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