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Cassandra Steen // © Katja Kuhl

Ausgequetscht Cassandra Steen

vvg - 04.05.2017 - 09:00 Uhr

Cassandra wurde bekannt als Sängerin der Gruppe Glashaus. Nach vier Soloalben und 12 Jahren Pause erschien am 28. April das vierte Glashaus-Album  "Kraft" mit Cassandra Steen als Sängerin.

Du bist die Leadsängerin des Trios Glashaus, das aus Moses Pelham und Musikproduzent Martin Haas besteht. Nach dem Debütalbum “Glashaus“ 2001 folgte im Aug. 2002 „Glashaus II.“ und im Mai 2005 das Album „Drei“. Ende 2016 kehrtest du zum 3P-Label zurück und jetzt legt ihr euer 4. gemeinsames Album „Kraft“ vor. Warum lagen 12 Jahre dazwischen, war das so ein Kraft-Akt?
Nein, das war kein Kraftakt. Wir hatten ja über die 12 Jahre immer wieder Kontakt und Moses hat auch Lieder zu meinen Soloalben beigesteuert. Die Verbindung hat immer gehalten, sie war nie abgebrochen. Moses hat nach längerer Zeit mal wieder gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Wir haben uns hingesetzt und er hat mir ein paar Lieder vorgespielt. Wir haben über 1 ½ Jahre am neuen Glashaus-Album gearbeitet und in mehreren Etappen immer wieder Lieder aufgenommen, um zu sehen wo es hinführt.

Du hast mit „Seele mit Herz“, „Darum leben wir“, „Mir so nah“ und „Spiegelbild“ die gleiche Anzahl an Solo-Alben aufgenommen; wie siehst du den Unterschied zwischen deinen Solo-CDs und den Alben mit Glashaus?
Ich, als Cassandra, bin nicht so schwermütig wie die Texte von Glashaus. Ich bin zwar auch nachdenklich, aber bei mir ist immer etwas mehr Freude und mehr Licht als bei Moses.

Was hat sich nach 12 Jahren in eurer Musik und Zusammenarbeit verändert?
Gefühlt haben wir da weiter gemacht, wo wir aufgehört haben. Natürlich haben sich die Inhalte geändert, man kann in Moses Texten eher das Licht am Ende des Tunnels sehen. Für mich sind die Texte auch freier interpretierbar. Wenn es eine Wandlung gegeben hat, dann hat sie sich in Moses vollzogen, obwohl ich auch behaupten kann, dass ich selbst als Person gewachsen bin. Da es deutsche Texte sind, kann es passieren, dass man sich durch die Texte herunterziehen lässt. Wären es englische Texte, würde das nicht so passieren. Deswegen ist es gut, dass Moses Pelham in seiner Wortwahl weiterhin so mutig ist.

Siehst du Glashaus eigentlich als Musikgruppe oder eher als ein Projekt?
Ich sehe Glashaus als Projekt einer Musikgruppe.

 

Cassandra Steen // © Katja Kuhl

Kannst du bei Moses Texten Ideen beitragen, hast du Mitspracherecht oder schon mal etwas aus deiner weiblichen Sichtweise anders gesehen? Deinen Einfluss hast du ja mal ganz knapp mit „Meine Stimme sonst nichts“ beschrieben.
Moses hatte alle Texte schon geschrieben. Er ist ja ein Vollblutkünstler, wenn er mit etwas konfrontiert wird, wird das auch von ihm verarbeitet; egal ob es nun erträglich ist oder nicht. Meine persönliche Einstellung wäre etwas fröhlicher als seine.

Warum ist mit „Do you really wanne be free“ ein kurzer, englischer Einspieler dem Album vorangestellt?
Moses und ich sind beide zweisprachig mit der deutschen und englischen Sprache großgeworden, es gibt einfach bestimmte Dinge, die auf Englisch besser transportierbar sind, als in Deutsch.

Fühlst du dich frei?
Ja, also ich meine, frei zu sein. Man muss sich ja immer mal wieder umsehen in der Welt. Allerdings: jeder wird in jeder Gesellschaft einer bestimmten Gehirnwäsche unterzogen, davon muss man sich erst einmal frei machen, um zu sehen wie die Dinge wirklich sind. Also ich fühle mich wohl und ich denke, dass ich frei bin. Ich bilde mir es auf jeden Fall mal ein.

Titel auf der neuen CD sind „Fühlt sich wie sterben an“ und „Gebt mir mein Leben zurück“, beides Themen wozu man Kraft braucht. Woraus beziehst du in schlechten Zeiten wieder neue Kraft?
Aus meiner Familie und aus der Ruhe. Wenn etwas schwierig wird und droht von den Emotionen unkontrollierbar zu werden, ziehe ich mich in mich zurück.

Die Lieder „Schöner sein“ und „Die Schönheit des Betrachters“ beschäftigen sich mit dem Aussehen. Gibt Schönheit Kraft?
Was ist denn gutes Aussehen und was nicht? Da kommen wir schon wieder zum Betrachter und der Oberflächlichkeit. Für mich kommt Schönheit aus der Ausstrahlung: Wenn ich einem Menschen in die Augen sehe und keine Leere entdecke, finde ich das schön.

Bleiben wir bei einer schönen Frau: Dein 1. Album hieß „Seele mit Herz“, ist das die kurze Beschreibung deiner Person?
Wahrscheinlich, aber ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, die noch andere kurze Beschreibungen für mich haben. Der Titel sollte aber  eher meine Musik beschreiben.

Du bist eine beliebte Duett-Partnerin: Mit Bushido entstand „Hoffnung stirbt zuletzt“, mit Tim Bendzko „Unter die Haut“, mit Adel Tawil „Stadt“, und mit Xavier Naidoo „Lass mich nicht hier“. Ist die Verantwortung bei einem Duett anders, hat man zu zweit mehr Energie?
Ich fühle mich dabei wohler, weil ich mit jemandem noch einmal interagieren kann. Man kann mit den Stimmen spielen und jemanden mit auf der Bühne zu haben, der auch Spaß am Singen hat, setzt einfach mehr Energien frei. Es ist auch verschieden, mit den jeweiligen Duettpartnern, Songs zu schreiben. Ich weiß noch, wie Xavier dazu geholt wurde, um für mich zu schreiben. Dann hat er sich neben mich gesetzt und gesagt, du schreibst aber selber. Das war supersüß und dafür bin ich ihm ewig dankbar. Wir haben nebeneinander gesessen und unabhängig voneinander begonnen, Texte zu schreiben, haben die dann verglichen und schon hatten wir den ersten selben Vers.

Gibt es noch eine Person, mit der du gerne noch ein Duett singen würdest?
Es gibt einen Duettpartner auf meinem nächsten Album, aber das ist noch nicht spruchreif. Wenn ich an den nationalen Bereich denke, auf jeden Fall Peter Fox; ein großartiger Künstler und ein Mensch, der mich wahnsinnig inspiriert und den ich fantastisch finde. Ich glaube, das ist auch mehr als verständlich. Man kann mit Duetten einfach in eine andere Welt eintauchen, bestenfalls in die Musikwelt des Gesangspartners. Man bereichert sich viel mehr, wenn man mit anderen zusammenarbeitet.

Mir fällt auf, dass mir nur Duette mit männlichen Partnern einfallen...
Das ist aber nicht so: Ich hatte auch ein Duett mit Yvonne Catterfield, welches aber nur wenige kennen. Es ist auf ihrer CD „Blau im Blau“ und hieß „Frag nie warum“.

Auf dem Album „Darum leben wir“ - auf dem bittest du übrigens auch um „Kraft“ - heißt es in einem Lied über den endgültigen Abschied: „Ich vermiss dich unendlich, du wirst niemals vergessen sein“. Leben und Sterben liegen da nah aneinander. Wie denkst du über das Leben, das Älterwerden und den Tod?
Der Tod tritt immer öfter in mein Leben. Das Lied ist entstandenen, als meine wunderbare Urgroßtante gestorben ist, welche die Seele unserer Familie war. Da hat man ganz stark gemerkt, dass sie uns einfach fehlte. Ich war damals gerade 19 und ich denke heute noch oft an sie und wie es wäre, wenn sie noch da wäre. Wir haben sie als Kinder und Jugendliche als eine unwahrscheinlich lebensbejahende Person erlebt. Wenn man schon in jungen Jahren mitbekommt, dass andere Personen das Ziel des Alters nicht erreichen, ist man einfach dankbar für jeden neuen Tag, den man erleben darf.

Seit  Mai 2011 bist du Botschafterin für die Tierrechtsorganisation PETA und hast an der Kampagne „Meine Stimme gegen Pelz“ teilgenommen. Was möchtest du mit deinem Engagement bewirken?
Ich bin nicht nur für PETA Botschafterin, sondern auch für den „World Wild Found“. Das Engagement für PETA hing mit meinem Hund zusammen. Es ging darum, aufmerksam zu machen, dass auch für Kunstpelze Tiere sterben müssen. Es ist heute so, dass auch Kunstpelz aus echtem Pelz gemacht wird. Es gibt einen sogenannten Fake-Markt dafür. Ich habe mich engagiert und mich für diese Aktion von PETA für ein Plakatmotiv zusammen mit meinem Hund fotografieren lassen. Gerade Haustiere und andere domestizierte Haustiere werden für die Kunstfellproduktion getötet. Darauf wollte ich aufmerksam machen. Und beim WWF setze ich mich für den Luchs ein, damit er wieder in Deutschland heimisch wird.

Wie ist dein Kontakt zur schwul-lesbischen Szene?
Ich habe ganz viele Freunde, die ich liebe und die ich immer „meine Jungs“ nenne. Es sind aber auch ein paar Heteros dabei, zu denen ich das sage.

Wovon hast du als Kind geträumt und welche Träume haben sich erfüllt?
Mein Kindheitstraum war schon, Sängerin zu werden. Ich habe es mir nur anders vorgestellt, mehr hollywood-like. Der erste Auftritt, an den ich mich erinnern kann, war bei MTV. Die haben doch damals Leute gesucht, das war glaube ich in Stuttgart. Da war bei Karstadt eine Art Casting und ich habe bei einem Auftritt Lauren Hill performed. Mir war immer klar, dass ich das machen werde, egal ob ich erfolgreich bin oder nicht. Es ging für mich nur noch darum, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Und was sind die Träume für deine Zukunft? Wirst du auf Tour gehen?
Ich hoffe, dass es auf Tour geht; das ist gerade in Planung. Ich arbeite auch weiter an meiner nächsten Solo-Platte, die steckt aber noch in den Babyschuhen. Wie ich schon sagte, wird es ein wunderschönes Duett geben, was noch nicht spruchreif ist. Auf die Veröffentlichung freue ich mich schon sehr. Und im Dezember werde ich mit Disney unterwegs sein. Es ist schön bei einem Disneyfilm mitmachen und dann noch bei einem Disney-Konzert dabei sein zu dürfen.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Cassandra Steen im April  2017 geführt.

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