Rückblick auf die gemeinsame Geschichte Cannabis und die LGBTI*-Community
Die Verbindung zwischen der LGBTI*-Community und Cannabis geht schon viele Jahrzehnte zurück. In Teilen der Schwulenszene ist Marihuana seit langem als Partydroge beliebt. Und die Betroffenen der AIDS-Epidemie gehörten in den 1990er Jahren zu den Vorreitern bei der Nutzung von medizinischem Cannabis. In den USA entdecken gerade viele Unternehmen, die Cannabis und andere Hanfprodukte verkaufen, die LGBTI*-Community als Zielgruppe für sich. Und umgekehrt haben auch einige Personen aus dieser Szene den Cannabis-Markt als Unternehmer erobert. Da ist es höchste Zeit für einen Rückblick auf die gemeinsame Geschichte von Cannabis und der LGBTI*-Bewegung.
Vom Rand in die Mitte
Es ist noch gar nicht allzu lange her, da waren Cannabis und LGBTI* absolute Tabuthemen. Wenn in der Mitte der Gesellschaft überhaupt darüber gesprochen wurde, dann auf eine abwertende oder spöttische Art. Aber seit der Jahrtausendwende hat sich hier vieles geändert. Langsam aber sicher erfährt die LGBTI*-Community immer mehr gesellschaftliche Teilhabe. Und auch der Konsum von Cannabis wird längst nicht mehr als charakterliche Verfehlung angesehen. Es ist wohl kein Wunder, dass 2012 im US-Bundesstaat Colorado die gleichgeschlechtliche Ehe und die Legalisierung von Cannabis am selben Tag beschlossen wurden. Seither hat die Entwicklung weltweit zusätzlich an Fahrt aufgenommen. Die zunehmende Akzeptanz für LGBTI*-Rechte ist das Ergebnis jahrzehntelanger, harter Arbeit von vielen Aktivisten. Auch die wissenschaftliche Erkenntnis, dass es sich bei Abweichungen von den gesellschaftlichen Geschlechternormen um ein völlig natürliches Phänomen handelt, dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben. Aber wie sieht es eigentlich bei Cannabis aus?
Cannabis-Legalisierung in den USA
Natürlich gibt es auch seit längerem eine organisierte Bewegung für die Legalisierung von Cannabis. Diese konnte aber lange Zeit bei den wichtigsten gesellschaftlichen Entscheidungsträgern keinen Fuß fassen. Es dürfte eher die Popkultur sein, die mit der Erwähnung von Cannabis in Musiktexten und in Filmen den Weg für die zunehmende Akzeptanz bereitet hat – ganz nebenbei sozusagen. Ausschlaggebend dürfte aber vor allem die Forschung gewesen sein, die zunehmend einen therapeutischen Nutzen für verschiedene Cannabinoide feststellte. Dabei handelt es sich um Chemikalien wie THC, CBD oder CBN, die natürlicherweise im Hanf vorkommen. Sie werden in den Trichomen, kleinen Drüsen auf den Blüten der Hanfpflanze, produziert. Ein Blick auf die Biosynthese dieser Stoffe zeigt, welche große Vielfalt an verschiedenen Varianten dabei entsteht. Fast jedes Cannabinoid, das eingehender untersucht worden ist, hat vielversprechende Eigenschaften. Bei einer solchen Flut an Forschungsergebnissen fällt es der Politik zunehmend schwer, Verbote zu rechtfertigen, die auf althergebrachten Annahmen basieren.
LGBTI* als Zielgruppe
Viele Unternehmen der Cannabis-Branche geben sich fortschrittlich und haben ihre Unterstützung für die Pride-Bewegung öffentlich gemacht. In einigen Fällen mag es sich dabei hauptsächlich um ein Marketingmanöver handeln. Es gibt aber auch Firmen, die so weit gehen, ihre Produkte in erster Linie and die LGBTI*-Community zu richten. So hat die Cannabis-Handelskette The Apothecarium aus San Francisco beispielsweise Aufsehen mit einer Werbeanzeige erregt, die wie ein Grindr-Profil aufgemacht war. Und die Firma Pride Wellness aus Kalifornien hat nicht nur ihr Marketing eindeutig auf eine LGBTI*-Zielgruppe ausgerichtet. Die Eigentümer spenden darüber hinaus für jedes verkaufte Produkt einen Dollar an eine gemeinnützige Organisation für benachteiligte LGBTI*-Senioren. Es sieht also nicht danach aus, als ob die Verbindung zwischen Cannabis und der LGBTI*-Community so schnell abreißt.