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Danny Frede alias Erika Laste // © vvg

Im Interview Danny Frede alias Erika Laste

vvg - 03.11.2014 - 10:00 Uhr

Du bist im Osten groß geworden, lebst aber jetzt seit 14 Jahren in Köln. Hast du inzwischen den Kulturschock überwunden?
Ja, die Kölner haben mich gut aufgenommen. Ich freue mich auf jeden Tag. Wie sagte noch der Mann in der Sendung für die Maus? „Es ist ein bisschen dreckig hier, aber die Leute sind nett.“

Deine Kollegin Petra, auch P.Laste genannt, hat ja den Anschluss geschafft; war das deine Schwester oder wart ihr ein lesbisches Pärchen?
Was? Die Petra ist meine Schwester. Wir kommen ja beide aus Thüringen. Ich bin übrigens das letzte Funkenmariechen, das es in Thüringen gibt. Meine Mission ist jetzt zu missionieren, um Nachwuchs für den thüringer Fasching zu finden.

Wie lebst du? Lesbisch, verheiratet, in offener Beziehung, in einer Kommune – oder waren die Herren Nubbel deine einzigen Kontakte?
Seitdem die Petra und unser Pianist Herr Flottmann ausgezogen sind, lebe ich alleine. Mich hat ja nach 1986 keiner mehr… Ähm, also 1986 war das letzte Mal, dass mich mal so richtig einer… Ähm, also wo man sagen kann „Hui, da war auch was dahinter!“… Ich bin alleinstehend, Single und ledig und würde mich sehr über Männerkontakte freuen. Man darf mich auch anfassen. Auch untenrum. In meinem Alter muss man nehmen, was man kriegt. Mir sind ja selbst die Nubbel durchgebrannt. Verstehste? Durch-gebrannt. Ich bin ja Priesterin in der Dieter-Hennes-Sekte und da habe ich ja schon 7 oder 8 Typen überlebt.

Du heischt heute noch mit dem Satz „Wir hatten ja nischt“ um Mitleid. Was hast du mittlerweile aufzuweisen?
Ich blicke zurück auf ein erfülltes Leben und eine steile Karriere. Ich habe drei Häuser gebaut. Nein, ehrlich: Ich habe immer noch nichts. Außer meinen Hobbies, und die sind Töpfern und Malerei. Das mache ich für mein Leben gern. Ich hoffe, damit irgendwann mal meinen Durchbruch zu haben, wenn das irgendwann mit dem Tingel-Tangel aufhört, habe ich noch meine Töpferware und meine Bilder zum Verkauf.

Was wolltest du als kleines Mädchen werden?
In meiner Kindheit hat sich unsere Mutter Margot Honnegger sehr früh von uns getrennt und uns alleine gelassen. Seitdem bin ich ja auf mich alleine gestellt. Mein Lebensziel ist, entweder Bundespräsidentin oder Ehrenbürgerin von Thüringen zu werden.

Gibt es eine Symbiose zwischen dir und Angela?
Ja, wir machen beide nicht viel. Wir sind zwar da, aber man merkt es nicht.

Trägst du die alte Uniform aus Gründen der Nostalgie oder gibt`s bei Kik keine schönen Sachen in deiner Größe.
Meine Uniform ist ja 100% DEDERON. Die ist chic, zeitlos und unfassbar kleidsam. Im Sommer hält sie warm, im Winter kühlt sie. Es ist die beste Kleidung, die man tragen kann; bei jedem Wetter. Was man hat, hat man. Ne? Es können ja wieder schlimmere Zeiten kommen. Außerdem ist sie dehnbar und mit 90 Grad waschbar und vielseitig zu gebrauchen. Ich habe ja drei davon, also zwei zum Wechseln. Wenn man dann im Station 2b durchgemacht hat und morgens im Sling aufwacht, wechselt man schnell und keiner hats gemerkt.

Wie hast du die Nacht zum 9. November verbracht?
Damals habe ich im Trabant gesessen und wollte in den Westen. Die Warteschlange war gigantisch, das DRK kam, hat Suppe verteilt und ich bin nach 6 Metern in 20 Stunden, ne, nach 20 Metern in 6 Stunden, umgedreht. Da fällt mir ein, ich habe mein Begrüßungsgeld bis heute noch nicht abgeholt. In diesem Jahr war ich bei der kleinen Show dabei. Das ist eine Revue, die, von Christoph aus der Aids-Hilfe erfunden, einmal im Jahr stattfindet. Da treten dann Ehrenamtler der AHK auf, die etwas können – oder auch nicht – und es ist eine Mischung von Tingel-Tangel und Live-Musik bis hin zu Transen-Playback.

Und du hast in einem deiner drei Kostüme die Ansagetunte gemacht, oder?
Ich merke gerade, wir haben keine gemeinsame Zukunft! Übrigens: Ich habe auch da keinen abgekriegt, obwohl da so viele homosexuelle Männer waren. Glaube ich zumindest. Man erkennt die heute ja nicht mehr. Die tragen Bauarbeiterhemden in Flanell, groß- und kleinkariert, und sehen aus wie heterosexuelle LKW-Fahrer. Man macht sich ran, denkt „mhm geil“, behaart und dann ist es eine Lesbe oder eine Transe. Seit Conchita Wurst ist ein Bart kein Indiz mehr für einen Kerl.

In jeder toughen Frau steckt auch ein Mann; wer steckt in dir?
In mir steckt der Danny. 32 Jahre alt und seit 13 Jahren in festen Händen. Der malt auch Bilder und arbeitet als Freiberufler, Fotograf und Layouter von Drucksachen.

Und war beim CSD dabei.
Ja, ich habe die Kampagne „Wir sind nicht nur der Rosa Karneval“ mitentwickelt. Wir wollten damit verdeutlichen, dass wir, wenn die Leute immer sagen „Die Schwulen feiern den rosa Karneval“, in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Der Karneval hat ja nur positive Eigenschaften, ist eine feste Basis in Köln, da kann es nur gut sein, damit verglichen zu werden. Das besagt ja, dass man gut integriert ist.

Und du warst maskiert...
Genau, wir waren mit den Masken von Merkel, Putin und Gabriel dabei. Wir wollten denen mal zeigen, wie es hätte sein können. Dass Angela mal ihre Bauchgefühle überwindet und Putin mal so sein kann, wie er will. Und Sigmar Gabriel mal zu dem steht, was er uns versprochen hat: 100% Gleichstellung. Ich glaube, wenn das – obwohl kaum zu glauben – die echten machen würden, dann wären wir nahe am Ziel der Emanzipationsbewegung. Aber das wird noch dauern.

Wie war das mit diesem Homoheft?
Das war die Sonderausgabe: „Das schwule Szenemagazin für den schwulen Mann von heute!“. Komisch, der 1. Preis – ein Stapel alter Rik-Hefte – ist nie abgeholt worden.

Du bist ja vielseitig begabt; was kannst du eigentlich nicht?
Singen. Wenn ich auf der Nubbelverbrennung Lieder anstimme, die die Leute mitsingen sollen, wissen die nie, welches Lied ich da gerade wiedergebe. Ich muss mir mal notieren, nächstes Jahr den Titel des Liedes unbedingt vorher anzusagen und nicht mitzusingen, das ist für die Leute einfacher.

Wann wirst du dich wieder in dein Kostüm werfen?
Am 4. Dezember. Dann moderiere ich mit Olly Schubert in der Maxbar das erste schwule Kneipenquiz mit dem Titel „Ahnungslos durch die Nacht“. Das wird eine schöne Mischung aus absolut bekloppten Fragen und einer Herausforderung ernsthaften Wissens. Wir decken da alle Gebiete ab. Ich sehe gerade, das ist ja schon bald, da muss ich jetzt gleich anfangen, mich vorzubereiten.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Danny Frede im Oktober 2014 geführt.

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